Ginguené
(spr. schänggneh), Pierre Louis, franz. Litteraturhistoriker und Kritiker, geb. zu Rennes, gewann in Paris [* 2] einigen litterar. Ruf durch das Gedicht «La confession de Zulmé». In den «Lettres sur les Confessions de J. J. Rousseau» (Par. 1791) nahm er sich Rousseaus an. Seine Schrift «De l'autorité de Rabelais dans la révolution présente et dans la constitution civile du clergé» (Par. 1791; neuer Abdruck 1879) stellt die entsprechenden Stellen aus Rabelais zusammen.
Während der Revolutionszeit besprach er die Tagesereignisse in der «Feuille villageoise»
ruhig und maßvoll. Damals begann er auch seine litterar. Beiträge zum «Moniteur»
(1790–1816) und die Bearbeitung des zur «Encyclopédie méthodique» gehörigen
«Dictionnaire de musiques». Nach dem 9.
Thermidor wurde Ginguené
im Ministerium des Innern als
Generaldirektor des öffentlichen Unterrichts angestellt. Er gründete die «Décade
philosophique, littéraire et politique» (Par. 1784–1807),
die später den
Titel
«Revue philosophique» annahm und 1807 mit
dem «Mercure de
France» vereinigt wurde. 1798 ging er als Gesandter nach
Sardinien.
[* 3] Nach dem 18.
Brumaire
wurde er Mitglied des
Tribunats, aber schon 1802 wegen häufiger Opposition ausgeschlossen. Er starb zu
Paris. Ginguené
war
einer der angesehensten Kritiker des ersten Kaiserreichs; seine «Histoire littéraire
d’Italie» (Bd. 1–8
u. Bd. 9 von Salfi, Par. 1811–24),
sein Hauptwerk, ist nach Tiraboschi bearbeitet. Eine zweite Auflage des Ganzen (14 Bde., Par. 1824–35) besorgte Daunou.