Glykokóll
(Glycocoll,
Glykochol),
Glycin, Leimsüß, Leimzucker, eine
Verbindung von der Zusammensetzung C2H5O2N,
die beim
Kochen von Leim,
Hippursäure und
Glykocholsäure mit verdünnten Säuren als Spaltungsprodukt
auftritt. Es ist die einfachste
Amidosäure (s. d.),
Amidoessigsäure, NH2•CH2•COOH. Das Glykokóll
ist auch synthetisch
auf verschiedenen Wegen gewonnen worden, wird aber am besten aus der
Hippursäure
(Benzoylglykokoll) dargestellt, indem man
dieselbe mit Salzsäure kocht, die auskrystallisierte
Benzoesäure abfiltriert und aus der eingedampften Lösung das salzsaure
Salz
[* 2] des Glykokóll
krystallinisch gewinnt.
Das Glykokóll
bildet farblose große rhombische
Krystalle, löst sich in Wasser leicht, in
Alkohol und
Äther sehr schwer, schmeckt
süß, schmilzt bei 236° und zersetzt sich bei stärkerm Erhitzen. Wie alle
Amidosäuren vereinigt das in sich die Eigenschaften
einer
Ammoniakbase und einer Säure; die Lösung reagiert daher neutral, und es giebt sowohl mit Säuren
als auch mit
Basen
Salze, die gut krystallisieren. Das salzsaure
Salz hat die Formel HCl•NH2•CH2•COOH.
Besonders charakteristisch ist das Kupfersalz (Glykokoll
kupfer), (C2H4NO2)2Cu+H2O, das aus der heißen Lösung
von Kupferoxyd in in dunkelblauen
Nadeln
[* 3] krystallisiert. Das Glykokóll
liefert einen Äthylester, NH2•CH2•COOC2H5,
der durch Behandlung mit salpetriger Säure in den interessanten
Ester der Diazoessigsäure übergeht. Sarkosin und
Betain
sind
Abkömmlinge des Glykokóll
, die Methylgruppen am
Stickstoff enthalten.