Girobanken
(spr. dschi-) hießen früher Kassenanstalten, die sich von allen Kreditgeschäften fern hielten und ihre Thätigkeit darauf beschränkten, auf Grund von Einlagen in gemünztem oder ungemünztem Metall die Zahlungen ihrer Kunden an einander durch Zu- und Abschreibung auf den ihnen errichteten Bankkonten zu bewirken. Dieses Umschreibeverfahren scheint schon im Altertum bekannt und üblich gewesen zu sein. Im Mittelalter war seine Bequemlichkeit und Zweckmäßigkeit im großen Verkehr allgemein anerkannt, und es wurde z. B. in Venedig [* 2] lange Zeit durch Vermittelung von privaten Bankiers in großem Umfange betrieben.
Bei der reinen Girobank mußte die Summe der Aktiva der Kunden stets voll und bar vorhanden sein, die Bank konnte also mit den bei ihr eingezahlten Geldern in keiner Weise selbst Geschäfte machen. Die Verwaltungskosten mußten durch eine besondere Gebühr gedeckt werden. Durch eine solche Einrichtung wurde an einem großen Handelsplatze offenbar viel an Arbeit und Kosten erspart, indem sie das öftere Zahlen und Versenden des Bargeldes überflüssig machte und dadurch auch die Abnutzung desselben verminderte.
Auch boten die Einrichtungen der Banken zur Aufbewahrung von Geld und Geldeswert größere Sicherheit als diejenigen anderer Kaufleute. Zugleich fanden die ein Mittel, den bis in das 18. Jahrh. hineinreichenden höchst schädlichen Münzwirren und Geldverschlechterungen zu entgehen, indem sie nur gewisse gute Geldsorten annahmen und auszahlten oder die Rechnungen überhaupt nur in einer auf Barrensilber basierten Bancowährung führten. (S. Banco.)
Amsdorf - Amsterdam

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Amsterdam.Die erste reine Girobank mit öffentlichem Charakter wurde 1587 in Venedig errichtet, nachdem 1584 die schon seit langer Zeit bestehenden Privatbanken verboten worden waren. Eine besondere Wichtigkeit erhielt dieses Institut dadurch, daß seit 1593 alle Wechselzahlungen durch dessen Vermittelung erfolgen mußten. Neben dieser ersten Bank, dem Banco di Rialto, entstand 1619 noch eine zweite, der Banco Giro. Auch in Amsterdam [* 3] war gegen Ende des 16. Jahrh. ein privater Giroverkehr durch Vermittelung gemeinschaftlicher Kassenführer im Großverkehr bereits allgemein üblich.
Da aber die Behörden darin eine Beförderung der sog. Münzsteigerung zu sehen glaubten, so wurde 1609 hier eine öffentliche Girobank gegründet. Jeder sollte Münzen [* 4] und Barren in Summen von wenigstens 300 Fl. einzahlen und wieder herausziehen und Zahlungen und Umschreibungen aus seinem Conto anweisen können, und alle Wechsel von größerm Betrage als 600 Fl. sollten bei der Bank eingezahlt werden. Die Amsterdamer Bank geriet später durch geheime Vorschüsse an die Regierung in Zerrüttung und wurde 1820 aufgehoben.
Gold (Gewinnung aus ge

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Gold.Nach dem Beispiele der Amsterdamer wurde 1619 die Girobank zu Hamburg [* 5] gegründet, wo sich ebenfalls bereits eine private Umschreibe-Organisation ausgebildet hatte. Auch hier sollten fortan alle Wechselzahlungen von mehr als 400 M. Lübisch durch die Bank erfolgen, und alle Anweisungen außerhalb derselben waren streng verboten. Die Stadt leistete Bürgschaft für die Bank, mit der auch eine sog. Lehnbank verbunden war, die aber nur gegen volle Deckung durch Silber oder Gold [* 6] Vorschüsse gab.
Dies war also mehr ein Umwechseln von gewissen Silbermünzsorten und Gold in Bankgeld als ein eigentliches Kreditgeben. Die Beleihung von Juwelen, die anfangs gestattet war, wurde 1697 endgültig verboten. Die Verwaltung der Bank stand unter einem Ausschuß, den sog. Bankbürgern. Der Barvorrat bestand ursprünglich hauptsächlich aus Reichs-Speciesthalern, die gleich 3 M. Banco gesetzt waren und deren Einzahlung man besonders begünstigte. Später aber (1770) ging man zu einer Silberbarrenwährung über, indem man die Gewichtsmark Feinsilber dem Einleger mit 27 M. 10 Schill. Banco in seinem Folium gutschrieb, während man sie ihm bei der Herausnahme zu 27 M. 12 Schill. in Anrechnung brachte.
Nuphar - Nürnberg

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Nürnberg.
Bei Gelegenheit der Reichsmünzreform wurden die Silberkonten der
Hamburger
Bank geschlossen und der Umschreibeverkehr
in Reichswährung begonnen. Doch wurde die
Bank schon aufgelöst und durch die in
Hamburg errichtete
Hauptzweiganstalt der Reichsbank ersetzt. Von andern ältern Girobanken
ist noch die 1621 in
Nürnberg
[* 7] gegründete zu erwähnen. In der
neuern Zeit bildet der
Giroverkehr in der Regel nur einen
Teil des Geschäftsbetriebes der
Banken (Giroabteilungen); doch bestehen
auch gesondert
Giro- und Kassenvereine, welche im
Kreise
[* 8] ihrer Mitglieder
Giro- und Inkassogeschäfte besorgen.
(S.
Banken und
Giroverkehr.)