Gimpel
(Pyrrhula), Vogelgattung aus der Familie der Finken, ausgezeichnet durch den kurzen, dicken, an der Wurzel runden und an den Seiten aufgetriebenen Schnabel, dessen Oberteil eine krumme, abgerundete Firste und eine hakenförmige Spitze hat. Die Gattung ist selbst zum Typus einer besondern, freilich den Kernbeißern sehr nahestehenden Familie geworden. Hierher gehört der gemeine Gimpel, Rotgimpel oder Dompfaffe (Pyrrhula vulgaris Tem., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel I, [* 1] Fig. 5 beim Artikel Singvögel), der den größten Teil des nördl. und mittlern Europa bis an die Alpen bewohnt und in Gebüschen und Wäldern nistet.
Beide Geschlechter haben einen angenehmen Gesang. Der Gimpel nährt sich von Samen verschiedener Pflanzen und wird im Zimmer mit Rübsamen und wenig Hanf unterhalten. Oben ist er hellgrau, das Männchen an Brust und Vorderhals zinnoberrot, an Kappe, Schwingen und Schwanz schwarz; das Weibchen hat statt Zinnoberrot nur eine rötlichgraue Färbung. Der mehr im Norden lebende größere Haken- oder Fichtengimpel (Pyrrhula s. Pinicola enucleator Cab.) steht durch die Form seines Schnabels dem Kreuzschnabel näher.
Wegen ihres schönen Gefieders und ihres reichhaltigen Gesanges hält man jetzt mehrere dem Norden der Alten und Neuen Welt angehörge Gimpelarten: Pyrrhula erythrina, rosea, purpurea in der Gefangenschaft. Alle Gimpel sind angenehme Stubenvögel. Am beliebtesten ist der Dompfaff. Er bildet einen namhaften Handelsartikel. Als Wildling ist er harmlos, friedlich, ausdauernd, verliert aber das schöne Rot. Sein Naturgesang ist unbedeutend. Man hält ihn meist im Gesellschaftskäfig (s. Vogelbauer), auch zur Mischlingszucht mit Canarienweibchen.
Von weit größerer Bedeutung ist der aus dem Nest gehobene und aufgepäppelte Gimpel, welcher zum Nachflöten von einer bis drei Liederweisen abgerichtet werden kann und dann als «gelernter» Gimpel zum Preise von 20 bis 60 M., selbst bis 100 M. verkauft wird. Obwohl anspruchslos, muß er doch sorgfältig verpflegt und nur mit vorzüglichstem Rübsamen, nebst Zugabe von wenig Mohn und Canariensamen, zuweilen Apfelschnittchen, erweichtem Weißbrot und einer Vogel- oder Wacholderbeere ernährt werden. Die sog. Gimpeldressur wird am meisten in Sachsen und Hessen betrieben, und von hier aus werden die Vögel in alle Welt, auch nach Nordamerika, versandt.