1) Julius Wilhelm, Physiker, geb. 12. Nov. 1804 zu Prag, studierte daselbst und in Wien, habilitierte
sich in Wien als Privatdozent und wurde 1836 als Professor nach Graz berufen, 1847 zum Inspektor, 1849 zum Direktor der Staatstelegraphen
ernannt. 1863 trat er in den Ruhestand, lebte seitdem in Prag und starb daselbst 22. Dez. 1883. Er lieferte zahlreiche Arbeiten
über das Thermometer, über Meteorologie und Magnetismus und begründete die telegraphische Doppelkorrespondenz.
2) Wilhelm Friedrich, Chemiker, Sohn des vorigen, geb. 5. Aug. 1842, studierte in Wien, war 1865-70 Assistent, 1870-72 Supplent
an der Universität zu Prag und wurde 1870 zum ordentlichen Professor für allgemeine und analytische Chemie am deutschen Polytechnikum
zu Prag ernannt, seit 1867 zugleich Privatdozent an der Universität. Er ist Mitglied des k. k. Landessanitätsrats
für Böhmen, Präsident der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der chemischen Industrie etc. und seit 1878 Mitglied
des böhmischen Landtags. hat zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften veröffentlicht und besorgt mit Kick die neue Bearbeitung
von Karmarsch und Heerens »Technischem Wörterbuch« (Prag, seit 1874).
Julius Wilh., Physiker, geb. 12. Nov. 1804 in Prag, studierte in Prag und Wien, wurde 1836 zum ord. Professor der
Physik und angewandten Mathematik an der Universität Graz ernannt, wo er 1846 auch noch die Lehrkanzel
der Naturgeschichte übertragen erhielt. 1847 wurde Gintl als k. k. Telegraphenbauinspektor nach Wien berufen, in welcher Eigenschaft
er die Anlage und Einrichtung der ersten österr. Telegraphenlinien leitete. 1849 wurde ihm die Direktion der Staatstelegraphen
provisorisch übertragen und 1850 wurde er als wirklicher k. k. Telegraphendirektor bei der damals bestehenden
Generaldirektion für Kommunikationen ernannt. 1863 trat er in den Ruhestand und lebte sodann in Prag, wo er 22. Dez. 1883 starb.
Gintl ist der Begründer der Doppeltelegraphie, für deren Einführung er bei der Industrieausstellung zu Paris 1855 mit der großen
goldenen Ehrenmedaille ausgezeichnet wurde. Er war Mitglied der kaiserl.
Akademie der Wissenschaften zu Wien.
Wilh. Friedr., Chemiker, Sohn des vorigen, geb. 5. Aug. 1843, wurde, nachdem
er in Wien Chemie studiert hatte und mehrere Jahre als Fabrikchemiker thätig gewesen war, Assistent Rochleders und Privatdocent
an der Universität Prag und 1870 zum ord. Professor für allgemeine und analytische Chemie an der deutschen
Technischen Hochschule daselbst ernannt. Gintl leitete den chem.-physik.-naturwissenschaftlichen Teil des Karmarsch-Heerenschen
«Technologischen Wörterbuchs».
Aufsehen erregten seine Studien über Crookes strahlende Materie (Prag 1880), worin er zuerst diese Erscheinungen richtig erklärte
und zugleich die Grundzüge einer mechan. Theorie der Elektricitätserscheinungen entwickelte. 1878 gründete er die Österreichische
Gesellschaft zur Förderung der chem. Industrie, deren erster Präsident er war. Seit 1870 gehörte er
dem Landessanitätsrate für Böhmen an und war von 1878 bis 1889 Mitglied des böhm. Landtags.