Godunów,
Boris Feodorowitsch, russ. Zar, geb. um 1551, verlebte seine Jugend am Hofe des Zaren Iwan des Schrecklichen und wurde von diesem in den Beirat berufen, den derselbe für seinen schwachen Sohn Feodor I. einsetzte. Schon vom Anfang der Regierung dieses Zaren an (1584), der G.s Schwester Irma zur Gemahlin hatte, gelang es ihm, sich zum eigentlichen Regenten des Reichs aufzuwerfen. 1584 wurde er zum Großbojaren erhoben und zum Statthalter der Zartümer Kasan und Astrachan ernannt.
Seine Gegner ließ er gefangen setzen oder in die Verbannung schicken. So wurde die verwitwete Zarin Maria, die siebente Frau Iwans, mit ihrem kleinen Sohn Dmitrij Iwanowitsch, dem letzten Sproß des moskauischen Herrscherhauses der Ruriks, nach Uglitsch verwiesen. Zur Befestigung der unter Iwan begonnenen Eroberung Sibiriens gründete Godunów Tobolsk (1587). Die damals noch häufig das südl. Rußland heimsuchenden krimschen Tataren, die 1591 sogar Moskau bedrohten, schlug er erfolgreich zurück.
Seinen vielfachen Bemühungen, Rußland mit dem civilisierten Europa in Verbindung zu bringen, verdankten die Engländer ihre Handelsvorrechte. Die russ. Kirche machte Godunów vom Patriarchat zu Konstantinopel frei, indem er mit Hilfe der Patriarchen von Antiochien und Konstantinopel die Errichtung eines besondern russ. Patriarchats zu Wege brachte (1589). Um sich den Weg zum Thron zu bahnen, ließ er den Zarewitsch Dmitrij ermorden und nahm nach dem Tode des Zaren Feodor die russ. Krone an. Auch jetzt führte er seinen Plan, Rußland zu heben, kräftig fort, eröffnete den Seefahrern, namentlich der Hansa, Zutritt in sein Reich, aber manche Neuerungen, besonders die schon unter Feodor I. zur Erhaltung der wirtschaftlichen und militär. Leistungsfähigkeit des kleinen Adels 1592 und 1597 angeordnete Beschränkung des Freizügigkeitsrechts der Bauern und die Hinneigung zu den Fremden erregten den Unwillen des Volks. Daher fand der erste falsche Demetrius (s. d.) sehr leicht Glauben. Dieser war 1604 in Rußland eingedrungen, und bereits hatte sich das südl. Rußland für ihn