(Rhadâmes, das
Cydamus der
Römer),
[* 2] eine früher zu
Tunis,
[* 3] jetzt zu
Tripolis gehörige
Oase am
Rande der Aregsandwüste,
unter 30° nördl.
Br. Die fast kreisrunde, 1500-1600 m im
Durchschnitt messende
Oase wird ringsum von einer 6 km langen
Mauer
umschlossen, welche als
Schutz gegen den beweglichen
Sand derWüste dient. Im südwestlichen Teile liegt
die Stadt in welcher die berberischen
Beni Uled und
Beni Wasil in besondern ummauerten Teilen leben; außerdem wohnen hier
Araber,
Neger und
Mischlinge derselben, eine
Bevölkerung
[* 4] von 7000
Seelen, welche eine berberische
Mundart sprechen.
Die
Straßen sind eng, fast ganz bedeckt und daher dunkel; die flachen
Dächer bilden zusammenhängende
Wege, auf denen die
Frauen ihren
Markt für sich haben. In der Mitte der Stadt entspringt eine
Quelle,
[* 5] welche die Fruchtbäume
(25,000
Dattelpalmen, außerdem
Feigen-,
Aprikosenbäume u. a.) und
Felder der Umgebung bewässert. Die Beschäftigung der Bewohner
ist hauptsächlich Warentransport nach dem
Sudân, was ihnen durch ihr
Bündnis mit den
Tuareg, den Beherrschern
der Wüstenstraßen, erleichtert wird.
Die Entstehung des uralten
Ortes wurde durch das Vorhandensein einer reichen Süßwasserquelle veranlaßt, die auf dem großen
Handelsweg vom
Mittelmeer nach Innerafrika zwischen den Sanddünen des
Erg im W. und denen Edejens im SO. liegt. Die Bewohner
führen die Geschichte ihrer Stadt bis in die Zeit der
Patriarchen zurück, und
Duveyrier entdeckte daselbst
ein altägyptisches
Basrelief. Die Stadt ist Hauptort eines
Bezirks des nordwestlichen
Fezzan und Sitz eines vom
Gouverneur von
Tripolis eingesetzten
Kaimakams. Sie war ehedem, als ihre
Karawanen noch nach
Tunis gingen, reich und blühend und trieb
einen ansehnlichen
Zwischenhandel, der aber, seitdem die
Türken die Bewohner zwangen, nach
Tripolis zu handeln, durch
Abgaben
erdrückt wird. Jetzt kommen noch jährlich 2800 Kamellasten (350,000 kg) und 500 Sklaven beider
Geschlechter aus dem
Sudân
hierher.
(Gadames, Rhadames, Hauptstadt der westlichsten Provinz der türk. Regentschaft Tripolis in Nordafrika, 495 km
im SW. von Tripolis, zwischen der Dünenregion Areg und der Hammada el-Homra, in 350 m Höhe, liegt am Kreuzpunkte
wichtiger Handelsstraßen inmitten einer Oase, die, fast kreisrund, von einer Mauer umgeben ist; von den 160 ha, die diese
umschließt, sind nur 73 ha mit 63000 Palmen
[* 6] bepflanzt, das übrige ist wieder Wüste geworden. Die Stadt hat 6 Moscheen, 7 Schulen
und etwa 7000 E. Die Bewohner, stark mit Negern und Arabern vermischte Berber, treiben lebhaften Handel nach
Tripolis, Ghat, Kano, Timbuktu und Tuat und führen Elfenbein, Wachs, Rindshäute, gefärbte Ziegenfelle, Straußenfedern, Gold,
[* 7] Baumwollzeuge, Gummi nach dem Norden
[* 8] aus und Seide,
[* 9] Glasperlen, Wollstoffe, rote Kappen, Papier, Zucker,
[* 10] Zink und Kupfer,
[* 11] Waffen,
[* 12] Eisenwaren von dort ein. Seit der Occupation Algiers durch Frankreich hat sich der Handel von Ghadames noch gesteigert,
da die Eingeborenen die Rumi in Algier hassen und deshalb lieber Ghadames aufsuchen. Mitten in der Stadt entspringt eine Quelle von
30° C., der die Stadt ihre Existenz verdankt und die mit zur Bewässerung der Gärten voll Palmen, Feigen, Aprikosen, Quitten,
Gemüse und Getreide
[* 13] benutzt wird. Das Klima gilt für sehr gesund. Regen fällt äußerst selten. Während acht Monaten des
Jahres hat man eine Hitze von 35 bis 40° C., im Winter dagegen nachts bis 5° Kälte. Während der Äquinoktien wird der
Südwestwind zum gewaltigen Sandsturm. Die gänzlich zerbrochenen Lager
[* 14] von Dolomit- und Quarzblöcken
in der Umgegend verleihen dem sog. Plateau der Idole den täuschenden Anblick einer Ruinenstadt.
– Ghadames hieß bei den Römern Cidamus und wurde 19 v.Chr. von CorneliusBalbus, 646 von den Arabern erobert.