Glykocholsäure
,
s. Galle und Gallensäuren.
Glykocholsäure
120 Wörter, 893 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Glykocholsäure,
s. Galle und Gallensäuren.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Glykocholsäure,
eine Säure von der Zusammensetzung C26H43NO6, deren Natronsalz neben taurocholsaurem
Natron den Hauptbestandteil der Galle (besonders der Grasfresser) ausmacht. Aus dieser wird sie durch verdünnte Säuren krystallinisch
abgeschieden. Sie ist in Wasser sehr schwer löslich, krystallisiert in seinen glänzenden Nadeln
[* 2] und schmilzt bei 133°.
Durch Zusatz von Zuckerlösung und konzentrierter Schwefelsäure
[* 3] oder Phosphorsäure wird sie purpurrot gefärbt. Durch Kochen
mit Alkalien zerfällt sie in Amidoessigsäure (Glykokoll, s. d.) und Cholsäure (s. d.). Da die Glykocholsäure
¶
sehr schwer löslich ist, so übt sie im freien Zustande kaum die Wirkung einer Säure aus, und es wird daher im tierischen Organismus der aus dem Magen [* 5] kommende stark saure Speisebrei im Dünndarm durch die dort mit ihm zusammentreffende Galle neutralisiert.
(Bilis, Fel), eigentümliche tierische Flüssigkeit, das Absonderungsprodukt der Leber, aus welcher sie teils direkt in den Zwölffingerdarm abfließt, teils in die Gallenblase (s. d.) übergeht, um von hier aus in den Darm [* 7] zu gelangen. Normale Galle ist vollkommen flüssig und frei von geformten Beimengungen. Frische Galle reagiert neutral oder schwach alkalisch; letztere Reaktion scheint von dem ihr reichlich beigemengten Schleim herzurühren, welcher von den in der Wand der größern Gallengänge gelegenen Schleimdrüsen abgesondert wird.
Stetig abfließende Galle ist dünnflüssig; ist ihr Abfluß gehindert, so wird sie durch Wasserresorption dickflüssiger und zugleich reicher an Schleim. Ihr spezifisches Gewicht schwankt zwischen 1,026 und 1,032. Die Farbe der in der Gallenblase ist gelb, grün, braun bis schwarzbraun. An der Luft färbt sich die Galle grün, welche Farbe der Galle der Vögel [* 8] und Pflanzenfresser schon während des Lebens eigentümlich ist. Die charakteristischen Bestandteile der Galle sind die Gallensäuren und die Gallenfarbstoffe.
Die Gallensäuren, nämlich die Glykocholsäure und die Taurocholsäure, sind sogen. gepaarte Säuren; beide sind stickstoffhaltig und die Taurocholsäure (Choleinsäure) wegen ihres Gehalts an Taurin außerdem reich an Schwefel (3,21 Proz.). Diese Säuren sind in der an Natron gebunden. Die Glykocholsäure kommt besonders in der Galle der Pflanzenfresser vor. Sie geht aus einer Paarung des Glykokolls mit der Cholalsäure hervor und steht in ihrer Konstitution, wie übrigens auch die Taurocholsäure, der Hippursäure nahe.
Wird sie mit Salzsäure gekocht, so zerfällt sie in Glykokoll und Cholalsäure. Die Taurocholsäure wird sehr leicht in Taurin und Cholalsäure zerlegt. Die Gallensäuren sind die Ursache des bittern Geschmacks der Galle Hyocholsäure stellt einen der Cholalsäure sehr nahestehenden Körper dar, der in Paarung mit Glykokoll sowohl als mit Taurin in der Galle des Schweins angetroffen wird. Die Galle der meisten Wirbeltiere enthält zwei Farbstoffe, von denen der eine, das Biliverdin, durch Einwirkung des Sauerstoffs aus dem andern, dem Bilirubin, dargestellt werden kann.
Von sonstigen Bestandteilen der Galle sind neben dem Wasser (ca. 90 Proz.) zu nennen: Mucin, Fette, Cholesterin, Lecithin, Cholin, Glycerinphosphorsäure, außerdem eine nicht unerhebliche Menge von Salzen, unter denen das Eisen [* 9] eine besondere Wichtigkeit hat. Die Absonderung der in der Leber erfolgt stetig, unter sehr geringem Druck und wird durch anhaltendes Hungern wohl verringert, nicht aber unterdrückt. Die Galle wird gebildet durch die Thätigkeit der Leberzellen, und das Material, aus welchem sie bereitet wird, ist hauptsächlich das Blut, welches durch die Pfortader in die Leber einströmt, also das aus dem Magen, dem Darmkanal und der Milz stammende Venenblut.
Die spezifischen Bestandteile der Galle sind nicht als solche im Blut enthalten, sondern sie werden durch die Thätigkeit der Leberzellen in diesen letztern erst gebildet, indem die Leberzellen aus dem Pfortaderblut gewisse Bestandteile in sich aufnehmen, chemisch umwandeln und schließlich an die Gallenwege abgeben. Leber sowohl als Lebervenenblut besitzen eine sehr hohe Temperatur, ein Beweis, daß in der Leber lebhafte Oxydationsprozesse verlaufen. Der Gallenfarbstoff bildet sich höchst wahrscheinlich durch die vermittelnde Thätigkeit der Leberzellen aus dem Farbstoff der roten Blutkörperchen [* 10] heraus.
Die Gallenbildung in der Leber ist zwar stetig, aber in Bezug auf ihre festen Bestandteile am reichlichsten, wenn die Verdauung der Eiweißkörper auf ihrer Höhe angekommen ist, also etwa 3-8 Stunden nach einer Mahlzeit. Versuche haben ergeben, daß die Menge der abgesonderten Galle wächst mit der Menge von Eiweißstoffen, welche in der Nahrung gegeben wird, während reine Fettkost die Gallenmenge herabsetzt. Die Größe des in einer gewissen Zeit abgesonderten Gallenvolumens ist abhängig von der Flüssigkeits- oder Blutmenge, welche in dieser Zeit durch die Blutgefäße der Leber strömt.
Eine blutarme Leber sondert wenig, eine blutreiche Leber viel ab. Die Menge Galle, welche ein erwachsener Mensch durchschnittlich in 24 Stunden absondert, scheint nach neuern Beobachtungen etwa 550-650 g zu betragen, welchen etwa 20 g feste Bestandteile (darunter 54 Proz. Gallensäuren) entsprechen. Die physiologische Bedeutung der Galle bezieht sich vorzugsweise auf die Resorption der Fette im Darm. Eine chemische Einwirkung übt die Galle auf neutrale Fette nicht aus; dagegen vermag sie die im Darm vorhandene Fettsäure, indem sie dieselbe an ihre Alkalien bindet, zu verseifen.
Freilich wird auf diese Weise kein großer Effekt erzielt, weil nur verhältnismäßig wenig Fettsäuren, welche aus der Fettzerlegung durch den Bauchspeichel hervorgehen, im Darm vorhanden sind. Die Wirkung der Galle bei der Fettresorption ist vielmehr eine vorwiegend mechanische. Die hat die höchst wichtige Eigenschaft, daß sie sich mit Fett sowohl als mit Wasser zu mischen vermag. Indem nun die in den Darm ergossene in die Schleimhaut des Darms eingesaugt wird und die feinen Öffnungen und Poren der Darmzotten erfüllt, macht sie den im Chymus suspendierten Fetten den Übergang in die Darmzotten möglich. Das Fett kann eben nicht durch die Poren der Zellenwände hindurchgehen, welche mit Wasser durchtränkt sind, weil sich Fett und Wasser nicht mischen können. Wenn aber die Poren der Zellenwände an Stelle des Wassers mit Galle erfüllt sind, so kann das Fett, indem es sich mit der Galle mischt, durch die Zellenwände hindurchdringen. Man kann diesen Vorgang erläutern durch zwei Papierfilter, von denen ¶
man das eine mit Wasser, das andre mit Galle tränkt; das erstere ist für Öl ganz undurchgängig, während das zweite dem Öl den Durchtritt gestattet. Ebenso erleichtert die Galle den Durchgang von Fetten durch kapillare Röhren. [* 12] Die Galle macht also die Fettresorption mechanisch überhaupt erst möglich. Die Kotmassen erhalten von dem Gallenfarbstoff ihre braune Farbe, auch verhindert die Galle die faulige Zersetzung der Kotmassen im Darm. Tiere, welchen man eine Gallenfistel anlegt, durch welche die Galle nach außen abfließt, so daß in den Darm wenig oder gar keine Galle gelangt, zeigen sich außerordentlich gefräßig und magern trotz massenhafter Nahrungsaufnahme sehr stark ab. Dies rührt davon her, daß, wenn keine Galle im Darm vorhanden ist, auch kein Fett aus der Nahrung resorbiert werden kann.
Solche Tiere sind daher ausschließlich auf die Eiweißstoffe und Kohlehydrate ihrer Nahrung angewiesen, das Fett derselben ist dagegen für sie verloren. Ist der Abfluß der Galle aus der Leber in den Darm durch mechanische Momente gehindert, so geht die in das Blut über, und es entsteht Gelbsucht (s. d.). Beim Erbrechen tritt durch die antiperistaltische Bewegung des Darmkanals häufig in den Magen über und wird als grünliche, bitter schmeckende Masse mit ausgebrochen.
Für die technische Benutzung muß die um sie vor Fäulnis zu schützen, so schnell wie möglich von Schleim befreit werden. Man vermischt ganz frische Galle mit dem doppelten Gewicht Alkohol, filtriert von dem abgeschiedenen Schleim und dampft auf dem Wasserbad ein. Um die Galle zu entfärben, löst man den Rückstand wieder in konzentriertem Alkohol, schüttelt mit Tierkohle, filtriert nach einigen Stunden und dampft ein. Der Rückstand ist weiß, läßt sich ohne Zersetzung aufbewahren und wie frische Galle benutzen.
Billiger reinigt man Galle, wenn man sie (Ochsengalle) 12-14 Stunden in einem mehr hohen als weiten Gefäß
[* 13] ruhig stehen läßt,
die klare Flüssigkeit vom Bodensatz abgießt und auf dem Wasserbad bei mittlerer Temperatur abdampft. Mischt
man die mit Alkohol gereinigte Galle mit Äther, bis der entstehende Niederschlag sich nicht mehr löst, so scheidet sich in einer
verschlossenen Flasche
[* 14] reichlich glykochols
aures Natron aus, welches als kristallisierte in den Handel kommt.
Die frische Galle dient zum Reinigen von Geweben und zum Fleckenausmachen, gereinigte Galle zum Überziehen von Zeichnungen, um das Verwischen zu verhindern, sowie zur Darstellung der Tusche aus Lampenschwarz und zum Anreiben feiner Wasserfarben. Die damit bereiteten Farben haften gut auf dem Papier, breiten sich schön und gleichmäßig aus, trocknen schnell und zeigen keinen störenden Glanz. Reibt man Elfenbein mit ab, so haften nachher die Farben ebensogut darauf wie auf Papier, und von dieser Eigenschaft macht man in der Miniaturmalerei vielfach Anwendung; ebenso benutzt man die um auf geöltes oder gefirnißtes Papier, welches zu Transparentbildern benutzt werden soll, malen zu können. Gallenseife erhält man durch Zusammenschmelzen von 8 Teilen eingetrockneter Ochsengalle, 60 Teilen Seife, 12 Teilen Zucker, [* 15] 4 Teilen Honig, 4 Teilen venezianischem Terpentin, 2 Teilen Ammoniakflüssigkeit.
von kleinen Quellen herrührende feuchte Stelle in einem Acker (Naßgalle), die durch offene oder bedeckte Abzugsgräben und Kesselgruben unschädlich gemacht wird; dann sandige oder moorige Stelle in sonst guten Feldern (Sandgalle oder Brandacker), welche durch Abfahren des Sandes und Auffahren guter Erde verbessert werden kann. - Wassergalle ist ein nicht völlig ausgebildeter Regenbogen (s. d.); Windgalle, ein heller Fleck am Himmel, [* 16] der Sonne [* 17] gegenüber, gilt in der populären Anschauung als ein Zeichen eines nahen Sturms. - Beim Metallguß bezeichnet man mit Gallen die Höhlungen oder Lücken, welche durch die in der erstarrenden Metallmasse zurückbleibenden Gasblasen besonders dann entstehen, wenn die Gußform keine besondern Windpfeifen hat. Diese Gallen werden beim Gußstahl durch das Hämmern flach zusammengedrückt und erscheinen, wenn sie bei der Bearbeitung zu Tage treten, als Risse (Gallenrisse), die meist die Haltbarkeit des Gegenstandes wenig beeinträchtigen. - Über in der Tierarzneikunde und in der Botanik s. Gallen.
1) Philipp, niederländ. Kupferstecher, geb. 1537 zu Haarlem, [* 18] trat 1570 in die Antwerpener Malergilde und wurde 1571 Bürger. Seine Stiche sind nicht ohne Verdienst, wenn sie auch die seines Sohns Cornelius nicht erreichen. Später trieb er einen einträglichen Kupferstichhandel. Er starb in Antwerpen. [* 19] Galle stach viel nach Stradanus, Heemskerk, Fr. Floris u. a. und veröffentlichte eine Folge von Bildnissen berühmter Männer.
2) Theodor, Kupferstecher, Sohn des vorigen, geboren um 1570, lernte bei seinem Vater, begab sich aber später nach Italien [* 20] und kehrte vor 1600 wieder nach Antwerpen zurück, wo er 1633 starb. Seine Stiche sind sehr zahlreich, jedoch nicht von hervorragendem Wert.
3) Cornelius der ältere, Kupferstecher, der tüchtigste Künstler der Familie, Bruder des vorigen, geboren um 1575, lernte bei seinem Vater, Bildete sich dann in Italien aus, wo er eine größere Formauffassung sich aneignete, und wurde 1610 in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen. Seine Stiche entbehren nicht der niederländischen Sauberkeit der Ausführung. Er starb 1650 in Antwerpen. hat viel nach Rubens (Judith und Holofernes, die vier Kirchenväter, Himmelfahrt Christi etc.), van Dyck (Kreuztragung) und andern Niederländern gestochen, aber auch nach Italienern: B. Paggi, Fr. Vanni, Bassano etc. Ein Hauptwerk von ihm ist die »Pompa funebris Alberti Pii archiducis etc.« (Brüss. 1623).
4) Cornelius der jüngere, Kupferstecher, Sohn des vorigen, geboren um 1605 zu Antwerpen, war ebenfalls ein trefflicher Kupferstecher, namentlich in Bildnissen, während er in der Nachbildung von Historienbildern den Vater nicht erreichte. Seine Stiche (nach Rubens, Stradanus, Diepenbeeck, E. Quellinus, A. van Dyck, N. van der Horst) sind zahlreich. Er lebte noch 1619.
5) Johann Gottfried, Astronom, geb. zu Pabsthaus bei Gräfenhainichen unweit Wittenberg, [* 21] studierte 1830-33 in Berlin [* 22] Mathematik und Naturwissenschaft, ward 1835 unter Encke Observator der Sternwarte [* 23] in Berlin, promovierte 1845 mit einer Abhandlung über gewisse Beobachtungen Römers und ist seit 1851 Professor der Astronomie [* 24] und Direktor der Sternwarte in Breslau. [* 25] Er hat drei Kometen [* 26] in der Jungfrau, im Drachen und im Schwan) entdeckt und den von Leverrier theoretisch entdeckten Planeten [* 27] Neptun aufgefunden. Außerdem machte er viele Beobachtungen, besonders an Kometen, am Neptun und an den kleinen Planeten, und stellte auch mit Erfolg Untersuchungen über Meteore und verschiedene Lichtphänomene am Himmel sowie meteorologische Forschungen über das Drehungsgesetz der Winde, [* 28] über Höfe und Nebensonnen an. Er ¶
schrieb noch: »Grundzüge der schlesischen Klimatologie« (Bresl. 1857);
»Mitteilungen der Breslauer Sternwarte« (das. 1879).
1875 publizierte er die Resultate seiner 1873 zur Ausführung gebrachten Methode zur Bestimmung der Sonnenparallaxe aus korrespondierenden Beobachtungen der kleinen Planeten auf der nördlichen und südlichen Halbkugel der Erde.