(franz., spr. schihg', ital.
Giga), 1) ursprünglich franz. Spottname für die ältere Form der
Violen (Viellen,
Fiedeln), welche einem
Schinken (gigue) nicht
unähnlich war, zum Unterschied von der neuern platten mit Seitenausschnitten. Der
Name taucht im
Lexikon des
Johannes de Garlandia (1210-32) zuerst auf. In
Deutschland
[* 2] blieb die ältere Form lange die beliebtere, und man nahm in der
Folge den
NamenGigue
(Geige) allgemein an; das
Wort »giga« taucht auch im
Mittelhochdeutschen zu Anfang des 13. Jahrh. neben
Fiedel
auf, ist aber nicht deutschen Ursprungs. - 2)ÄltereTanzform von lebhafter
Bewegung, im
Tripeltakt (3/8,
¾ oder zusammengesetzt 6/8, 6/4, 9/8 etc.), selten und irregulärerweise im 4/4-Takt (einigemal
bei
Bach). Als wirkliche
Tanzmusik bestand die Gigue aus zwei achttaktigen
Reprisen; in
Suiten
(Partiten), wo
sie den regulären
Schlußsatz
bildet, ist jedoch ihre
Ausdehnung
[* 3] eine größere. Der
Name ist jedenfalls wie der so vieler andrer
Tänze
von dem gleichnamigen
Instrument (s.
oben) abgeleitet.
(spr.schihg) oder Gique (frz.; ital.giga; engl. jig, «Springtanz»),
ein älterer, bis tief in das 18. Jahrh. (damals besonders auf der Opernbühne) gepflegter
Tanz, sowie ein in Suiten und Partiten häufig zu findendes Tonstück im Charakter dieses Tanzes. Im allgemeinen haben diese
Arten Tonstücke einen muntern und lebhaften Charakter. Meist stehen sie in gerader Taktart, aber
mit ungerader (dreiteiliger) Gliedteilung, also z. B. im 12/8 oder im 4/4-Takt mit Triolen, oder im 6/8-Takt. Seltener sind
Beispiele im einfach oder zusammengesetzt dreiteiligen Takt, also im 3/8- oder 9/8-Takt.
Ist die Melodie zum Tanzen bestimmt, so besteht sie aus zwei Repetitionen von je acht Takten und pflegt
keine geschwindern Noten als Achtel zu enthalten, da diese bei dem schnellen Tempo undeutlich werden würden. In größern
Tonstücken, als Satz im Charakter der Gigue, sind sowohl im Umfang als auch im Metrum Abweichungen gestattet. – Im 12. und 13. Jahrh.
war Gigue auch ein Saiteninstrument der franz. Ménestrels, das sich in dem deutschen NamenGeige (statt Violine)
erhalten hat, obwohl die altfranzösische Gigue zwar ein Bogeninstrument war, aber doch von unserer Geige bedeutend abwich.