Görlitzer Neiße
5 Wörter, 33 Zeichen
Görlitzer
Neiße
[* 2] (Neisse), [* 4] Name dreier hauptsächlich der preuß. Provinz Schlesien [* 5] angehöriger Flüsse: [* 6]
1) Die Lausitzer oder Görlitzer Neiße
, Nebenfluß der Oder, entspringt oberhalb Reichenberg
[* 7] in Böhmen,
[* 8] 345 m ü. M., tritt südlich
von Zittau
[* 9] nach Sachsen
[* 10] und bei Radmeritz nach Schlesien über und mündet nach einem Laufe von 225 km bei Ratzdorf im Kreis
[* 11] Guben
[* 12] in der Provinz Brandenburg
[* 13] 32 m ü. M. in die Oder. Sie ist auf 53 km flößbar, auf 15 km
schiffbar. Ihre bedeutendsten Zuflüsse sind: die Wittich, Lubis und Mandau.
[* 14] -
2) Die Glatzer oder Schlesische Neiße
entspringt am Glatzer Schneegebirge, fließt nördlich an Habelschwerdt und Glatz
[* 15] vorbei, durchbricht
dann das Glatzer Gebirge im Warthapaß und wendet sich östlich nach Neiße
, hierauf nördlich nach Michelau,
endlich nordöstlich und mündet unterhalb Schurgast auf der Grenze der Regierungsbezirk Oppeln
[* 16] und Breslau
[* 17] nach einem Laufe von 195 km, 138 m ü. M.,
in die Oder. Sie ist flößbar und von Löwen
[* 18] ab (15 km) schiffbar. Ihre bedeutendsten Nebenflüsse sind:
rechts die Wölfel, Glatzer Biele, Neißer
Biele und Falkenberger Steine;
links die Weistritz, Glatzer Steine und Pause.
Die Neiße
ist
fischreich, richtet aber durch Überschwemmung oft große Verheerung an. -
3) Die Wütende Neiße
, ein Nebenfluß der Katzbach (s. d.).
Neiße,
Kreisstadt und Festung
[* 19] im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, in fruchtbarer Gegend am Einfluß
der Biele in die Glatzer Neiße, Knotenpunkt der Linien Kosel-Kamenz und Neiße-Brieg der Preußischen Staatsbahn, 185 m ü. M., besteht
aus der eigentlichen Stadt auf dem rechten und der Friedrichsstadt auf dem linken Ufer der Neiße.
Als Festung ist Neiße
namentlich
seit der Aufgabe von Kosel
[* 20] und Schweidnitz
[* 21] von großer
Wichtigkeit. Die Umwallungen der eigentlichen Stadt
sind im NO., am Bahnhof, weiter hinausgerückt worden, wodurch die Stadt Raum zu weiterer Ausdehnung
[* 22] gewonnen hat.
Die Straßen sind größtenteils breit und freundlich, der Marktplatz groß. Neiße
hat 2 evangelische und 7 kath.
Kirchen (unter letztern die 1430 vollendete herrliche Jakobikirche mit einem sehr hohen, von schlanken
Pfeilern getragenen Schiff,
[* 23] die Kreuzkirche und die von den Jesuiten 1688 erbaute Gymnasialkirche, eine neue evang. Garnisonkirche
ist [1887] im Bau), eine Synagoge, ein Rathaus mit 88 m hohem Turm,
[* 24] ein neues Stadthaus, schöne Schulhäuser, einen ehemaligen
bischöflichen Palast und ein Denkmal Eichendorffs.
Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der Garnison (ein Infanteriereg. Nr. 23, 2 Infanteriebat. Nr.
63, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 21, ein Bat. Fußartillerie Nr. 6, ein Pionierbat. Nr.
6.) auf 21,837 Seelen, meist Katholiken. In industrieller Hinsicht sind nur einige Wassermühlen, Maschinenfabriken etc. anzuführen.
Wichtig dagegen sind die Wochenmärkte und der Handel mit Landesprodukten; auch der Gemüsebau in der fruchtbaren
Gegend ist erheblich. Neiße
ist Sitz des Stabes der 12. Division, der 23. und 24. Infanterie- und der 12. Kavalleriebrigade, einer
Festungskommandantur, eines Landgerichts, einer Reichsbanknebenstelle und hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Kriegsschule,
ein Theater,
[* 25] ein Priesterhaus für alte katholische Geistliche (Domus emeritorum), ein großes Hospital,
ein Kloster der Grauen Schwestern etc. Zum Landgerichtsbezirk Neiße
gehören die acht Amtsgericht zu Falkenberg, Friedland, Neiße
, Neustadt,
[* 26] Oberglogau, Ottmachau, Patschkau und Ziegenhals. - Neiße
soll im 10. Jahrh. erbaut worden sein und wurde nachher Hauptort
des gleichnamigen Fürstentums, welches 1199 in den Besitz des Bistums Breslau überging. Es erhielt schon 1350 durch
Bischof Przeclaw Mauern, hinter welchen die Bewohner 1428 den Hussiten tapfern Widerstand leisteten.
Während des Dreißigjährigen Kriegs ward die Stadt dreimal feindlich besetzt: 1621 vom Markgrafen Johann Georg von Jägerndorf, 1632 von
den Sachsen und 1642 von den Schweden
[* 27] unter Torstensson. Im ersten Schlesischen Krieg 1741 von den Preußen
[* 28] belagert, hielt sie sich trotz des heftigen Bombardements (13.-21. Jan.) und kam erst 1. Nov. durch Kapitulation in preußischen
Besitz. Friedrich d. Gr. legte 1743 den Grundstein zu dem Fort Preußen sowie zu der nach ihm benannten Friedrichsstadt. 1758 wurde
Neiße
zwar von den Österreichern unter General de Ville belagert, die Belagerung jedoch bei dem Herannahen Friedrichs d. Gr. aufgehoben.
Einige Jahre später hatte Kaiser Joseph II. hier mit Friedrich d. Gr. eine Zusammenkunft. Am begann
der französische General Vandamme die Belagerung der Stadt und zwang sie 16. Juni zur Kapitulation.
Vgl. Kastner,
Urkundliche Geschichte der Stadt Neiße
(Neiße u. Bresl.
1854-1867, 3 Bde.);
Schulte, Beiträge zur Geschichte von Neiße (Neiße 1881);
Mücke, Führer durch Neiße (Freiw. 1887).
Das ehemalige Fürstentum Neiße, mit einem Areal von 2120 qkm (38,5 QM.), umfaßte die Städte Neiße, Grottkau, Patschkau, Ottmachau, Ziegenhals, Weidenau, Zuckmantel, Jauernig und Freiwaldau und kam 1201 durch Schenkung an das Bistum Breslau. 1344 erwarb der Bischof Przeclaw durch Kauf auch das Grottkauer Gebiet. Seit 1810 alle geistlichen
[* 2] ^[Abb.: Wappen [* 29] von Neiße.] ¶
Güter in Preußen für Staatseigentum erklärt worden sind, bildet das Fürstentum mit 1240 qkm (22,5 QM.) die Kreise [* 31] Neiße und Grottkau des Regierungsbezirks Oppeln. Der österreichische Teil des Fürstentums, 880 qkm (16 QM.), ist noch im Besitz des Bischofs von Breslau und das Städtchen Jauernig nebst dem dabei gelegenen Schloß Johannisberg Sitz der fürstbischöflichen Regierung.
Nr. | Ergebnis | Neiße |
---|---|---|
1 | ****** | Nei|ße, die; -: 1. Nebenfluss der mittleren Oder (Lausitzer Neiße). 2. Nebenfluss der oberen Oder (Glatzer ... |
2 | Oder-Nei|ße-Li|nie, die; -: hauptsächlich durch den Verlauf der Flüsse Oder u. Neiße markierte Westgrenze ... |
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Neiße(+1)
Neiße (Fürstenth.)
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
12.43 | Neiße | Schulte | Beiträge zur Geschichte von N. | (Neiße 1881) |
12.43 | Neiße | Kastner | Urkundliche Geschichte der Stadt N. | (Neiße u. Bresl. 1854-1867, 3 Bde.) |
62.234 | Neisse | Minsberg | Geschichtliche Darstellung der merkwürdigen Ereignisse in der Fürstentumstadt N. | (Neisse 1834) |
12.43 | Neiße | Mücke | Führer durch N. | (Freiw. 1887) |
62.234 | Neisse | Kastner | Geschichte der Stadt N. | (ebd. 1854–67) |
12.44 | Neiße | Der österreichische Teil des Fürstentums | 880 qkm | (16 QM.) |
62.234 | Neisse | Schulte | Beiträge zur Geschichte von N. | (ebd. 1881) |
55.117 | Deutschland | Gebirgsbildungen im Quellgebiete der Oppa | March und Glatzer Neisse, die im Altvater | (1490 m) |
51.480 | Altpreußische Befestigungsmanier | Die von jenem ausgeführten Bauten in Stettin, Magdeburg, Glogau | Neisse zeigen meist | (s. Fig. 1) |
8.172 | Harnisch | "Trost in Leid" | (2. Aufl., Neiße 1870) | |
1.177 | Afrika | Knütgen | Die Ansichten der Alten über die Nilquellen | (Neiße 1876) |
12.89 | Neumann | "Gesammelte Dichtungen" | (Neiße 1856) | |
53.513 | Breslau | Glogau, Kattowitz, Lissa, Neisse, Oppeln | Posen und Ratibor, zweier Betriebsämter | (270,62 und 324,80 km) |
53.533 | Brieg | Kreisstadt im Kreis B. | 41 km von Breslau, in 148 m Höhe, am linken Oderufer und an den Linien Breslau-Oderberg, Neisse-B. | (47,50 km) |
7.600 | Grafenort | Regierungsbezirk Breslau | Kreis Habelschwerdt, an der Neiße, hat ein Schloß des Grafen von Herberstein mit ausgezeichneter Schäferei, eine große Mühle und | (1885) |
14.664 | Schurgast | Regierungsbezirk Oppeln | Kreis Falkenberg, an der hier schiffbaren Neiße, 159 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Korbflechtschule und | (1885) |
5.257 | Duveyrier | "Annales des voyageurs" und die "Revue algérienne et coloniale" | Der Krieg von 1870 brachte ihn als Gefangenen nach Neiße. Danach übernahm er (1878) | |
13.385 | Priebus | Regierungsbezirk Liegnitz | Kreis Sagan, an der Lausitzer Neiße, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, ein Holzsägewerk und | (1885) |
7.851 | Grottkau | Regierungsbezirk Oppeln | 175 m ü. M., an der Linie Neiße-Brieg der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Kirche, Brückenwagenfabrikation, Gemüsebau und | (1885) |
56.781 | Fiedler | Heinrich | Schulmann und Mineralog, geb. 10. 1833 zu Neisse, studierte Naturwissenschaften und Mathematik zu Breslau, wurde 1854 Lehrer am Realgymnasium zum heiligen Geist, 1876 Direktor der neuen Gewerbeschule | (jetzigen Oberreal- und Baugewerkschule) daselbst. |
8.569 | Hirschfelde | Kreishauptmannschaft Bautzen | Amtshauptmannschaft Zittau, an der Lausitzer Neiße und der Linie Görlitz-Zittau der Preußischen Staatsbahn, hat bedeutende Flachsspinnerei, Leinen-, Orléans- und Bettzeugweberei, eine Burgruine und | (1885) |
12.835 | Penzig | Regierungsbezirk Liegnitz | Landkreis Görlitz, an der Lausitzer Neiße und der Linie Kohlfurt-Görlitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kathol. Kirche, eine Oberförsterei, 8 Glasfabriken | (mit ca. 1200 Arbeitern) |
7.983 | Habelschwerdt | Regierungsbezirk Breslau | 330 m ü. M., an der Glatzer Neiße und der Linie Breslau-Mittelwalde der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und 2 kath. Kirchen, ein kath. Lehrerseminar, Fabrikation von Zündwaren und Holzstiften und | (1885) |
12.548 | Ostritz | Kreishauptmannschaft Bautzen | Amtshauptmannschaft Zittau, an der Lausitzer Neiße und der Linie Görlitz-Zittau der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, bedeutende Jutespinnerei, Fabrikation seidener, halbseidener, baumwollener und wollener Stoffe, von Waschmaschinen und | (1885) |
16.403 | Wartha | Regierungsbezirk Breslau | Kreis Frankenstein, an der Glatzer Neiße, die hier im Warthapaß zwischen dem Eulen- und Reichensteiner Gebirge zur Ebene durchbricht, und an der Linie Breslau-Mittelwalde der Preußischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche, Fabrikation von Spielwaren, Handel mit Rosenkränzen etc. und | (1885) |
53.260 | Bolkenhain | Kreisstadt im Kreis B. | 38 km südlich von Liegnitz, in 300 m Höhe, an der Wütenden Neisse und an den nördl. Ausläufern des Waldenburger Berglandes sowie an der Nebenlinie Striegau-B. | (191 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat steile Straßen, die zum Teil mit gewölbten Lauben versehen sind, mit dem einverleibten Dorfe Groß-Waltersdorf (1890) |
12.562 | Ottmachau | Regierungsbezirk Oppeln | Kreis Grottkau, an der Neiße und der Linie Kosel-Kamenz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Zuckerfabrik, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, eine große Mahlmühle, Knochenstampfe und | (1885) |
58.61 | Glatzer Gebirge | Gebirge | Hauptteil der Sudeten | (s. d.), zu beiden Seiten der obern Neisse, ein Gebirgsviereck, dessen Inneres, der Glatzer Gebirgskessel, eine 325–400 m hohe Hügellandschaft, von 4 höhern Randgebirgen umschlossen wird: im S. vom Glatzer Schneegebirge mit dem Großen oder Glatzer Schneeberg 1427 m, im NO. vom Reichensteiner |
11.693 | Mittelwalde | Regierungsbezirk Breslau | Kreis Habelschwerdt, an der Neiße, Knotenpunkt der Linien Breslau-M. der Preußischen Staatsbahn und Chlumetz-M. der Österreichischen Nordwestbahn, 429 m ü. M., hat ein altes und ein neues Schloß, 2 kath. Kirchen, ein Amtsgericht, ein preußisches und ein österreichisches Hauptzollamt, | (1885) |
16.896 | Ziegenhals | Regierungsbezirk Oppeln | Kreis Neiße, an der Freiwaldauer Biele, Knotenpunkt der Linie Deutsch-Wette-Z. der Preußischen Staats- und Jägerndorf-Z. der Mährisch-Schlesischen Zentralbahn, 275 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein kath. Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, | (1885) |
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