Giskra
,
Karl, österr. Staatsmann, geb. zu Mährisch-Trübau, studierte seit 1837 in
Wien
[* 2] die
Rechte, trat 1844 bei
der damaligen Hofkammer-Prokuratur in den
Staatsdienst, wurde kurz darauf zum Assistenten und 1846 zum
supplierenden Professor für die Lehrstühle der
Staatswissenschaften und polit.
Verwaltung an der
Wiener
Universität berufen.
In den Märztagen 1848 war er unter den Mitgliedern des akademischen Lehrkörpers, die sich der
Bewegung zuwandten. Giskra
veranlaßte
und leitete 13. März die
Bewaffnung der
Studenten und organisierte darauf die
Akademische Legion (s. d.). Von
seiner Vaterstadt in die konstituierende Deutsche
[* 3] Nationalversammlung gewählt, gehörte er der
Fraktion des
Württemberger
Hofs an, nahm an den Verhandlungen bis zur Übersiedelung nach
Stuttgart
[* 4] lebhaften Anteil und lebte dann mehrere
Monate im westl.
Rußland.
Ende 1850 kehrte Giskra
nach
Österreich
[* 5] zurück, war lange Zeit als Concipient in der Kanzlei des Dr.
Mühlfeld
thätig und wurde erst nach vielfachen vergeblichen Bemühungen im Okt. 1860 in
Brünn
[* 6] zur Advokatur zugelassen. Seit Mai 1861 gehörte
er dem österr. Abgeordnetenhause an, zu dessen bedeutendsten Rednern er zählte. Auch war Giskra
1861–67
mähr. Landtagsabgeordneter und Führer der deutschen liberalen Partei des
Landes, im
Kriegsjahre 1866 auch
Bürgermeister von
Brünn, Mai bis Dez. 1867 Präsident des Abgeordnetenhauses, von Anfang 1868 bis April 1870 Minister des Innern. 1868–73
vertrat er die innere Stadt
Wien, ein
Mandat, das er wieder mit dem frühern von
Brünn vertauschte. Nach
seinem
Austritt aus dem Ministerium wurde ihm der Charakter als Geheimrat
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verliehen. Vom Staatsdienste zurückgetreten, wurde er Präsident der Franco-Österreichischen Bank in Wien und Oberkurator der ersten österr. Sparkasse. Er starb in Baden [* 8] bei Wien.