Gleichen
,
Gleichenschlösser, Name einer Gruppe von drei Burgen, [* 3] die auf drei nahe beieinander liegenden Bergkegeln stehen, zwischen Gotha [* 4] und Arnstadt [* 5] in Thüringen. Von diesen ist die Wachsenburg (414 m), die seit dem 11. Jahrh. dem Stift Hersfeld, [* 6] später den Grafen von Käfernburg und Schwarzburg, [* 7] seit 1366 aber den Landesherren zugehörte und gegenwärtig mit dem gothaischen Amte Ichtershausen vereinigt ist, am besten erhalten. Das Innere der Burg ist restauriert.
Beachtenswert ist der gewaltige Cisternenbrunuen, bis tief unter den Fuß des Berges reichend und vollständig ausgemauert. Die Ruine der Burg Mühlberg, westlich davon, war seit Ende des 11. Jahrh. im Besitz der Grafen und Herren dieses Namens. Nach ihrem Absterben teilten sich in den Nachlaß Kurmainz und Erfurt. [* 8] Gegenwärtig im Privatbesitz, bildet sie eine zum preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Erfurt gehörige, rings von gothaischem Gebiet umschlossene Enklave. ¶
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Die eigentliche Burg G.,auch Wandersleber Schloß oder Wandersleber Gleiche genannt, nördlich von der letztern und ebenfalls
zum Kreis
[* 10] Erfurt gehörig, von der nur noch ein Flügel erhalten ist, war der Hauptsitz der ehemaligen Grafen von Gleichen
, welche
an den beiden andern Schlössern keinen Anteil hatten. Diese altgräfl. Familie nannte sich vor dem Ende
des 12. Jahrh. nach ihrer Stammbesitzung Tonna und gehörte zu den Viergrafen Thüringes, indem sie einen der vier Dingstühle
dieses Landes, den zu Gotha, zu verwalten hatte.
Trotz ihrer Macht gelang es ihnen nie, sich der landesherrlichen Obergewalt gänzlich zu entziehen. In den Bereich der Sage
gehört die Erzählung von jenem Grafen, der, in Palästina
[* 11] gefangen, von einer jungen Türkin befreit,
dieselbe mit Erlaubnis des Papstes neben seiner frühern Gemahlin geehelicht haben soll. Durch mehrfache Verzweigungen in
die Gleichen
steinische, Blankenhainische, Tonnaische und andere Nebenlinien schwächten die Grafen ihren Güterbesitz.
Besonders gingen auf diese Weise ihre bedeutenden Herrschaften auf dem Eichsfeld 1294 dem Hause verloren.
Erst der letzte Graf, Hans Ludwig, vereinigte wieder alle Besitzungen seines Hauses. Nach seinem Ableben kamen 1630 die Grafschaften
Spiegelberg und Pyrmont und die Stammherrschaft Tonna, welche letztere dann 1677 der Herzog von Gotha kaufte, an die Grafen von
Waldeck,
[* 12] die sog. obere Grafschaft Gleichen
(Ohrdruf, Wechmar u. s. w.) an die Grafen von Hohenlohe, deren Nachkommen
sie noch gegenwärtig unter sachsen-gothaischer Hoheit besitzen, die sächs. Lehne der untern Grafschaft Gleichen
(Günthersleben
u. s. w.) an das Haus Schwarzburg.
Die kurmainzischen Lehne aber (Blankenhain, Niederkranichfeld und das Schloß Gleichen
) wurden an die Grafen Hatzfeld-Trachenberg verliehen,
nach deren Aussterben 1794 sie wieder an Mainz
[* 13] zurückkamen, bis sie 1802 an Preußen
[* 14] und Sachsen-Weimar
abgetreten wurden. –
Vgl. Hellbachs Archiv der Grafschaft Gleichen
(2 Bde., Altenb.
1804–5) und desselben Histor.
Nachrichten von den Bergschlössern Gleichen
, Mühlberg und Wachsenburg (Erf. 1802); Polack, Wachsenburg,
Mühlberg und Gleichen
(Gotha 1859).
Die beiden Gleichenschlösser bei Göttingen [* 15] stehen mit den in Thüringen in keiner Beziehung.