Gherardi
del
Testa,
Tommaso, ital. Lustspieldichter, geb. 1818 zu Terriciuola im
Gebiet von
Pisa,
[* 2] studierte die
Rechte zu
Pisa und ließ sich dann als
Advokat in
Florenz
[* 3] nieder. Im J. 1848 kämpfte
er gegen die
Österreicher bei Montanara, dann bei
San Silvestro, wo er in die
Hände der Kroaten fiel, und wurde eine Zeitlang
auf der
Festung
[* 4]
Theresienstadt gefangen gehalten. Einen schon vor
Ausbruch der
Revolution begonnenen
Roman: »Il figlio del
bastardo«,
gab er nachher zu
Florenz heraus.
Fortan aber wendete er sich dem
Lustspiel zu. Die Lebhaftigkeit,
Frische und Natürlichkeit des
Dialogs bei toscanischer Reinheit
der
Sprache
[* 5] sowie die kecke
Laune und der glückliche
Humor seiner
Erfindungen verschafften den ersten
Versuchen sogleich einen
bedeutenden Erfolg. Am populärsten sind aus dieser
Epoche geworden: »Il sistema di
Giorgio«, »Cogli uomini
non si scherza«, »Il padiglione delle
mortelle«, »Il
regno di
Adelaide«,
[* 6] »Il sistema di Lucrezia«. Späterhin gab er seinen
Komödien eine größere Vertiefung und verfolgte ernstere
Zwecke, ohne von der ursprünglichen
Wirkung seiner frischen Begabung
etwas einzubüßen.
Auch gestattete die nationale
Wiedergeburt
Italiens
[* 7] seit 1859 seinem
Witz eine freiere
Bewegung in politischer
Richtung. »Le
[* 8] false letterate«, »La
moda e la famiglia«, »Le scimmie«, »La
carità pelosa«, »Le coscienze elastiche«, »Oro
ed orpello«, besonders aber »Il vero blasone« und
»Vita nuova« gehören dieser
Richtung an. Seine ungemein zahlreichen
Stücke
erschienen gesammelt unter dem
Titel: »Teatro comico«
(Flor. 1856-58, 4 Bde.). Außerdem schrieb Gherardi
die
Romane: »La farina del
diavolo« und »La
povera e la ricca« (1858), ein Sittengemälde, das hier und da an
Gil Blas erinnert, sowie eine Anzahl sehr gelungener politischer
Gedichte in der
Weise
Giustis. Gherardi
starb auf seiner
Villa bei
Pistoja, wo er seit
Jahren seinen
Wohnsitz hatte.