Titel
Giannōne
1) Pietro, ital. Schriftsteller, geb. zu Ischitella in der Provinz Capitanata, erhielt zu Neapel [* 2] im Haus des Rechtsgelehrten Gaetano Argento seine Bildung und faßte hier den Plan zu seiner berühmten »Storia civile del regno di Napoli« (Neap. 1723, 4 Bde., und 1770, 7 Bde.; neue Ausg., Mail. 1823 f., 14 Bde.), an der er 20 Jahre arbeitete. Die Schärfe, mit welcher er in diesem Werk das Strebendes römischen Hofs und das Treibender Geistlichkeit überhaupt beleuchtete, zogen ihm Verfolgungen von seiten des Klerus zu. Vom Erzbischof exkommuniziert, sah er sich 1723 genötigt, Neapel zu verlassen und in Wien [* 3] eine Zufluchtsstätte zu suchen, wo er von Kaiser Karl VI. eine Pension erhielt. 1734 verlor er seine Pension und mußte auch Wien verlassen. Er begab sich nach Venedig; [* 4] bald aber faßte auch die dortige Regierung Verdacht gegen seine politischen Ansichten, den selbst seine zu gunsten der Seeherrschaft Venedigs über das Adriatische Meer herausgegebene »Lettera intorno al dominio del mare adriatico etc.« nicht zu zerstreuen vermochte.
In der Nacht des wurde er von Sbirren über die Grenze gebracht, nahm nun den Namen Antonio Rinaldo an und begab sich nach Genf, [* 5] wo er ausgezeichnete Aufnahme fand und seine Schrift »Il triregno, ossia del regno del cielo, della terra e del papa« vollendete. Durch einen falschen Freund nach einem savoyischen Dorf gelockt, ward er hier verhaftet und erst auf das Schloß Miolan, von da in das Fort von Ceva und endlich auf die Citadelle von Turin [* 6] gebracht, wo er starb. Nach seinem Tod erschienen von ihm: »Opere postume« (Laus. 1760; vermehrt, Vened. 1768, 2. Bde.),
aus denen die schärfsten Stellen gegen die römische Geistlichkeit schon vorher als »Anecdotes ecclésiastiques« (Haag [* 7] 1738) erschienen waren, und neuerdings »Opere inedite« (hrsg. von Mancini, Tur. 1859, 2 Bde.),
enthaltend: »Discorsi storici e politici sopra gli Annali di Tito Livio« und »La chiesa sotto il pontificato di Gregorio il grande«.
2) Pietro, ital. Dichter, geb. 1790 zu Campo Santo bei Modena, diente seit 1809 im Heer Napoleons I., trat nach dessen Sturz in Rom [* 8] mit Erfolg als Improvisator auf, zog sich aber durch seine politischen Ansichten Verfolgungen und längere Haft zu. Später lebte er in Paris, [* 9] seit 1848 in Florenz, [* 10] wo er starb. Unter seinen durch glühenden Patriotismus ausgezeichneten Dichtungen verdienen »L'esule« (Par. 1829) und »La visione« (das. 1833) besondere Erwähnung.