Titel
Gladiŏlus
L., Schwertel,
Siegwurz oder
Siegmar, Pflanzengattung aus der Familie der
Iridaceen (s. d.) mit gegen 90
Arten
in Europa
[* 2] und
Afrika.
[* 3] Es sind
Zwiebelgewächse mit schwertförmigen
Blättern und lebhaft gefärbten
Blüten. An
Stelle der früher
in den Gärten häufig kultivierten südeuropäischen Gladiolus
communis L. haben folgende
Arten eine gewisse
Bedeutung als Zierblumen gewonnen:
1) Gladiolus
byzantinus Mill., in Südeuropa einheimisch, von Gladiolus
communis durch größere, lebhafter
purpurn gefärbte
Blumen unterschieden;
2) Gladiolus
cardinalis Curt.,
vom
Kap, der 50–60 cm hohe
Stengel
[* 4] ist fast in seiner ganzen Länge eine einzige
Ähre roter
Blumen, deren drei untere
Blumenblätter in der Mitte durch einen länglichen weißen oder rosenroten, mit Purpur eingefaßten Flecken verziert sind;
3) Gladiolus
psittacinus
Hook., von
Port
Natal,
Stengel über 1 m hoch, mit einer langen, dicken
Traube gelber, auf den untern Blumenblättern
purpurn gefleckter
Blumen;
4) Gladiolus
ringens
Andr., im Kaffernlande einheimisch, eine schöne
Pflanze, deren große veilchenduftige, schieferblaue
Blumen mit
Violett fein punktiert und gestreift und auf den untern
Blumen gelb gefleckt sind;
5) Gladiolus
cuspidatus Jacq.
mit großen isabellgelben
Blumen, mit je einem großen dunkelpurpurnen Flecken auf den drei untern Blumenblättern;
6) Gladiolus
floribundus Jacq.
mit purpurnen, weißgefleckten
Blumen. Diese und viele andere zu verschiedenen
Zeiten in Europa eingeführte
Arten haben durch Kreuzung unzählige
Varietäten hervorgebracht, die für den
Blumengarten bedeutsam sind. Von allen oben angeführten
Arten war Gladiolus
cardinalis am ausgiebigsten.
Die Genter Gladiōle (Gladiolus
gandavensis Hort.) wurde in einem belg.
Garten
[* 5] durch Kreuzung zwischen Gladiolus
cardinalis und Gladiolus
psittacinus
erzogen. Sie ist von überaus kräftigem Wuchse und ihre
Stengel werden nicht selten gegen 2 m hoch; dabei
wird sie, was den
Bau der
Blumen und die Lebhaftigkeit der
Farben betrifft, von keiner andern Art oder Form übertroffen, ja
kaum erreicht. Bei der ursprünglichen Bastardform sind die
Blumen zinnoberrot, rosenrot schillernd, auf
den untern Blumenblättern mit großen gelben Federn verziert, die
Staubbeutel violettblau, mit den
Blütenfarben lebhaft kontrastierend.
Da die Genter Gladiole trotz ihrer Bastardnatur fruchtbar ist, so gingen aus ihr verschiedene zum
Teil noch schönere
Varietäten
hervor.
Durch Gladiolus
floribundus befruchtet, brachte sie ebenso kräftige und reichblühende Formen hervor, unter
diesen Gladiolus
Willmoreanus Hort., mit gelblichweißen, rosa gestreiften
Blumen, und durch immer häufigere geschlechtliche Vermischung
eine mit jedem Jahre wachsende Menge von
Blendlingen, die, zu Gruppen vereinigt, ein unvergleichliches Farbenspiel darstellen.
Die Blumenzüchter wählen unter ihren Sämlingen vorzugsweise solche aus, die große, weit geöffnete
Blumen, sehr breite
und abgerundete
Blätter und lebhaft kontrastierende Zeichnungsfarben besitzen. Die Sorten dieser Gladiole
vermehren sich so leicht und reichlich durch Brutzwiebeln, daß man nur dann zur
Aussaat schreitet, wenn man die
Absicht hat,
neue Sorten zu erziehen.
Von Gladiolus
communis
L. und der auch in
Deutschland
[* 6] häufig vorkommenden Gladiolus
palustris Gaud.
war sonst die
Wurzel
[* 7] als Radix Victorialis rotundae, vom
Volke
Allermannsharnisch oder runde
Siegwurz genannt,
in mediz. Gebrauch.