Titel
Glaize
(spr. glähs'), 1) Auguste, franz. Maler, geh 1813 zu Montpellier, [* 2] bildete sich in Paris [* 3] unter den Brüdern Achille und Eugène Devéria in der Malerei und in der Lithographie aus und malte Bilder verschiedenen Inhalts. Unter den ältern sind die hervorragendsten: die heil. Elisabeth von Ungarn [* 4] (1844); Dante, seine Göttliche Komödie schreibend (1847), und die gallischen Weiber (1852). Dann kam er auf den Gedanken, geschichtsphilosophische Ideen und moralische Lehren [* 5] zu versinnlichen.
Die ersten
Bilder dieser Art erschienen unter den
Titeln: der
Schandpfahl, an welchem 16
Märtyrer der
Idee ausgestellt sind,
und Was man mit 20
Jahren sieht, der sanguinische
Traum eines Liebespaars, auf der
Weltausstellung von 1855. Zu derselben
Gattung
gehören ferner: das
Elend als Kupplerin (1861), der
Tod und die Wollust (1866) und das
Schauspiel der menschlichen
Thorheit (1872, sein Hauptwerk). Von seinen übrigen
Schöpfungen sind zu nennen: die
Wandmalereien in den
Kirchen St.-Sulpice
und
St.-Jacques du
Haut
[* 6]
Pas (1859, 1868), ein
Triptychon mit dem
Tod
Johannes des Täufers (1873),
Christus und die Ehebrecherin
(1875), der
Blinde und der Lahme (1877). Von den Romantikern ausgehend, verbindet
Glaize
mit schwungvoller
Erfindung und charaktervoller Formengebung ein kräftiges und reiches
Kolorit. Dagegen sind seine
Kompositionen
oft barock und gesucht.
2) Léon, franz. Maler, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1842, debütierte 1859 mit dem Bilde: der Verrat der Delila. Zwei Jahre nachher folgte ein ähnlicher Gegenstand sowie Faun und Nymphe (Museum in Montauban). Um diese Zeit wurde er Schüler von Gérôme und malte, von ihm beeinflußt, den Äsop im Haus des Xanthos (Museum in Dijon) [* 7] und Simson, der seine Bande zerreißt (1864, Museum in Mülhausen). [* 8] Unter seinen folgenden sehr zahlreichen Bildern, die vollendet in der Zeichnung, aber oft mit einer naturalistischen Derbheit und mit Hinneigung zum Gräßlichen behandelt sind, erwähnen wir: Christus und die zehn Aussätzigen, die Nächte der Penelope, Herkules am Scheideweg, das erste Duell, den Tod des heil. Ludwig (in der Kirche St.-Louis d'Antin). 1875 malte er eine grauenerregende Verschwörung römischer Jünglinge, die Brüderschaft in dem Blut eines Gemordeten trinken, 1877 die Flüchtlinge (eine Episode aus der Belagerung Athens durch Sulla) u. 1885 das Fest des Theseus.