Goldküste
,
Küstengebiet Westafrikas am Nordrand des
Meerbusens von
Guinea, zwischen der
Zahnküste im W. und der
Sklavenküste
im O., etwa 500 km lang, zum kleinern Teil in französischem, zum größern in britischem
Besitz. Die
englische
Kolonie Goldküste
wird im W. von dem französischen
Assini, im O., wo sie auf die
Sklavenküste hinübergreift, von dem deutschen
Togoland, nach dem Innern zu von den
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Negerreichen Aschanti und Dahomé begrenzt und umfaßt 38,850 qkm (6917 QM.) mit (1883) 651,000 Einw. Administrativ rechnet man auch die Kolonie Lagos (s. d.) hinzu. Die meist flache Küste verläuft sehr gleichmäßig, hat ihren südlichsten Punkt im Kap der drei Spitzen und ist wegen der starken Brandung nur schwer, von März bis Juni aber gar nicht zugänglich; auch die Einfahrten in die zahlreichen aus dem allmählich aufsteigenden (bei Aburi zu 405, bei Akropong zu 420 m) Innern herabströmenden Flüsse [* 3] (Tanoe oder Tando, Ankobar, Busum Prah, Volta u. a.) sind verstopft.
Das Klima [* 4] ist äußerst ungesund; Aburi und Akropong sind die einzigen Gesundheitsstationen an dieser und der Sklavenküste. Flora und Fauna sind dieselben wie die der Guineaküste (s. d.) überhaupt. Viehzucht [* 5] ist infolge des Auftretens einer verderblichen Fliege an der Küste erst in größerer Entfernung von derselben möglich. Die Bewohner, echte Neger, zerfallen in zahlreiche Stämme (Ahanta, Fanti, Adangme u. a.); sie werden unter englischer Aufsicht teils von eignen Königen regiert, teils bilden sie kleine republikanische Staatswesen.
Wörterbücher und Grammatiken der einzelnen Dialekte haben die Baseler, Bremer und englisch-wesleyanische Missionäre ausgearbeitet, und die Bibel [* 6] ist von dem Baseler Missionär Zimmermann in die Gasprache übersetzt worden. Durch diese Missionäre und durch Kaufleute sind die Eingebornen in gewissem geringen Grad kultiviert worden. Ihre Beschäftigung ist vorzugsweise Handel und zwar jetzt vornehmlich mit Palmöl, ehedem aber waren es Sklaven und Goldstaub.
Nach dem Gold [* 7] erhielt diese Küste den Namen, doch wurde nach der Entdeckung größerer Lager [* 8] in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Ausbeutung durch vexatorische Maßregeln der englischen Regierung bedeutend erschwert; erst 1880 trat eine Wendung ein, und es beschäftigten sich danach 30 englische Gesellschaften mit Goldgewinnung, [* 9] dennoch beträgt die Ausfuhr von Gold und etwas Silber nach England jährlich noch nicht einmal 38,000 Pfd. Sterl. Die bisher nicht günstigen finanziellen Erfolge werden auf den Mangel guter Verkehrsmittel zurückgeführt; geplant sind Eisenbahnen von Axim nach Tacquah (72 km) und von Accra nach Cape Coast Castle.
Das Hauptprodukt des Landes ist Palmöl, außerdem werden Guineakörner, von den Eingebornen angefertigte Gold- und Schmuckgegenstände und etwas Elfenbein ausgeführt; der Ertrag der wenigen Pflanzungen von Kaffee, Kakao, Baumwolle [* 10] und Indigo [* 11] ist ein höchst unsicherer und minimaler. Der Wert der Ausfuhr 1883 war 363,868, der Einfuhr 382,582 Pfd. Sterl.; der Schiffsverkehr belief sich auf 396,962 Ton. Die wichtigsten Hafen- und Handelsplätze sind: Apollonia, Axim, Dixcove, Elmina, Cape Coast Castle, Winnebah, Barracoe, Accra, Christiansborg, Adda, Jellakoffee, Keta, Elmina Chica und Danoe. Der Gouverneur residiert mit einem kleinen Stab [* 12] von Beamten in Christiansborg; die Garnison unter englischen Offizieren besteht aus mohammedanischen Haussa. Die Einkünfte der Kolonie, zumeist aus Zöllen, betrugen 1883: 105,646, die Ausgaben 99,289 Pfd. Sterl.; eine Schuld existiert nicht. In Cape Coast Castle erscheinen wöchentlich die »Gold Coast Times«.
Der französische Besitz an der Goldküste
beschränkt sich auf die Faktorei Assini mit umliegendem Gebiet. Die
Franzosen waren übrigens die ersten, welche an dieser Küste erschienen, denn schon 1365 gründeten Kaufleute aus Dieppe
[* 13] hier
Faktoreien; doch wurden dieselben später aufgegeben, und 1484 bemächtigten sich die Portugiesen, welche schon 15 Jahre
früher hierher
Fahrten gemacht hatten, der alten Faktoreien und gründeten neue. Im J. 1595 erschienen
die Holländer, errichteten 1624 Fort Nassau und vertrieben 1634-43 die Portugiesen von allen ihren Posten.
Aber im Frieden von Breda (1672) mußten sie ihre Forts bei dem jetzigen Cape Coast Castle an die Engländer abtreten, welche 1851 von
den Dänen Christiansborg, Augustenborg und Fredensborg und 1871 von den Holländern Sekandi, Tschama, Elmina,
Anamabu, Apagin u. a. erwarben und somit fast in den ganzen Besitz der Goldküste
kamen. 1874 wurde die Colony of the Gold Coast konstituiert,
welcher alle England gehörigen Orte zwischen 5° westl. und 2° östl. L. und zwischen 2° und 5° östl.
L. (Lagos) angehören sollten; 1885 kamen noch das Delta
[* 14] und der Unterlauf des Niger (s. d.) hinzu. An dieser Küste besaß einst
der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg
[* 15] mehrere Plätze (Groß-Friedrichsburg, Accada, Taccarary, Taccrama), welche,
seit 1682 errichtet, 1717 an Holland überlassen wurden. Vgl. Guinea.
Vgl. Cruickshank, Eighteen years on the Gold Coast of Africa (Lond. 1853, 2 Bde.);
Hay, Aschanti und die (a. d. Engl., Berl. 1874);
Gümbel, Beiträge zur Geologie
[* 16] der Goldküste
(Münch. 1881);
Burton und Cameron, To the Gold Coast for gold (Lond. 1883, 2 Bde.);
Zöller, Die deutschen Besitzungen an der westafrikanischen Küste II. (Stuttg. 1885);
Riggenbach, Zum Klima
der Goldküste
(Basel
[* 17] 1886).