Titel
Glaser
,
1)
Adolf, Schriftsteller, geb.
zu
Wiesbaden,
[* 2] widmete sich zuerst in
Mainz
[* 3] dem
Kunsthandel, bereitete sich dann für die
Universität vor und studierte von 1853 an Geschichte und
Philosophie in
Berlin.
[* 4] 1856 übernahm
er in
Braunschweig
[* 5] die Redaktion von
»Westermanns illustrierten deutschen Monatsheften«, die er zunächst bis 1878 (seit 1869 von
Berlin aus) führte und 1883 von neuem übernahm. Seine poetische Laufbahn hatte Glaser
mit den unter dem
Pseudonym Reinald
Reimar erschienenen
Dramen »Kriemhildens
Rache« (Hamb. 1853) und
»Penelope« (das. 1854) begonnen. Es folgten
unter seinem eignen
Namen die
Romane
»Familie
Schaller«
(Prag
[* 6] 1857, 2 Bde.) u.
»Bianca Candiano« (Hannov. 1859);
»Erzählungen und Novellen« (Braunschw. 1862, 3 Bde.);
»Gedichte« (das. 1862);
das Trauerspiel »Galileo Galilei« (Berl. 1861);
der Roman »Was ist Wahrheit?« (Braunschw. 1869) und »Leseabende« (das. 1867, 4 Bde.);
ferner »Der Hausgeist der Frau von Estobal« (Berl. 1877);
»Schlitzwang« (das. 1878);
»Eine Magdalena ohne Glorienschein« (das. 1878);
»Weibliche Dämonen« (das. 1879, 2 Bde.);
die Novellensammlung »Aus dem 18. Jahrhundert« (Leipz. 1880);
»Wulfhilde, Roman aus dem 12. Jahrhundert« (Berl. 1880);
»Moderne Gegensätze« (Leipz. 1881);
»Aus hohen Regionen« (Wismar [* 7] 1882);
»Savonarola« (Leipz. 1883);
»Das verschwundene Dokument« (das. 1883);
»Cordula« (das. 1885);
»Das Fräulein von Villecour« (Dresd. 1885).
Daneben wendete sich Glaser
vorzugsweise der
freien Bearbeitung niederländischer
Produktionen zu und vermittelte das Bekanntwerden einer
Reihe talentvoller holländischer
Autoren in
Deutschland
[* 8] mit: »Hänschen Siebenstern«, nach J.
^[Jacob] van
Lennep
[* 9] (Braunschw. 1867);
»Niederländische [* 10] Novellen« (das. 1867);
»In der Fremde«, nach Gerard Keller (das. 1868);
»Doktor Helmond und seine Frau«, nach Cremer (das. 1874);
»Lideweide«, nach Busken Huet (das. 1874);
»Die Arbeiterprinzessin«, nach Cremer (das. 1875);
»Der Schwiegersohn der Frau von Roggeveen« (das. 1876) und »Jeannette und Juanito« (Leipz. 1881),
nach ten Brink;
»Das Haus des Schulmeisters«, nach Gerard Keller (Braunschw. 1877);
»Von der Bretterwelt« (Berl. 1882) u. a. Auch schrieb er eine »Geschichte des Theaters zu Braunschweig« (Braunschw. 1861).
2) Julius Anton, vorher Josua, ausgezeichneter Kriminalist und österreichischer Staatsmann, geb. von jüdischen Eltern zu Postelberg in Böhmen, [* 11] trat später zum Christentum über. 1849 an der Universität Zürich [* 12] zum Doktor der Philosophie promoviert, machte er sich, noch nicht 20 Jahre alt, durch seine Monographie »Das englisch-schottische Strafverfahren« (Wien [* 13] 1850) als kriminalistischer Schriftsteller bekannt und habilitierte sich nach Erlangung der juristischen Doktorwürde 1854 in Wien als Privatdozent für österreichisches Strafrecht, worauf er 1856 außerordentlicher, 1860 ordentlicher Professor ward.
Ein eifriges Mitglied des deutschen Juristentags, war er zugleich für Reform der österreichischen Strafgesetzgebung, namentlich für das Zustandekommen der neuen Strafprozeßordnung, thätig. Am trat er als Justizminister in das Kabinett Adolf Auersperg, dem er bis 1879 angehörte. Als Vertreter der innern Stadt Wien im Abgeordnetenhaus gehörte er zu den begabtesten Anhängern der Partei der Linken. Seit 1879 Generalprokurator am höchsten Gerichtshof, starb er in Wien. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: »Abhandlungen aus dem österreichischen Strafrecht« (Wien 1858, Bd. 1);
»Anklage, ¶
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Wahrspruch und Rechtsmittel im englischen Schwurgerichtsverfahren« (Erlang. 1866);
»Gesammelte kleinere Schriften über Strafrecht, Zivil- und Strafprozeß« (Wien 1868, 2 Bde.; 2. Aufl. 1883);
»Studien zum Entwurf des österreichischen Strafgesetzes über Verbrechen und Vergehen« (das. 1871);
»Schwurgerichtliche Erörterungen« (2. Aufl., das. 1875);
»Beiträge zur Lehre [* 15] vom Beweis im Strafprozeß« (Leipz. 1883).
In Bindings »Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft« bearbeitete er den Strafprozeß (Leipz. 1883-85, 2 Bde.). Mit J. ^[Joseph] Unger und J. ^[Joseph] v. Walther gab er die »Sammlung von zivilrechtlichen Entscheidungen des k. k. obersten Gerichtshof« (Wien 1859 ff., 2. Aufl. 1873 ff.),
mit Stubenrauch und Nowak die »Allgemeine österreichische Gerichtszeitung« (das. 1864 ff.) heraus.