Giraldi
(spr. dschi-), Giovambattista, genannt Cinzio (lat.
Geraldus Cinthius), ital. Dichter und Litterator, geb. 1504 zu
Ferrara,
[* 2] studierte an der dortigen
Universität und ward
Professor der
Philosophie und
Medizin an derselben.
Später (1543) ernannte
ihn der
Herzog
Herkules II. zu seinem
Sekretär,
[* 3] welche
Stelle er bis zum
Tode dieses
Fürsten (1559) bekleidete.
Zwistigkeiten mit dem Geheimsekretär des
Herzogs
Alfons II., Giraldi
Pigna, veranlaßten ihn, seine
Stelle aufzugeben und selbst
Ferrara zu verlassen. Er begab sich nach
Mondovi, wo er
Professor der
Beredsamkeit wurde, ging 1569 in gleicher
Eigenschaft nach
Pavia und kehrte schließlich nach
Ferrara zurück, wo er starb.
Das Bemerkenswerteste unter seinen Werken sind seine bekanntlich von Shakespeare vielbenutzten »Hundert Novellen« (»Gli Hecatommiti«, Mondovi 1565 u. öfter; neue Ausg., Turin [* 4] 1853, 3 Bde.),
worin er alles Anstößige fern zu halten sucht, aber höhere dichterische
Begabung und feinern
Geschmack vermissen läßt. Nächstdem fanden seine »Tragedie« (Vened.
1582, 2 Bde., u. öfter) den meisten
Beifall. Giraldi
schrieb außerdem: »Egle«, Satyrspiel
(Ferrara
1546 u. öfter);
»L'Ercole«, ein unvollendetes Epos zur Verherrlichung des Herzogs Herkules II. (Modena 1557);
»Le [* 6] fiamme«, Sonette und Kanzonen (Vened. 1548, 2 Bde.),
u. a. Seine »Scritti estetici« erschienen zu Mailand [* 7] (1864, 2 Bde.);
auch gab Ferraro aus des Dichters Nachlaß noch die Komödie »Gli Eudemoni« (Ferrara 1877) heraus.