Gleim
,
Joh. Wilh. Ludw.,
Dichter, geb. zu
Ermsleben im Halberstädtischen, studierte seit 1739 in
Halle
[* 3] die
Rechte, wandte aber schon damals
unter A.
Baumgartens und Gleim
Meiers Einfluß seine Hauptteilnahme ästhetisch litterar.
Studien zu, während
seine poet. Neigungen im freundschaftlichen Verkehr mit
Uz und Götz vielfache Anregung erfuhren. 1740 ward er Hauslehrer
in
Potsdam
[* 4] und bald auch Sekretär
[* 5] des Prinzen Wilhelm von Schwedt,
[* 6] in dessen Gefolge er 1744
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am zweiten Schlesischen Kriege teilnahm. Nach des Prinzen Tode kehrte Gleim
nach Berlin
[* 8] zurück, wo er, nachdem er noch einmal
vorübergehend in die Dienste
[* 9] des Fürsten Leopold von Dessau
[* 10] getreten war, sich ohne Amt aufhielt, bis er 1747 Domsekretär
in Halberstadt
[* 11] und bald darauf auch Kanonikus des Stifts Walbeck wurde. In Halberstadt wußte er sein
Haus, dem, da er unvermählt blieb, seine Nichte Sophie Dorothea Gleim
– von den Freunden des Hauses Gleminde genannt – vorstand,
zu einem Sammelplatz für zahlreiche Poeten und Schriftsteller seiner Zeit zu gestalten. Er war ein väterlicher Berater und
treuester Helfer in allen Lagen.
Zwei Jahre vor seinem Ende erblindete er, nahm aber an der Politik immer noch lebendigen Anteil. Er starb Seiner Anordnung gemäß wurde er in seinem Garten [* 12] bei Halberstadt begraben. Gleich sein erster «Versuch in scherzhaften Liedern» (Berl. 1741–45) wurde mit Wärme [* 13] aufgenommen, obgleich seine anakreontische Poesie sich nur allzu sehr in fader und leerer Tändelei gefällt. Es folgten seine «Lieder» ernster Art, «Fabeln» und namentlich seine «Romanzen» (Berl. 1756),
die zwar auch Nachahmung und Beifall fanden, aber in ihrer parodistischen Bänkelsängerei den echten Romanzenton gründlich verfehlten. Ganz vortrefflich dagegen gelangen ihm die von Lessing inspirierten «Preuß. Kriegslieder» (Berl. 1758; neu hg. von A. Sauer, Heilbr. 1882),
die er unter dem Namen und im Charakter eines preuß. Grenadiers sang und die in ihrem echt volkstümlichen, kräftig kriegerischen Ton sich weit über seine übrigen Produktionen erhoben. In «Halladat, oder das rote Buch» (Hamb. 1774) trägt er Welt- und Lebensweisheit in orient.-parabolischer Art vor. Körte gab «G.s Leben aus seinen Briefen und Schriften» (Halberst. 1811) und dessen «Sämtliche Werke» (8 Bde., ebd. 1811–13; Lpz. 1841) beraus. Sein in Halberstadt aufbewahrter Nachlaß ist bisher noch nicht ausgeschöpft, wenn auch zahlreiche Briefpublikationen vorliegen.