Giocondo
(spr. dschok-), Giovanni Fra, ital. Baumeister und Altertumsforscher, geb. um 1433 in Verona, [* 2] war ein gründlicher Kenner der alten Sprachen und des klassischen Altertums und unterrichtete Jul. Cäsar Scaliger in diesen Wissenschaften. Er sammelte 1484–89 in Rom und [* 3] andern ital. Städten mehr als 2000 alte Inschriften, die er dem Lorenzo de' Medici widmete. Als Baumeister war er in Verona, Venedig, [* 4] Rom und seit 1499 in Frankreich beschäftigt. In Paris [* 5] ¶
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baute er (1507–12) die Brücke [* 7] Notre-Dame und fand daselbst ein 1508 von Aldus Manutius herausgegebenes Manuskript des jüngern Plinius auf. Auch besorgte er eine neue Ausgabe des Vitruv, die 1511 in Venedig erschien, Papst Julius II. gewidmet war und bis Mitte des 16. Jahrh. einen großen Einfluß behielt. In Verona baute er 1512 eine massive Brücke sowie die Loggia del Consiglio; in Venedig gab er dem Ausflusse der Brenta eine andere Richtung und beugte dadurch der Verschlammung der Lagunen vor. Als man den Wiederaufbau der abgebrannten Rialtobrücke trotz seiner schönen, auf Befehl des Senats gefertigten Zeichnung einem andern Meister übertrug, wandte er sich nach Rom, wo er kurz vor Bramantes Tode 1514 dem Giuliano da San Gallo als Hilfsbaumeister bei der Peterskirche beigegeben wurde, aber schon starb.