Giulĭo
Romano (spr. dschu-), eigentlich Giulio Pippi, ital. Maler und Architekt, geb. 1492 in Rom, gest. in Mantua, der bedeutendste von Raffaels Schülern, hatte an mehrern von Raffaels wichtigen Werken großen Anteil; so an der heiligen Familie (im Louvre) und an der Transfiguration (im Vatikan). Auch an den Raffaelschen Fresken in den Loggien und Stanzen des Vatikans und in der Farnesina (s. d.) sind große Partien von seiner Hand oder unter seiner Leitung ausgeführt. Zu seinen frühern selbständigen Werken, die noch Raffaelsche Einwirkung erkennen lassen, gehören die malerischen und dekorativen Ausschmückungen der Villen Madama bei Rom und Lante bei Viterbo, welche er beide, erstere nach Raffaels Anlage, erbaut hatte.
Nach Raffaels Tode vollendete er mit Penni die Fresken des Konstantinsaales im Vatikan. Eine neue Richtung trat bei ihm hervor, als er 1524 dem Rufe des Marchese Federigo Gonzaga nach Mantua folgte, wo er sich nun weder Raffael noch den Mustern der Antike gegenüber befand. Dagegen wird nunmehr der Einfluß Michelangelos merkbar. In Mantua führte er mehrere Kirchen, darunter das Innere von Sant' Andrea, und Paläste auf, leitete deren reiche Dekoration, schmückte sie mit großen Fresken und versammelte zu dem Zweck eine große Anzahl von Schülern um sich.
Für seinen Gönner erbaute er den berühmten Palazzo del Te, den er mit einer Fülle von Fresken (Sturz der Giganten, Liebesgeschichten der Götter, Amor und Psyche) zierte. In diesen Bildern findet sich ein erregt großartiges, selbst wildes Element, dessen effektvolle Wirkung, aber auch innere Hohlheit, indes nicht zu leugnen ist. In einem besondern Zimmer stellte er den Triumphzug des Deutschen Kaisers Sigismund dar (gestochen von Bartoli). Was er hier gemalt hatte, konnte er, als Kaiser Karl V. Mantua besuchte, bei den Festlichkeiten in Scene setzen. Diese Wirksamkeit dehnte sich sogar über die ganze Lombardei aus. Marcanton hat viele Entwürfe G.s gestochen. Als sein Hauptwerk unter den Tafelbildern aus früherer Zeit gilt die Steinigung des heil. Stephanus in der Kirche San Stefano zu Genua; ferner sind zu nennen: zwei Madonnenbilder im Museum zu Neapel, das Marienbild des Hochaltars der Kirche dell' Anima in Rom, die reizende Madonna della Catina (Maria das Kind
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badend) in der Dresdener Galerie, Venus und Vulkan im Louvre zu Paris, Heilige Margareta bezwingt den Drachen im Hofmuseum zu Wien. Als Architekt gehört er zu den Vorläufern des Barockstils, dem seine meist unerfreuliche Sucht nach Neuheit und überraschender Wirkung entgegenarbeitete. –
Vgl. C. d'Arco, Istoria della vita e delle opere di Giulio Pippi Romano (Mantua 1842).