Giotto
di
Bondone (spr. dscho-), ital.
Maler und
Baumeister, geb. 1276 in dem florentin. Dorfe Vespignano
als Sohn eines
Bauern,
war in
Florenz
[* 3] angeblich
Schüler von
Cimabue, der ihn als Hirtenknaben seine Schafe
[* 4] mit einem spitzen
Stein auf
Schiefer zeichnend angetroffen haben soll. Fast in allen
Teilen
Italiens,
[* 5] im Norden,
[* 6] in der
Mark
Ancona,
[* 7] in
Rom,
[* 8] in Neapel
[* 9] ist Giotto di Bondone
thätig gewesen und allerorten hat er Nachfolger und Nachahmer gefunden,
sodaß er recht eigentlich die
ganze ital. Malerei des 14. Jahrh.
beherrscht.
Die
größte Schule aber, deren Hauptvertreter Giottino, Taddeo Gaddi,
Giovanni da Milano, Stefano,
Bernardo Daddi
, Orcagna
sind, begründete er in
Florenz. Er starb daselbst und wurde im
Dom begraben, wo nachmals die
Republik ihm eine Marmorgedenktafel
mit seinem von Benedetto da Majano ausgeführten Reliefbildnis anbringen ließ. Giotto di Bondone
drang
zuerst unter allen ital. Malern zu einer scharfen Naturbeobachtung durch; er wagte es zuerst,
dramat.
Bewegung und reales Leben darzustellen, und mußte sich eine neue Darstellungsweise schaffen, da er den
Kreis
[* 10] des Darstellbaren
außerordentlich erweitert hatte und für seine neuen
Gedanken zum
Teil gar keine Vorbilder besaß. So
ist es auch zu erklären, daß er besonders auf das Charakteristische, Unterscheidende ausging und einen episch-histor.
Stil im Gegensatz zu dem frühern Idealismus der kirchlichen Kunst begründete.
Anordnung und Gewandung sind meist edel und
würdig
, der
Ausdruck oft schon ziemlich durchgearbeitet und wahr, wogegen die
Köpfe noch etwas
Typisches
behalten. Zu seinen vorzüglichsten Werken gehören die gegenwärtig sehr modernisierte Navicella in der Peterskirche zu
Rom, die
Darstellung des
Apostels
Petrus, der auf dem Wasser geht, in musivischer
Arbeit;
in Florenz eine große Madonna in der Akademie, die Fresken in den Kapellen Bardi und Peruzzi zu Sta. Croce (Legende des heil. Franz und das Leben der beiden Johannes), ein Tafelbild: Die Krönung Maria (ebd.);
in San Francesco zu Assisi in der Oberkirche die Fresken mit der Legende des heil. Franz, in der Unterkirche die vier Franziskanerallegorien;
in der Scrovegnikapelle zu Padua [* 11] der große, Christi Leben darstellende Cyklus von Wandmalereien.
Von den Fresken in der Kapelle des
Palastes des
Podestà
(Bargello)
zu
Florenz sind nur Reste (darunter das
Bildnis
Dantes) erhalten. Auch als
Baumeister hat Giotto
di Bondone
sich Ruhm erworben. Der schöne
Glockenturm am
Dom zu
Florenz ist nach seiner Zeichnung gebaut und eine Anzahl der
Basreliefs an demselben sind von ihm
entworfen worden. –
Vgl. Titkanen, Der malerische Stil G.s (Helsingfors 1884);
Thode, Franz von Assisi und die Anfänge der Renaissance in Italien [* 12] (Berl. 1885);
Janitschek, Die Kunstlehre Dantes und G.s Kunst (Lpz. 1892).