Gliederfüßer
(Arthropoda) nennt man eine außerordentlich zahlreiche Abteilung dcr wirbellosen Tiere, deren fast ausnahmslos (die Diogeneskrebse, betreffs der Scheren viele Krabben und eine Reihe schmarotzender Formen machen Ausnahmen) symmetrischer, meist gestreckter Körper aus Ringen besteht, welche meist zu ungleichwertigen Abteilungen (Kopf, Kopfbrust, Brust, Hinterleib) sich vereinigen. Die Körperbedeckung dieser Tiere besteht aus einer harten, von der Oberhaut ((Matrix) abgeschiedenen Haut, die von einem besondern Stoffe, Chitin genannt, gebildet wird; die Muskeln setzen sich an der Innenseite der von der Haut gebildeten, hohlen, ring- oder stabförmigen, ineinander gelenkten Hebel an. An den Körperringen sitzen gegliederte Anhänge, die bald als eigentliche Füße, bald als Fühler, Kauwerkzeuge oder Flügel ausgebildet sind, und zwar je nach den einzelnen Klassen in sehr verschiedener Weise und in verschiedener Zahl. Das Nervensystem der Gliederfüßer besteht in einer über dem Schlunde in dem Kopfe gelegenen größern Nervenmasse, einem Ringe, welcher den Schlund umgiebt, und einer Doppelkette von Nervenknoten, die auf der Bauchseite in der Mittellinie sich hinzieht und deren einzelne Knoten (Ganglien) durch Längs- und Querfäden verbunden sind (sog. Strickleiter-Nervensystem). Die Sinnesorgane sind meist sehr entwickelt, besonders häufig machen sich zusammengesetzte Augen (Facettenaugen) bemerklich. An denselben treten namentlich die Elemente des lichtzuführenden und lichtempfindenden Apparats sehr stark hervor als kegel- bis pyramidenförmige Stäbchen, welche im vordern Abschnitt durchsichtig erscheinen und daher auch als Krystallstäbchen bezeichnet werden. Zwischen denselben lagert sich Pigment und von hinten treten Fasern des Sehnerven an sie heran. Daneben kommen noch einfache Augen (stemmata) vor. Der Kreislauf ist insofern unvollständig, als meist nur ein an der Rückenseite gelegenes Herz ohne Gefäße existiert und niemals ein vollständiges System zum Herzen rückführender Gefäße ausgebildet ist. Das Herz hat, wenn vorhanden, seitliche Spalten, durch welche das in der Regel farblose Blut eintritt. Die Atmung findet entweder durch die äußere Körperoberfläche oder durch besondere Organe, Kiemen oder Luftröhren (Tracheen) statt. Die Kauwerkzeuge wirken stets von den Seiten her gegeneinander, werden aber häufig zu Saugorganen umgewandelt; der Darm hat fast immer zwei Öffnungen, Mund und After. Die Geschlechter sind meistens getrennt, doch findet auch Hermaphroditismus und ungeschlechtliche Zeugung in Ausnahmefällen statt. Der Dotter steht bei der Entwicklung des Jungen in dem Ei auf der Rückenseite des Jungen; meist kann man Larven- und häufig auch Puppenzustände bei der weitern freien Ausbildung unterscheiden. Man teilt die Gliederfüßer, welche vielleicht drei Vierteile der gesamten Artenzahl des Tierreichs umfassen, in fünf Klassen ein. Diese sind: Krustentiere (s. d., Crustacea), durch Kiemen atmende, hauptsächlich das Wasser bewohnende Gliederfüßer mit zwei Fühlerpaaren und mehr als vier Fußpaaren, mit Gliedmaßen an dem Hinterleibe und bald getrenntem, bald mit der Kopfbrust verschmolzenem Kopfe; Spinnentiere (s. d., Arachnida), luftatmende, meist das Land bewohnende Gliederfüßer, ohne getrennten Kopf, ohne eigentliche Fühler, die zu Kiefern umgewandelt sind, meist mit vier Fußpaaren; Onychophoren (s. d., Onychophora), luftatmende, landbewohnende Gliederfüßer von gestreckter Leibesform, mit einem Fühlerpaare und zahlreichen, weniggliedrigen, je mit zwei kleinen Klauen bewehrten Fußstummeln; Tausendfüßer (s. d., Myriopoda), luftatmende, landbewohnende Gliederfüßer mit getrenntem Kopfe, zahlreichen, sehr gleichmäßig gebildeten Leibessegmenten, mit drei Kieferpaaren, einem Fühlerpaar und je einem Fußpaar an jedem Leibessegmente; Insekten (s. d.) oder Kerfe (Insecta), luftatmend, mit getrenntem Kopf, Brust und Hinterleib, einem Fühlerpaar, drei Fußpaaren, die an der untern Seite, und meist mit einem oder zwei Flügelpaaren, die an der obern Seite der Brust angeheftet sind, ohne deutliche Gliedmaßen am Hinterleibe. Man hat die Gliederfüßer wohl auch in zwei große Gruppen
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geteilt, in die Kiemenatmer (Branchiata), zu welchen die Krebse, und in die Luftröhrenatmer (Tracheata), zu welchen alle übrigen Gliederfüßer gehören.