Gobelins
(frz., spr. gob'läng), gewebte, zur Bekleidung der Wände oder auch der Möbel [* 3] dienende Teppiche, die ihren Namen von der Färberfamilie Gobelin erhalten haben. Der erste aus dieser Familie war Jean Gobelin, der um die Mitte des 15. Jahrh. bei Paris [* 4] eine Wollfärberei anlegte; seine Nachfolger setzten diese fort und gründeten dazu im 16. Jahrh. eine Teppichfabrik, die Ludwig XIV. ankaufte. Die Arbeiten dieser königl. Anstalt wurden vielfach zu königl. Geschenken und für den Bedarf der königl. Schlösser verwendet.
Als Staatsanstalt besteht diese Fabrik bis auf den heutigen Tag, während die zahlreichen Fabriken ähnlicher Art, die unter fürstl. Schutz in verschiedenen Ländern entstanden, gegen Ende des 18. Jahrh. wieder zu Grunde gingen, so die in Rom, [* 5] Florenz, [* 6] München, [* 7] Berlin, [* 8] Madrid, [* 9] Brüssel [* 10] u.a. Die Technik, vermutlich orient. Herkunft, ist dieselbe, wie sie im Mittelalter seit dem 11. Jahrh. in verschiedenen Ländern Europas geübt wurde. Sie ist, je nachdem auf stehender oder liegender Kette gearbeitet wird, entweder Hautelisse- oder Basselisseweberei.
Die
Aufgabe der Gobelinmanufaktur besteht in dem
Kopieren eines Gemäldes mit gefärbten Wollfäden; als
Vorlagen dienen Ölgemälde
oder Kartons. Berühmt sind die Gobelins
nach den Kartons, die
Raffael 1515-16 auf
Befehl des Papstes
Leo X. anfertigte
(jetzt, 7 an Zahl, im
South Kensington Museum zu
London).
[* 11] Es wurden von jedem der zehn
Bilder (Scenen aus dem
Neuen
Testament
darstellend) zwei Exemplare zu
Arras
[* 12] in Flandern gewebt, wovon die einen sich in sehr beschädigtem Zustande im
Vatikan
[* 13] zu
Rom befinden, die andern (neun
Teppiche), ursprünglich für
Heinrich VIII. von England gefertigt, 1844 in
das
Alte Museum zu
Berlin kamen. (S.
Arrazzi.) Die in
Dresden
[* 14] befindlichen sind erst in späterer Zeit, wahrscheinlich in England
gewebt. -
Vgl. Müntz, La tapisserie (Par. 1883);
J. Guiffrey, La tapisserie depuis le moyen âge jusqu'à nos jours (Tours [* 15] 1885);
Havard und Bachon, Les manufactures nationales: les gobelins
, la savonnerie, Sèvres,
Beauvais (75
Tafeln,
Par. 1889);
Gerspach, La manufacture nationale des gobelins
(ebd. 1892).