Ghyczy
(spr. ghitzi), Koloman von, ungar. Minister, geb. zu Komorn, studierte die Rechtswissenschaft, wurde 1830 zum Herrschaftsadvokaten an der königlichen Besitzung Ráczkeve (im Pester Komitat), 1833 zum ersten Vizenotar des Komorner Komitats mit dem Titel eines Obernotars, 1839 zum Komitatsobernotar ernannt. 1843 zum Mitglied des Reichstags gewählt, zeigte er große Geschäftsgewandtheit. Zugleich wurde er zum ersten Vizegespan seines Komitats gewählt, 1847 zum Protonotar an der königlichen Tafel und darauf zum Protonotar (ordentlichen Richter) an der Septemviraltafel, dem obersten Gerichtshof des Landes, befördert. 1848 ward er Unterstaatssekretär des Justizministers Deák.
Auch wurde er vom Komorner Komitat zum Mitglied des Reichstags von 1848 wieder gewählt. Nach dem Rücktritt Deáks (September) stand an der Spitze des Justizministeriums. Als der Reichstag im Dezember den Krieg mit Österreich [* 2] aufnahm, zog er sich ins Privatleben zurück. 1861 vom Komorner Komitat wieder ins Abgeordnetenhaus gewählt, wurde er Präsident desselben und Führer der Linken. Bei den Ausgleichsverhandlungen mit Österreich verfocht er die reine Personalunion, suchte 1867 als Mitglied der Delegation die Quote Ungarns für das gemeinsame Budget so niedrig wie möglich festzustellen, hielt sich aber seit dem Ausgleich selbst zur Opposition und von den Delegationen fern.
Erst 1873, als die Deáksche
Partei sich auflöste, bildete er eine Mittelpartei, die sich auf den Standpunkt
des
Ausgleichs stellte. Als im März 1874 das
Ministerium
Szlávy seine Entlassung nahm und der
Präsident des
Unterhauses,
Bitto;
mit
Bildung eines neuen
Ministeriums beauftragt wurde, übertrug er Ghyczy
das
Finanzministerium. Am 28. Okt. legte Ghyczy
dem
Unterhaus
das
Budget für 1875 vor und verlangte zur
Deckung des 28 Mill.
Gulden betragenden
Defizits einen Zuschlag
von 25 Proz. zu sämtlichen
Steuern
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mehr
und einige neue Steuern. Als diese Vorschläge nicht angenommen wurden, gab das Ministerium Bittó seine Entlassung,
und Ghyczy
wurde 5. März wieder zum Präsidenten des Unterhauses gewählt. Im April 1879 legte er sein Abgeordnetenmandat nieder und
zog sich in das Privatleben zurück.