Titel
Gmünd.
[* 2]
1) Oberamt im württemb. Jagstkreis, hat (1890) 36836 (17749 männl., 19087 weibl.) E., darunter 9992 Evangelische und 97 Israeliten, 2 Städte und 24 Landgemeinden. –
2) Gmünd
oder Schwäbisch-Gmünd
, Oberamtsstadt im Oberamt Gmünd
, 51 km im SO.
von
Stuttgart,
[* 3] an der Linie
Stuttgart-Nördlingen der Württemb. Staatsbahnen,
[* 4] in dem reizenden
Thale der von einer schönen
Brücke
[* 5] überspannten Rems, ist Sitz des Oberamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Ellwangen) und trägt mit ihren
Kirchen,
Türmen und einigen Bruchstücken der Ringmauer immer noch das Gepräge einer alten Reichsstadt.
Die Stadt hat (1890) 16818 (8238 männl., 8580 weibl.) E., darunter 5330
Evangelische und 97 Israeliten, in Garnison das 3.
Bataillon
des 122. Infanterieregiments
Kaiser
Franz
Joseph von
Österreich,
[* 6] König von
Ungarn,
[* 7] und die 4.
Abteilung des 29. Feldartillerieregiments
Prinz-Regent Luitpold von
Bayern;
[* 8] Post,
Telegraph,
[* 9] ein Reallyceum (Realprogymnasium), eine Zeichen-, Ciselier-
und eine gewerbliche Fortbildungsschule mit Gewerbemuseum, kath.
Lehrer- und Lehrerinnenseminar, eine königl. und eine Privattaubstummenanstalt,
ein Blindenasyl, eine bedeutende
Irrenanstalt unter der Leitung der
Barmherzigen Schwestern, deren Mutterhaus in Gmünd
ist, zwei
Hospitäler, ein musterhaftes Zuchthaus (in dem ehemaligen, 1240 erbauten Dominikanerinnenkloster Gotteszell).
Unter den sechs Kirchen sind besonders merkwürdig die roman. St. Johanniskirche, in letzter Zeit renoviert, und die got. Heiligkreuzkirche, 1510 vollendet, mit Türmen (1492), Portalskulpturen (1380) und Altarschnitzereien (15. Jahrh.). Die außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe gelegene Salvatorkirche mit zwei in den Felsen gehauenen Kapellen ist eine sehr besuchte Wallfahrtsstätte. Von den vielen Kapellen bestehen nur noch die zu St. Joseph und Herrgottsruhe; die Gebäude der 1803 eingezogenen Klöster werden zu andern Zwecken benutzt. Handel und Gewerbfleiß, im Mittelalter in hoher Blüte, [* 10] sanken seit Anfang des 17. Jahrh., haben sich aber in neuerer Zeit wieder sehr gehoben. Es besteht besonders Fabrikation von ciselierten und gravierten Gold- und Silberwaren (s. Goldwaren), von Kupfer-, Bronze- und Messingwaren, ¶
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Wachsarbeiten, Mobilien, Tabletterie-, Holzschnitz- und Drechslerwaren; ferner Eisengießereien, Mühlwerke sowie Obstbaumzucht.
Bedeutend ist die Ausfuhr von Gold- und Silberschmuckwaren und silbernen Geräten. 7 km im SW. zwischen dem Hohenstaufen und
dem Stauffen die zwei Kuppen des Rechberges, die eine mit einer Wallfahrtskirche, die andere mit der Ruine des ehemaligen Schlosses
Rechberg oder Hohenrechberg
, der Stammburg der Grafen von Rechberg. – Gmünd
hieß früher Kaisersreuth und machte sich nach dem
Aussterben des hohenstaufischen Hauses reichsfrei. Ungeachtet der innern Fehden zwischen Patriciat und Zünften, die selbst
noch zu Anfang des 18. Jahrh, sich erneuten, blieb es selbständig, bis es 1803 an Württemberg
[* 12] kam. -
Vgl. Grimm, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd
(Gmünd
1867);
Kaißer, Führer durch Gmünd
und seine Umgebung (ebd. 1882).