Golther,
Ludwig von, württemb. Minister, geb. in Ulm, studierte in Tübingen die Rechte, wurde 1847 Gerichtsaktuar in Künzelsau, 1850 Oberjustizassessor in Ellwangen, 1851 Regierungsrat bei der Ablösungskommission und 1858 Oberregierungsrat im Ministerium des Innern. Als Staatsrat von Rümelin, Chef des Kultusdepartements, infolge der Ablehnung des Konkordats seitens der Kammer seine Entlassung einreichte, wurde Golther sein Nachfolger. Er legte, nachdem das Konkordat aufgekündigt war, den Kammern ein Kirchengesetz vor, wonach, wie in Baden, das Verhältnis des Staates zur kath. Kirche auf dem Wege der Gesetzgebung geregelt wurde und gab später in seinem Werke: «Der Staat und die kath. Kirche im Königreich Württemberg» (Stuttg. 1874) eine gründliche Darstellung dieses Verhältnisses.
Bei der Thronbesteigung des Königs Karl (1864) wurde Golther zum wirklichen Minister befördert und 1867 zum Präsidenten des Geheimen Rats ernannt. Als Vertreter des großdeutschen Standpunktes sah er sich im März 1870 genötigt zurückzutreten und wurde nun zum Präsidenten des evang. Konsistoriums ernannt. Er starb in Stuttgart. Aus G.s Nachlaß erschien mit einem Vorwort von Fr. Th. Vischer die Studie «Der moderne Pessimismus» (Lpz. 1878).