Glasspinnerei
heißt das von J. de Brunfaut ausgebildete Verfahren, Glas [* 2] in außerordentlich lange und feine, biegsame Fäden zu verwandeln. Zu diesem Zweck wird das Ende eines Glasstabes, bez. einer Glasröhre in der Flamme [* 3] eines Glasgebläses erweicht, von demselben ein Faden [* 4] ausgezogen, dieser an einem Haspel befestigt und der letztere in Umdrehung versetzt, während man das Glasstück in der Flamme allmählich nachrückt. Der hierbei fast ohne Unterbrechung (mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 m in der Sekunde) erzeugte Faden (Glasseide) wickelt sich in Form eines Strähns auf den Haspel auf; die Dicke eines solchen Fadens beträgt 0,006 bis 0,012 mm, ist also noch etwas geringer als die eines einfachen Seiden-(Cocon-)Fadens.
Aus gesponnenem Glas (Glasgespinst) verfertigt man Quasten, reiher- und straußfederähnliche Büsche, geflochtene Gürtel, [* 5] Damenhüte, Coiffuren, Schleifen, Armbänder, Netze, Uhrketten, verschiedenartige Besätze sowie die Kratzbürsten der Vergolder und Goldarbeiter u. s. w.; außerdem benutzt man es als Einschlag für seidene Zeuge, die dadurch, je nachdem das Glas gelb oder weiß ist, den Glanz und das Aussehen von Gold- oder Silberstoff erhalten. Auch zu Fadenkreuzen optischer Instrumente können Glasfäden ihrer Feinheit wegen verwendet werden. Die wesentlichsten Vorzüge der Glasgespinste und Glasgewebe beruhen, abgesehen von ihrer außerordentlichen Schönheit und Leichtigkeit, auf ihrer Haltbarkeit, Unentzündlichkeit und ihrem bedeutenden Wärmehaltungsvermögen, endlich auf der Fähigkeit, leicht und vollständig wieder gereinigt werden zu können, welche letztere Eigenschaft sie namentlich als Filtriermaterial vorteilhaft erscheinen läßt. (S. Glaswolle.)