Glockner
oder Großglockner, nächst dem Ortler (3902 m) und dem Königsspitz (3857 m) der höchste Gipfel des österr. Alpengebietes, der zehnthöchste in den Ostalpen (s. d.), erhebt sich in den Hohen Tauern an der Grenze von Tirol [* 2] und Kärnten zu 3798 m Höhe. Der Berg, eine der schlanksten Eispyramiden, gehört nicht dem Hauptkamme an, sondern entsteigt dem 11 km langen Grat, der sich vom Eiskögele (3439 m) südöstlich bis zur Mündung des Leiterbachs in die Möll unweit Heiligenblut (s. d.) erstreckt.
Die Ostseite dieses Grats, in dem sich zum letztenmal gegen O. die ganze Großartigkeit der Hochalpen entfaltet, fällt gegen
den mächtigen
Gletscher der Pasterze (s. d.) ab; südwestlich gegen die Oberstufe des Kalserthals
senken sich vom Schneewinkelkopf (3412 m), dem Romariswandkopf (3547 m) und der Glocknerwand
(3721 m)
das Laperwitz-, Frusnitz- und Teischnitzkees; südlich hangen vom Glockner
und der Adlersruhe (3463 m) das Ködnitz-
und das Leiterkees gegen die gleichnamigen
Thäler hinab.
Der Grat besteht aus
Chloritschiefer, der an der Ostseite von gelblichweißem
Kalkglimmerschiefer unterteuft wird. Der Gipfel
besteht aus zwei durch eine bald felsige, bald übereiste Scharte getrennten
Spitzen, dem Kleinglockner
und dem etwas höhern
Großglockner, mit einem 2 m hohen Kreuz.
[* 3] Die Aussicht erstreckt sich über den ganzen
Kranz der
Alpen
[* 4] vom Ortler bis zum Triglav, nordwärts bis zum
Böhmerwald, südwärts bis zum
Adriatischen
Meer. Die Besteigung ist durch Erbauung
von 5 Schutzhütten jetzt sehr erleichtert; es sind dies: das Glocknerhaus
auf der Elisabethruhe (2101
m), die Hofmannshütte an der Pasterze (2438 m), die Salmhütte im Leiterthal (2805), an
Stelle der alten, verfallenen Hütte
errichtet, die Stüdlhütte auf der Vanitscharte (2800 m) und die Erzherzog Johannhütte auf der Adlersruhe (3464 m);
letztere wurde vom Österreichischen Alpenklub, die übrigen vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein erbaut.
Die ersten Versuche zur Besteigung wurden aus Anregung des Kardinals und Fürstbischofs von Gurk, ¶
mehr
Fürst Salm-Reifferscheid, unternommen. Zwei Heiligenbluter Bauern gelangten bis zur Adlersruhe und 23. Juni bis dicht
unter den Kleinglockner.
Am 19. Aug. bezog eine Expedition von 30 Personen unter Leitung des Fürstbischofs selbst eine Unterkunftshütte
im Leiterthal. Die Gesellschaft drang bis zur Adlersruhe, 4 Bauern (24. Aug.) bis zum Kleinglockner
vor, wurden
jedoch durch Unwetter zur Umkehr genötigt. Endlich 25. Aug. wurde der Kleinglockner
(3765 m) von einigen Bauern bestiegen. Am
abermals unter Salms Leitung, wurde eine zweite Expedition unternommen (62 Personen).
Diesmal wurde, 28. Juli, die Spitze des Großglockners selbst von den Heiligenbluter Bauern und Pfarrer Horrasch
aus Dellach erreicht und am folgenden Tage von den Bauern und dem jungen Mathematiker Valentin Stanig nochmals bestiegen. Kurz
nachher gelangte auch der Naturforscher Dr. Schwägrichen auf die höchste Spitze; 1802 fand die dritte Salmsche Expedition
statt, wobei auch der Fürstbischof den Kleinglockner
bestieg. Seitdem wurde der Glockner
häufiger
bestiegen, unter andern von Franz Keil, der ein Relief, und von Markus Pernhart, der ein Panorama des Berges entwarf. - Mit der
Ausarbeitung eines Glockner
-Reliefs in dem großen Maßstabe von 1:2000, wobei der Großglockner ohne Überhöhung eine Höbe
von 1,9 m erhalten wird, ist der Geoplast P. Oberlercher in Klagenfurt
[* 6] beschäftigt. Das Relief wird
eine Länge von 7 m und eine Breite
[* 7] von 3 m besitzen und wird im Landesmuseum zu Klagenfurt aufgestellt sein; es soll 1893 vollendet
werden.