Giraffe
(Camelopardalis giraffa
Gmelin, s.
Tafel: Giraffe
), ein
Name arab. Ursprungs, aus Zirafet durch Verstümmelung
entstanden, für ein in
Afrika
[* 3] zwischen der
Sahara und dem
Oranjeflusse lebendes, wiederkäuendes Säugetier,
das für sich die einzige lebende Gattung in der Familie der Kamelopardaliden
(Camelopardalidae s. Devexa) bildet. Die Giraffe
übertrifft
den Elefanten und das Kamel an Höhe, ist vorn mit dem langen
Halse 6, hinten 3 m hoch und in der Zeichnung dem Panther ähnlich,
indem sie auf gelblichweißem
Grunde, besonders am Körper und
Halse fast regelmäßig gereihte, dunkelbraune
Flecken hat.
Bei einer zweiten, neuerdings von
Stanley im Innern
Afrikas entdeckten Art
bez.
Varietät sind die Flecken schwarz. Auf der
Stirn
haben Männchen und Weibchen zwei kurze, kegelförmige, mit
Haut
[* 4] und
Haaren bedeckte, nicht abfallende, knochige, hornförmige
Auswüchse, welche als der untere
Teil eines nicht zur Entwickelung gelangten
Geweihes zu betrachten sind.
Vor diesen Hörnern findet sich noch auf der Mittellinie der Nasenwurzel ein knochiger Wulst. Der ungemein lange
Hals, die
hohen Vorderbeine, der nach hinten abschüssige Rücken und der im Verhältnis der Höhe kurze und gedrungene Körper geben
dem
Tiere wie seinen
Bewegungen ein seltsames Aussehen. Der kurze, dünne
Schwanz trägt am Ende eine lange Haarquaste. Die
Giraffe
ist sehr furchtsam, leicht zu zähmen und lebt von Zweigen und
¶
mehr
Blättern, von denen die der Mimosen ihr Lieblingsfutter sind und die sie mit ihrer gegen 20 cm langen violetten Zunge erfaßt;
im zahmen Zustande nährt sie sich auch von Heu, Möhren, Zwiebeln, welche sie sehr liebt, und gemahlenem Mais, Weizen und Gerste.
[* 6] Julius Cäsar brachte 46 v. Chr. die erste lebende Giraffe
nach Europa.
[* 7] In neuerer Zeit kamen Giraffe
zuerst als Geschenke
des Vicekönigs von Ägypten
[* 8] nach Konstantinopel
[* 9] (1822), nach Paris,
[* 10] nach Wien
[* 11] und nach England (1827). Eine herumziehende Menagerie
brachte 1844 die erste nach Deutschland,
[* 12] der bald eine große Anzahl folgte, die fast alle von den Tierhändlern C. Hagenbeck
in Hamburg
[* 13] und C. Reiche in Alfeld eingeführt wurden. Durch die Mahdistenwirren im Sudan ist die Ausfuhr
völlig abgeschnitten und die Giraffe
sind in den europ. Tiergärten fast ausgestorben,
doch ist Hoffnung vorhanden, daß der letztgenannte Händler bald aus Südafrika
[* 14] Giraffe
einführen wird. Unter den
fossilen Vorfahren dieser Tiere sind namentlich echte Giraffe
aus dem Miocän von Griechenland,
[* 15] Ungarn
[* 16] und Frankreich
bekannt geworden; ferner gehört hierher das Sivatherium (s. d.).