Gogol
(spr. gógolj
), Nikolaj Wassiljewitsch, russ.
Dichter, geb. 31. (19.) März 1809 in Sorotschinzy im Gouvernement Poltawa, ging 1828 nach
Petersburg
[* 2] und wurde 1830 als
Kanzlist
bei einem Ministerium angestellt, nahm jedoch bald seinen
Abschied und betrat die litterar. Laufbahn. 1830 erschien seine
erste Erzählung u.d.T. «Bassawrjuk oder der
Abend vor dem Johannisfest», 1831 ein
Kapitel aus einem histor.
Roman «Der Hetman». Er wurde nun mit Shukowskij, Puschkin und Pletnew,
dem
Kurator des Patriotischen
Instituts, bekannt.
Letzterer verschaffte ihm eine Stelle als Litteraturlehrer am Institut und Privatstunden. 1834 wurde er Adjunkt für mittlere Geschichte an der Petersburger Universität, nahm aber bereits 1835 seinen Abschied. 1831 erschien anonym der erste Teil seiner «Abende auf einem Meierhof bei Dikanjka», kleinruss. Erzählungen, die großen Erfolg hatten. Die Frucht seiner histor. Forschungen war der histor. Roman «Tarasj Buljba» (deutsch nach Viardot von Bode, Lpz. 1846). 1834 erschienen die «Arabesken» und die «Erzählungen von Mirgorod», meist romantisch gefärbte Novellen.
Indessen kommt bereits seine realistische Richtung zum Durchbruch in den Schilderungen aus den kleinrussischen kleinbürgerlichen und Petersburger Beamtenkreisen («Altväterische Gutsbesitzer», «Wie Iwan Iwanowitsch und Iwan Nikiforowitsch sich verzankten», «Der Newskij-Prospekt», «Die Nase», [* 3] «Die Kalesche», «Der Mantel»). 1836 wurde mit ungeheuerm Erfolg «Der Revisor» in Petersburg aufgeführt, eine unbarmherzige Schilderung der Beamtenwirtschaft (neueste Ausg. von N. Tichonrawow, Mosk. 1886; deutsch von Viedert, Berl. 1854),
die die Wut der gegeißelten
Kreise
[* 4] erregte. Im
Sommer 1836 ging
Gogol
ins
Ausland und hielt sich größtenteils in
Rom
[* 5] auf. 1837 begann er sein Hauptwerk die
«Toten Seelen»
(Tl. 1, 1842; deutsch
von Löbenstein, Lpz. 1846),
wozu ihn Puschkin angeregt hatte, fühlte sich aber, je weiter er kam, desto unbefriedigter. Die Erfolge des «Revisors» und der «Toten Seelen» steigerten sein Selbstbewußtsein ins Maßlose; er hielt sich für von Gott inspiriert, richtete tadelnde und ermahnende Briefe an seine Freunde und gab einen Teil dieser Korrespondenz als «Ausgewählte Stellen aus einer Korrespondenz mit Freunden» (1846) heraus. In seinen lichten Augenblicken arbeitete er an der Fortsetzung der «Toten Seelen», verbrannte aber dann das Geschriebene wieder. 1848 machte er eine Pilgerfahrt nach Jerusalem [* 6] und kehrte nach Rußland zurück, um nicht wieder wegzugehen.
Die letzten Jahre lebte er in Moskau, [* 7] wo er 4. März starb. Die beste Ausgabe seiner Werke ist bisher die von P. Kulisch (6 Bde., davon 2 Bde. Briefe, Petersb. 1858). Eine neue kritische Ausgabe: «G.s Werke» (10.Ausg.),
wird von
Nik. Tichonrawow veranstaltet. Die beste
Biographie G.s sind P. Kulischs «Aufzeichnungen über das Leben N. W.
Gogol
, zusammengestellt aus den
Erinnerungen seiner Freunde und seinen eigenen
Briefen» (2 Bde., Petersb.
1856).
Übersetzungen ins Deutsche
[* 8] finden sich in Wolfsohn,
«Russisches Leben und
Dichten » (ebd. 1851); Ascharin,
«Russischer
Novellenschatz» (in «Reclams
Universalbibliothek» und in der «Kollektion Spemann»).