Gontschárow
,
Iwan Alexandrowitsch, einer der bedeutendsten russ. Romanschriftsteller, geb. 6. Juni (alten
Stils) 1813 in
Simbirsk als Sohn eines einfachen russischen
Kaufmanns, der früh starb. Obgleich die
Mutter
eine
Frau fast ohne
Bildung war, sorgte sie doch sehr für eine gute
Erziehung des
Knaben und gab ihn in eine von einem
Geistlichen
an der
Wolga auf dem
Gute der Fürstin Cholmskij eingerichtete
Schule, wo er bis zu seinem zwölften Jahr blieb. Darauf
zur weitern
Ausbildung nach
Moskau
[* 2] gebracht, bezog er 1831 die dortige
Universität, absolvierte 1835 in der historisch-philologischen
Fakultät den vollen Lehrkursus und erhielt bald darauf in
Petersburg,
[* 3] wohin er sich wandte, eine
Anstellung als Translateur
im
Finanzministerium. 1852 machte er mit dem Vizeadmiral
Grafen E. Putjatin als
Sekretär
[* 4] desselben eine
Reise um die
Welt, deren
Ziel in der
Eröffnung neuer Handelsbeziehungen mit
Japan
[* 5] lag. Nach der Rückkehr nach
Petersburg trat
er wieder in das
Finanzministerium, ging aber dann in die Oberpostverwaltung über, wo er bis 1872 als
Zensor fungierte.
In den
60er
Jahren war er auch eine Zeitlang
Redakteur der offiziellen
»Nordischen
Post«. Seitdem lebt er zurückgezogen
in
Petersburg. Die
russische Litteratur besitzt von Gontschárow
drei größere
Romane: »Eine alltägliche Geschichte« (1847; deutsch,
Stuttg. 1886),
»Oblomow« (1858; deutsch, Berl. 1885) und »Der Abhang« (1870),
sowie die originelle
Beschreibung seiner
Reise: »Die
Fregatte
Pallas« (1856, 2. Aufl. 1862). Außerdem veröffentlichte
er die scherzhafte
Skizze »Ein litterarischer
Abend« (1880) und
»Vier
Umrisse« (1881). In allen seinen Werken
bewährt sich Gontschárow
als ein vorzüglicher, kunstvoller Erzähler, dessen Schilderungen ebenso ausgezeichnet
sind nach der Seite der
Charakteristik wie hinsichtlich der Verarbeitung und Vertiefung des
Stoffes. Den innersten
Kern des
russischen
Lebens bloßlegend, zeichnet er das geistige und sittliche
Leben seiner
Nation mit scharfen und
klaren
Zügen und schafft vollendete Kunstwerke.