Stadt im KreisSteinburg des preuß. Reg.-Bez. Schleswig,
[* 10] 46,5 km unterhalb Altona,
[* 11] in der fruchtbaren Kremper
Marsch, am Ausfluß
[* 12] des Rhins in die hier 3 km breite Elbe, an der Linie Elmshorn-Heide der Preuß. Staatsbahnen,
[* 13] mit Dampferverbindung nach Wischhafen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Altona), Eisenbahnbetriebsamtes (351,32 qkm Bahnlinien)
der Eisenbahndirektion Altona, einer Wasserbauinspektion, eines Nebenzollamtes erster Klasse und eines Kreditvereins, hat (1890) 5958 (3386
männl., 2572 weibl.) E., darunter 194 Katholiken und 31 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph;
[* 14]
Feuerwehr, Wasserleitung,
[* 16] Gasanstalt; evang. Kirche, kath. Kapelle, Synagoge, Rathaus, Denkmäler zur Erinnerung an 18l3/14 und
1870/71, Krankenhaus,
[* 17] Arbeitsanstalt, Bürgerstift, ein Provinzialstrafgefängnis, eine provinzialständische Korrektionsanstalt;
ein königl. Gymnasium, 1630 als städtische Schule gegründet, seit 1815 Gymnasium (Direktor
Dr. Detlefsen, 12 Lehrer, 8 Klassen, 129 Schüler), private höhere Mädchenschule und eine Fachschule für
Schornsteinfeger (die einzige in Deutschland).
[* 18]
Wegen der niedrigen Lage hat die Stadt wiederholt, besonders 1756 und 1825, durch Sturmfluten und Überschwemmungen gelitten.
Der Außenhafen ist durch zwei Molen gesichert, der Binnenhafen durch eine mächtige Schleuse in einen Dockhafen verwandelt.
Die Einwohner treiben Schiffbau, Schiffahrt, Handel (besonders mit Holz),
[* 19] Fischfang in der Elbe sowie Fabrikation
von Kaviar, Möbeln, Spiegeln, Goldleisten, Wagen, Rohrgeflechten, Korken, Schuhwaren, Cigarren und Seife; ferner bestehen Dampflohgerbereien,
eine Dampfringofenziegelei und eine Eisengießerei, eine Obst- und Gemüseverwertungsfabrik, Eisenbahnwerkstätte; Vorschußverein,
Sparkasse, zwei Banken und ein Konsulat von Großbritannien.
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Geschichte. Glückstadt ist 1610 durch König Christian VI. von Dänemark
[* 21] angelegt, befestigt (1620) und mit besondern
Handelsprivilegien ausgestattet, um einen Teil des HamburgerHandels dahin zu ziehen. 1623 wurde Glückstadt zum Stapelplatz der isländ.
Waren erklärt und 1630 den portug. Juden und 1631 den Mennoniten gestattet, sich daselbst niederzulassen. Im 17. Jahrh. gewissermaßen
die Hauptstadt Holsteins, mit der Regierungskanzlei für den königl. Anteil
(seit 1649), dann mit der Landesregierung des ganzen Herzogtums, auch lange Sitz des holstein.
Obergerichts, wurde Glückstadt im Dreißigjährigen Kriege von den Kaiserlichen unter Aldringer 1627 und 1628 durch Tilly 15 Wochen
lang vergeblich belagert, sowie es auch TorstensonsEinfall im Winter 1643–44 widerstand. Am kapitulierte.
Glückstadt an die Verbündeten; die Demolierung der Festungswerke begann