Giskra
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Karl, österreich. Minister, geb. zu Mährisch-Trübau, widmete sich in Wien [* 3] rechts- und staatswissenschaftlichen Studien, erlangte 1840 die philosophische und 1843 die juridische Doktorwürde und ward 1846 Professor der Staatswissenschaften und der politischen Gesetzeskunde an der Wiener Hochschule. Nachdem er in den Bewegungen vom März 1848 Popularität gewonnen, ward er von seiner Vaterstadt ins Frankfurter Parlament gesandt, wo er, der Fraktion des »Württemberger Hofs« sich anschließend, an den Verhandlungen bis zur Übersiedelung nach Stuttgart [* 4] hervorragenden Anteil nahm und den großdeutschen Standpunkt mit Lebhaftigkeit vertrat.
Nachdem er darauf einige Zeit in Rußland zugebracht, kehrte er gegen Ende 1850 nach Wien zurück, wo ihn Mühlfeld als Rechtskonzipienten beschäftigte, und siedelte 1859, nachdem ihm der Kaiser (30. Juli) die Lizenz zur Advokatur außerhalb Wiens verliehen hatte, nach Brunn über, wo er, seit Ende 1860 förmlich bestallt, als Advokat thätig war. Im J. 1861 in den mährischen Landtag und später in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats gewählt, zeigte er sich stets als einen der Führer der deutsch-mährischen Partei, entschieden liberal, aber für Erhaltung des Gesamtstaats Österreich, [* 5] und entwickelte eine feurige Beredsamkeit. Zum Bürgermeister von Brünn [* 6] gewählt, entfaltete er eine ¶
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bedeutende organisatorische und administrative Befähigung. Namentlich trat dieselbe 1866 bei Gelegenheit der preußischen
Okkupation hervor. 1867 wurde Giskra
zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt und als Minister des Innern in
das Ministerium Carlos Auersperg berufen, dem er auch nach dem Rücktritt Auerspergs unter dem Präsidium des Grafen Taaffe,
später Hasners angehörte. Die Durchführung der konfessionellen Gesetze, die Trennung der politischen Verwaltung von der Justiz,
Aufhebung des Lehnswesens, soweit es noch bestand, die Donauregulierung bei Wien und andre wichtige Gesetze und Unternehmungen
waren die Ergebnisse seiner Thätigkeit. Am nahm er seine Entlassung als Minister, weil der
Ministerrat die Wahlreform vertagen, Giskra
aber sie sofort in Angriff genommen wissen wollte.
An den Verhandlungen des Reichsrats und der Delegationen nahm Giskra
als einer der Führer der Verfassungspartei seitdem bedeutenden
Anteil, besonders bei der Bekämpfung des Ministeriums Hohenwart. Daneben übernahm er das Präsidium der Franco-Österreichischen
Bank in Wien und später auch die ehrenvolle Stelle des Oberkurators der Ersten österreichischen Sparkasse.
Seine Beteiligung an einzelnen finanziellen Unternehmungen, so insbesondere seine Stellung im Verwaltungsrat der Lemberg-Czernowitzer
Eisenbahn, schien zwar einige Zeit seine politische Geltung ungünstig zu beeinflussen, besonders als nach dem wirtschaftlichen
Zusammenbruch des Jahrs 1873 sich an alle solche Unternehmungen ein gewisser Mißkredit zu heften begann.
Allein bald trat in die frühere politische Führerrolle zurück; 1873 wurde er in seinem alten Wahlbezirk Brünn, den er
gegen den ersten Wiener Wahlbezirk vertauscht hatte, mit großer Majorität in das Abgeordnetenhaus gewählt, wo er insbesondere
in den Vordergrund trat, als er die Orientpolitik Andrássys 1877-78 bekämpfte. An einem Herzleiden erkrankt,
starb er in Baden
[* 8] bei Wien.