Giocondo
(spr.
dscho-),
Fra
Giovanni, ital. Altertumsforscher und
Architekt der Frührenaissance,
geb. 1435 zu
Verona,
[* 2] scheint die erste Hälfte seines
Lebens der klassischen
Gelehrsamkeit, die er mit dem
Studium der antiken
Architektur verband, hauptsächlich gewidmet zu haben. In dieser
Periode unterrichtete
er den berühmten
Julius Cäsar
Scaliger
auf dessen väterlichem Landsitz Lodrone (zwischen
Brescia und
Trient)
[* 3] in der griechischen und lateinischen
Sprache.
[* 4] In
Rom und
[* 5] andern
Städten
Italiens
[* 6] sammelte Giocondo
mehr als 2000
Inschriften, die er Lorenzo de'
Medici widmete; eine
Abschrift
davon befindet sich in der Biblioteca Magliabecchiana zu
Florenz.
[* 7] Er schrieb
Noten zu
Cäsar, Vitruv,
Frontinus; sein Vitruv
erschien zuerst in
Rom 1511.
Andre
Autoren, wie
Catos
Schrift
»De rebus rusticis«, ließ er zum erstenmal drucken.
Sein Ruf als Architekt war bereits begründet, als ihn Ludwig XII. 1499 zum Bau der Brücke [* 8] Notre Dame nach Paris [* 9] kommen ließ. Während seines Aufenthalts daselbst fand er ein 1508 von Aldus Manutius herausgegebenes Manuskript von Plinius dem jüngern auf. 1509 hatte er Treviso gegen den Kaiser Maximilian zu befestigen. 1512 führte er einen Hauptpfeiler der Etschbrücke in Verona von neuem wieder auf. Im J. 1514 wurde er nach Rom berufen, wo er als Architekt von St. Peter in Gemeinschaft mit Raffael und Giuliano da San Gallo, jedoch nur kurze Zeit, thätig war, da er schon starb. In seiner Vaterstadt erbaute er den Palazzo del Consiglio.