Goldast
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Melchior, genannt von Haiminsfeld, Polyhistor, Jurist und Historiker, geb. zu Espen bei Bischofszell in der Schweiz, [* 2] studierte zu Ingolstadt [* 3] und Altdorf die Rechte und führte seitdem ein unstetes Leben an den verschiedensten Höfen in wechselnder Stellung. Von Schobinger in St. Gallen unterstützt, lebte er seit 1598 in der Schweiz, wurde 1604 Hofmeister eines Freiherrn von Hohensax, fristete seit 1606 in Frankfurt [* 4] durch Schriftstellerei und Korrekturen sein Leben, wurde 1611 sachsen-weimar. Rat, 1615 Rat des Grafen von Schaumburg in Bückeburg, [* 5] zog 1625 wieder nach Frankfurt, während er Bibliothek und Manuskripte in Bremen [* 6] ließ, und starb in hessen-darmst. Diensten als Kanzler der Universität Gießen. [* 7] Seine Existenzsorgen zwangen ihn zu ¶
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überaus zahlreichen schriftstellerischen Arbeiten aus allen Wissensgebieten, die nicht immer das Gepräge der Gediegenheit tragen, wenn auch der Vorwurf der Fälschung ungerecht scheint. Ausgezeichnet durch neue Forschungen auf dem Gebiete der mittelalterlichen Geschichte und des Staatsrechts sind die «Scriptores rerum Suevicarum» (Frankf. 1605),
«Scriptores rerum Alamannicarum» (3 Bde., ebd. 1606; neue Ausg. 1730),
seine «Commentarii de regni Bohemiae iuribus et privilegiis» (ebd. 1627),
seine vielen Sammlungen von Reichsgesetzen u. s. w. In diesen und andern histor. und jurist.
Werken veröffentlicht, citiert und erklärt Goldast
mit Vorliebe althochdeutsche Schriften und Worte sowie mittelhochdeutsche
Dichter; durch Schobinger hatte er die große Heidelberger Liederhandschrift kennen gelernt, teilweise
abgeschrieben und plante sogar eine Ausgabe; seine Mitteilungen blieben lange die einzige Quelle
[* 9] ihrer Kenntnis in Deutschland.
[* 10]