Melchior, genannt von Haimisfeld, deutscher Publizist und Historiker, geb. 6. Jan. 1578 zu Espen
im Thurgau,
studierte zu Ingolstadt und Altdorf die Rechte, mußte aber 1598 wegen Armut die Universität verlassen. Nachdem er sich eine
Zeitlang in der Schweiz aufgehalten, auf der Bibliothek von St. Gallen studiert und in Genf
als Hauslehrer gewirkt hatte, ging er 1603 als
Sekretär des Herzogs von Bouillon nach Heidelberg und Frankfurt a. M. 1604 ward er Hofmeister eines Freiherrn
v. Hohensax zu Forsteck, lebte aber bald wieder unstet in mehreren Städten der Schweiz, bis er 1606 nach Frankfurt zurückkehrte,
wo er sein Leben kümmerlich durch Schriftstellerei fristete. 1611 wurde er sachsen-weimarischer Rat, doch gab er schon 1615 diese
Stellung wieder auf, um in die Dienste des Grafen von Schaumburg zu treten; er lebte bis 1624 in Bückeburg.
Später war er als kaiserlicher und kurtrierscher Rat bei mehreren Missionen thätig, stand zuletzt in hessen-darmstädtischen
Diensten und starb als Kanzler der Universität zu Gießen 1635. Seine Korrespondenz war eine sehr ausgedehnte,
die Zahl seiner Schriften, welche sich über alle Wissenschaften verbreiten und in vortrefflichem Latein verfaßt sind,
eine
ungeheure. Durch seine freie Schreibart zog er sich viele Feinde zu, unter andern Scippius und Lipsius.
Seine Schriften sind meist die Resultate gründlicher Forschungen auf dem Gebiet der mittelalterlichen Geschichte und des Staatsrechts;
doch ist er in der Aufnahme von Urkunden oft kritiklos verfahren, es finden sich in seinen Sammlungen eine große Zahl unechter.
Von seinen Werken sind zu nennen: »Scriptores rerum suevicarum« (Frankf. 1605; neue Ausg., Ulm 1727);
»Scriptores rerum alemannicarum«
(Frankf. 1606, 3 Bde.; neue Ausg.
1730);
»Constitutionum imperialium collectio« (das.
1613, 4 Bde.; neue Ausg. 1674);
»Monarchia romani imperii« (Hannov. 1611-14, 3 Bde.);
»Commentarii de regni Bohemiae juribus« (das. 1627, 2 Bde.).
Er gab auch Wilibald Pirkheimers und de Thous Schriften heraus. Die Reste seiner reichhaltigen Bibliothek werden in Bremen aufbewahrt.
Melchior, genannt von Haiminsfeld, Polyhistor, Jurist und Historiker, geb. 6. Jan. 1578 zu Espen bei Bischofszell
in der Schweiz, studierte zu Ingolstadt und Altdorf die Rechte und führte seitdem ein unstetes Leben an den
verschiedensten Höfen in wechselnder Stellung. Von Schobinger in St. Gallen unterstützt, lebte er seit 1598 in der Schweiz,
wurde 1604 Hofmeister eines Freiherrn von Hohensax, fristete seit 1606 in Frankfurt durch Schriftstellerei und Korrekturen
sein Leben, wurde 1611 sachsen-weimar. Rat, 1615 Rat des Grafen von Schaumburg in Bückeburg, zog 1625 wieder
nach Frankfurt, während er Bibliothek und Manuskripte in Bremen ließ, und starb in hessen-darmst. Diensten 11. Aug. 1635 als
Kanzler der Universität Gießen. Seine Existenzsorgen zwangen ihn zu
mehr
überaus zahlreichen schriftstellerischen Arbeiten aus allen Wissensgebieten, die nicht immer das Gepräge der Gediegenheit
tragen, wenn auch der Vorwurf der Fälschung ungerecht scheint. Ausgezeichnet durch neue Forschungen auf dem Gebiete der mittelalterlichen
Geschichte und des Staatsrechts sind die «Scriptores rerum Suevicarum» (Frankf. 1605),
«Scriptores rerum Alamannicarum» (3 Bde.,
ebd. 1606; neue Ausg. 1730),
seine «Commentarii de regni Bohemiae iuribus et privilegiis» (ebd. 1627),
seine vielen Sammlungen von Reichsgesetzen u. s. w. In diesen und andern histor. und jurist.
Werken veröffentlicht, citiert und erklärt Goldast mit Vorliebe althochdeutsche Schriften und Worte sowie mittelhochdeutsche
Dichter; durch Schobinger hatte er die große Heidelberger Liederhandschrift kennen gelernt, teilweise
abgeschrieben und plante sogar eine Ausgabe; seine Mitteilungen blieben lange die einzige Quelle ihrer Kenntnis in Deutschland.