Glaukom
Der gewöhnliche Verlauf des Grünen Stars ist der, daß der Kranke zunächst eine auffallend rasch zunehmende Fernsichtigkeit an sich beobachtet, die ihn beim Lesen zur Benutzung immer stärkerer Brillen veranlaßt, und daß sich hierzu eigentümliche periodische Anfälle von Nebelsehen gesellen, wobei alle Gegenstände wie in einen dichten Nebel gehüllt erscheinen; häufig ist auch Regenbogensehen (s.d.) vorhanden. Nicht selten stellen sich heftige Schmerzen im Augapfel, in der Stirn über dem Auge [* 2] und in der ganzen Kopfhälfte auf der Seite des befallenen Auges, mitunter auch heftiges Erbrechen ein.
Diese
Anfälle von Nebelsehen gehen gewöhnlich anfangs rasch vorüber, kehren aber über lang oder kurz wieder und
hinterlassen eine sichtliche
Abnahme des Sehvermögens und eine ganz eigentümliche
Beschränkung des
Gesichtsfeldes, die fast
immer an der Nasenseite beginnt und sich von da immer weiter verbreitet, so daß das Sehfeld endlich nur noch die Gestalt
eines schmalen
Spaltes besitzt, bis auch das centrale
Sehen
[* 3] erlischt und vollkommene
Erblindung eintritt.
Bei heftiger glaukom
atöser
Entzündung kann es schon in wenigen Wochen(Glaucoma acutum), ja sogar binnen wenigen
Tagen, selbst
Stunden zur
Erblindung kommen (Glaucoma fulminans). Auch nach Vernichtung des Sehvermögens kann der glaukom
atöse Prozeß
noch fortdauern und tiefgreifende
Veränderungen und Schrumpfungen des
Augapfels herbeiführen. Oft werden beide
Augen kurz
nacheinander vom Glaukom
ergriffen.
Das Glaukom
tritt am häufigsten nach dem 50. Lebensjahre auf, kommt bei Frauen etwas häufiger als bei Männern vor
und befällt mit einer gewissen
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Vorliebe hypermetropische Augen. Bei vorhandener, nicht selten ererbter Anlage wird der Glaukom
anfall häufig durch heftige
Gemütserregungen, anhaltende Schlaflosigkeit, Excesse und Schwächezustände jeder Art hervorgerufen. Mitunter tritt das
Glaukom
auch im Anschluß an andere Augenkrankheiten
[* 5] (Hornhautnarben, Regenbogenhautentzündung mit umfangreichen Verwachsungen,
Luxation der Linse,
[* 6] Blutungen der Netzhaut u. a.) auf und wird dann als sekundäres Glaukom
unterschieden.
Früher galt der Grüne Star als unheilbar; erst A. von Gräfe erwarb sich das unsterbliche Verdienst, die Iridektomie (s. d.),
welche die krankhaft erhöhte Spannung im Innern des Augapfels herabsetzt, in die Behandlung des Glaukom
eingeführt und dadurch
die Zahl der Opfer, die diese Krankheit früher forderte, ganz erheblich verringert zu haben. Freilich
muß diese Operation möglichst frühzeitig vorgenommen werden, bevor es noch zu tiefgreifenden Entartungen des Sehnerven gekommen
ist. –
Vgl. Schweigger, Über Glaukom
(Sammlung klinischer Vorträge, Heft 124, Lpz. 1877);
Mauthner, Glaukom
(Vorträge, Heft
9, Wiesb. 1881);