1)
Adolf, Schriftsteller, geb.
zu
Wiesbaden,
[* 2] widmete sich zuerst in
Mainz
[* 3] dem
Kunsthandel, bereitete sich dann für die
Universität vor und studierte von 1853 an Geschichte und
Philosophie in
Berlin.
[* 4] 1856 übernahm
er in
Braunschweig
[* 5] die Redaktion von
»Westermanns illustrierten deutschen Monatsheften«, die er zunächst bis 1878 (seit 1869 von
Berlin aus) führte und 1883 von neuem übernahm. Seine poetische Laufbahn hatte Glaser mit den unter dem
Pseudonym Reinald
Reimar erschienenen
Dramen »Kriemhildens
Rache« (Hamb. 1853) und
»Penelope« (das. 1854) begonnen. Es folgten
unter seinem eignen
Namen die
Romane
»FamilieSchaller«
(Prag
[* 6] 1857, 2 Bde.) u.
»Bianca Candiano« (Hannov. 1859);
Daneben wendete sich Glaser vorzugsweise der
freien Bearbeitung niederländischer
Produktionen zu und vermittelte das Bekanntwerden einer
Reihe talentvoller holländischer
Autoren in
Deutschland
[* 8] mit: »Hänschen Siebenstern«, nach J.
^[Jacob] van
Lennep
[* 9] (Braunschw. 1867);
Ein eifriges Mitglied des deutschen
Juristentags, war er zugleich für
Reform der österreichischen Strafgesetzgebung, namentlich
für das Zustandekommen der neuen Strafprozeßordnung, thätig. Am trat er als Justizminister
in das
KabinettAdolfAuersperg,
dem er bis 1879 angehörte. Als Vertreter der innern Stadt
Wien im Abgeordnetenhaus gehörte
er zu den begabtesten Anhängern der
Partei der
Linken. Seit 1879
Generalprokurator am höchsten
Gerichtshof, starb er in
Wien. Von seinen
Schriften sind noch hervorzuheben: »Abhandlungen aus dem österreichischen
Strafrecht«
(Wien 1858, Bd. 1);
Nach einem vom November 1880 bis September 1882 währenden Aufenthalt in Tunesien, Tripolis und Ägypten
[* 18] hat
er auf drei großen Reisen (September 1882 bis April 1884; April 1885 bis März 1886; Oktober 1887 bis Oktober 1888) unter geschickter
und energischer Überwindung großer, seinen Vorgängern und Mitbewerbern hinderlich, zum Teil verderblich gewesener Schwierigkeiten
das südwestliche Arabien (Jemen), vor allem Ma'rib, die ehemalige Hauptstadt des alten Sabäerreiches,
nebst Umgebung durchforscht.
Als Hauptergebnis seiner Thätigkeit erscheint bis jetzt der Gewinn von mehr als 600 wertvollen arabischen Handschriften, über 100 Steindenkmälern
und 1032 südarabischen Inschriften aus der vormohammedanischen Zeit, die alle von ihm glücklich nach Europa
[* 19] geschafft sind
und sich zum Teil in den Museen von Berlin und Paris,
[* 20] zum Teil noch in seinem Privatbesitz befinden. Aus den bisherigen, infolge
eigentümlicher Verhältnisse leider noch sehr wenig umfangreichen Veröffentlichungen ergibt sich, daß nicht nur die Menge,
sondern auch die Wichtigkeit dieser Materialien alles in den Schatten
[* 21] zu stellen verspricht, was durch
Glasers Vorgänger, besonders J. ^[Joseph] Halévy, auf diesem Gebiet bisher der Wissenschaft zugänglich geworden war. Einen
vorläufigen Begriff von dieser Wichtigkeit
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gegeben zu haben, ist hauptsächlich das VerdienstGlasers selbst, den seine sprachlichen und epigraphischen Kenntnisse zur
eignen Verarbeitung des in seinen Händen befindlichen Stoffes befähigen. Es sind von ihm erschienen: »Mitteilungen über
einige aus meiner Sammlung stammende sabäische Inschriften« (Prag 1886, Selbstverlag);
Adam Goswin, Kupferstecher, geb. zu Dorsten (Regierungsbezirk
Münster), war auf der Akademie in Düsseldorf 1835-44 Schüler Joseph v. Kellers und führte hier als erste bedeutende Arbeit
den Stahlstich der Verkündigung nach Deger aus, verweilte dann 1½ Jahr in Dresden, wo er die Zeichnung zu dem bedeutenden
Stich nach Francesco Francias Anbetung der Könige machte, der, 1851 vollendet, das Gemälde mit großer
Treue und gewandtem Grabstichel wiedergibt und den Auftrag auf den Stich nach Tizians Zinsgroschen (erschienen 1860) zur
Folge hatte. Später folgten noch als nicht minder bedeutende Blätter: die Regina pacis, nach Ittenbach;
Adam, Kupferstecher, geb. zu Dorsten in Westfalen,
[* 27] erlernte in Düsseldorf
[* 28] unter Jos. von Keller die
Kupferstechkunst, verweilte dann anderthalb Jahre in Dresden
[* 29] und kehrte später nach Düsseldorf zurück.
Unter seinen in Linienmanier
gearbeiteten Kupferstichen sind zu erwähnen: Anbetung der Könige nach Francia (in Dresden; 1849, goldene
Medaille), Der Zinsgroschen nach Tizian (ebd.; 1860), Kreuztragung Christi (ebd.; 1866), Der gute Hirt nach J. Kehren (1862),
Kreuztragung nach P. Veronese, Trauernde
Juden nach Bendemann.
Adolf, Schriftsteller, geb. in Wiesbaden, studierte seit 1853 Philosophie und Geschichte in Berlin.
Unter dem Pseudonym Reinald Reimar ließ er das Trauerspiel «Kriemhildens Rache» (Hamb. 1853) und das Drama
«Penelope» (ebd. 1854) erscheinen; ein dramat.
Gedicht «Moses in Ägypten» gelangte in Wiesbaden zur Ausführung. Glaser führte 1856–78 und wieder von 1882 an die Redaktion
der Westermannschen «Illustrierten Monatshefte». Er lebt in Berlin. Von seinen Dramen sind zu nennen: «Galileo
Galilei» (Berl. 1861),
«Der Weg zum Ruhm» und «Johanna
von Flandern». Selbständige belletristische Arbeiten von Glaser sind: «Familie Schaller» (2 Bde., Prag 1857),
«Der Hausgeist der Frau von Estobal» (2 Bde.,
Berl. 1878),
«Erzählungen und Novellen» (3 Bde.,
Braunschw. 1862) und «Lese-Abende» (4 Bde.,
ebd. 1867). Aber erst der kulturhistor. Roman «Schlitzwang» (2 Auflagen, Berl. 1879) lenkte die Aufmerksamkeit größerer Kreise
[* 30] auf ihn. Diesem folgte «Wulfhilde», ein Roman aus dem 13. Jahrh. (Berl. 1880),
«Aus dem 18. Jahrh.», kulturgeschichtliche
Novellen (Lpz. 1880),
«Das Fräulein von Villecour» (2 Bde.,
Dresd. 1886),
«Ein Seelenfreund» (Lpz. 1889),
teils kulturhistor. Zeitbilder, teils moderne Romane. Seine «Gesammelten
Schriften» (Leipzig,
[* 31] 12 Bde.) erschienen 1889–91. Auch eine «Geschichte
des Theaters zu Braunschweig» hat er verfaßt (Braunschw. 1861). –
Eduard, österr. Forschungsreisender, geb. in Deutsch-Rust, Bezirk Podersam in Böhmen, widmete sich
an der Technischen Hochschule in Prag und an den UniversitätenWien und Prag vorzugsweise mathem., physischen,
astron. und geolog. Studien. 1878 wurde er an der Sternwarte in Wien angestellt; daneben erwarb er an der OrientalischenAkademie
orient. Sprachkenntnisse. 1880 ging er als Erzieher nach Tunis,
[* 32] später nach Ägypten, um sich arab. Sprachfertigkeit anzueignen.
In Suhag (Oberägypten) beobachtete er Mai 1882 die totale Sonnenfinsternis;
[* 33] Oktober desselben Jahres
reiste er über Sues, Dschidda und Hodeida nach Sana, der Hauptstadt Südarabiens, wo er fast ein Jahr interniert wurde.
Nach Erlangung seiner Freiheit vollführte er viele Touren im Innern, bis er 1884 wieder nach Europa heimkehrte. Er wiederholte
seine Reise 1885, 1887 und 1892 zum Zwecke archäol. und topogr. Erforschung des Landes und richtete sein
Augenmerk vornehmlich auf das Centralgebiet des alten Sabäerreiches. Von diesen Reisen hat er außer mehrern beträchtlichen
von der Berliner
[* 34] Bibliothek und dem Britischen Museum erworbenen Handschriftensammlungen bisher weit über 1000 wichtige südarab.
Inschriften und Altertümer heimgebracht. Die geogr., topogr. und histor. Ergebnisse
seiner Wanderungen hat er teils in Petermanns «Mitteilungen», im «Ausland», in der «Academy», den «Sitzungsberichten der mathem.-naturwissenschaftlichen
Klasse der kaiserl. Akademie der Wissenschaften», teils in selbständigen Schriften:
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«Mitteilungen über einige aus meiner Sammlung stammende sabäische Inschriften» (Prag 1886),
«Skizze der Geschichte und Geographie
Arabiens von den ältesten Zeiten bis zum Propheten Muhammad» (Heft 1, Münch. 1889; Bd. 2, Berl. 1890)
u. a. dargestellt. Gegenwärtig (1893) ist Glaser mit Erfolg in Arabien thätig.
Julius, vorher Josua, österr. Jurist und Staatsmann, geb. zu
Postelberg in Böhmen, von jüd. Abkunft, trat später zum Christentum über, studierte in Wien und Zürich
die Rechte, habilitierte
sich 1854 an der WienerUniversität für österr. Strafrecht und wurde 1856 außerord. und 1860 ord. Professor daselbst. 1868 als
Sektionschef in das Unterrichtsministerium berufen, kehrte er, als das Ministerium Hasner abtreten mußte, 1870 zu
seinem akademischen Lehramte zurück und wurde vom niederösterr.
Landtage in das österr. Abgeordnetenhaus entsendet. Bei den Neuwahlen von 1871 ward er von der innern Stadt Wien in den Landtag
und von diesem in den Reichstag gewählt und 1873 direkt in den Reichsrat abgeordnet, dem er bis 1879 angehörte.
Am zum Minister der Justiz in das Ministerium Auersperg berufen, wurde er bei Niederlegung dieses Amtes 1879 zum
Generalprokurator am Wiener Kassationshofe ernannt und starb in Wien. Glaser ist der Schöpfer einer neuen Strafprozeßordnung
(Jury) sowie der Entwürfe des Strafgesetzbuchs und der Civilprozeßordnung (mündliches Verfahren). Er
schrieb: «Das engl.-schott. Strafverfahren» (Wien 1850),
«Sammlung strafrechtlicher Entscheidungen des k. k. Obersten Gerichtshofs»
(3 Bde., ebd. 1872),
«Handbuch des (deutschen) Strafprozesses», Bd. 1 (Lpz.
1883),
«Beiträge zur Lehre vom Beweis» (ebd. 1883). MitUnger und Jos. Walther gab er eine «Sammlung von civilrechtlichen Entscheidungen
des k. k. Obersten Gerichtshofs» (20 Bde., Wien 1859–85) heraus.