Giers
,
Nikolai Karlowitsch von, russ. Staatsmann, geb. aus einer ursprünglich schwedischen, aber längst russifizierten Familie, begann seine amtliche Laufbahn im Konsulatsdienst, indem er als Sekretär [* 2] dem Konsulat in Jassy beigegeben wurde. Nach Bukarest [* 3] versetzt, stieg er hier zum Generalkonsul auf und wurde darauf zum ersten Botschaftssekretär in Konstantinopel [* 4] ernannt. Von hier ging er 1863 als Gesandter nach Teheran, dann nach Bern [* 5] und 1872 nach Stockholm. [* 6]
Als 1875 der Ministergehilfe im
Auswärtigen
Amt, Westmann, starb, ernannte ihn der
Reichskanzler
Fürst
Gortschakow, dessen
Nichte, eine
Prinzessin
Kantakuzenos, Giers
geheiratet hatte, zunächst zum
Direktor des asiatischen
Departements,
dann zum Ministergehilfen, und seitdem
Gortschakow sich thatsächlich von der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten zurückgezogen
hatte, war Giers
russischer
Minister des
Auswärtigen, doch ohne maßgebenden Einfluß, wie sich besonders
nach dem
Tod
Kaiser
Alexanders II. zeigte, als Ignatiew
Minister des Innern wurde und Giers
dessen panslawistische Wühlereien und
Ränke gegen
Deutschland
[* 7] und
Österreich
[* 8] nicht hindern konnte, obwohl er friedliebend gesinnt war. Erst nach seiner wirklichen
Ernennung zum
Minister des
Auswärtigen im April 1882 und nach Ignatiews Rücktritt erlangte Giers
die ausschließliche
Leitung der russischen auswärtigen
Politik und konnte seine Friedensliebe durch Wiederherstellung der guten Beziehungen zu
Deutschland und
Österreich bethätigen. Auch den afghanischen
Konflikt mit
England 1885 löste er in friedlicher
Weise.