Ghasel
(Gasel), bei den Persern eine beliebte Form des lyrischen Gedichts, welche Rückert (1819) und Platen auch in die deutsche Litteratur eingeführt haben. Seine charakteristische Eigentümlichkeit besteht in der Wiederkehr desselben Endreims, der in den beiden ersten aufeinander folgenden Zeilen sich ankündigt, dessen spätere Wiederholung aber durch eine reimlose Zeile zur Vermeidung der Monotonie unterbrochen wird. In der letzten Zeile findet sich häufig der Name des Dichters angebracht. Das Metrum kann ein iambisches, daktylisches oder trochäisches sein; auch ist die Zahl der Zeilenpaare sowie der Versfüße gleichgültig, nur muß derselbe Rhythmus streng durch das Ganze durchgeführt werden. Nach dem Reim selbst wird in der entsprechenden Zeile oft noch ein einzelnes, bedeutsames Wort, ja ein kleiner Satz wiederholt. Beispiel:
Du Duft, der meine Seele speiset, verlaß mich nicht!
Traum, der mit mir durchs Leben reiset, verlaß mich nicht!
Du Paradiesesvogel, dessen Schwing' ungesehn
Mit leisem Säuseln mich umkreiset, verlaß mich nicht!
(Rückert.)
Die Form des Ghasels
eignet sich übrigens nur als
Band
[* 2] für aneinander gereihte
Sprüche, für Parallelismen
des
Gedankens und des
Bildes. Als unübertroffener
Meister desselben gilt bei den Persern
Hafis.