Gfrörer
,
August Friedrich, namhafter deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Kalw im württembergischen Schwarzwaldkreis, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung im evangelischen Seminar zu Blaubeuren und im Stift zu Tübingen, [* 2] das er 1825 verließ, worauf er einige Jahre in der Schweiz, [* 3] zeitweise als Gesellschafter und Sekretär [* 4] Bonstettens, und in Italien [* 5] lebte. 1828 in sein Vaterland zurückgekehrt, wurde er Repetent im Stift zu Tübingen und 1830 Bibliothekar an der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart. [* 6] Er widmete sich hier mit großem Eifer geschichtlichen Studien, deren erste Frucht ein Werk über »Philo und die jüdisch-alexandrinische Theosophie« (Stuttg. 1831, 2 Bde.) war. Seine Geschichte Gustav Adolfs (»Gustav Adolf, König von Schweden, [* 7] und seine Zeit«, Stuttg. 1835, 4. Aufl. 1863) machte Aufsehen durch die Hervorhebung der politischen Rolle des Schwedenkönigs und durch kühne Hypothesen über die Pläne Wallensteins.
Seine »Geschichte des Urchristentums« (Stuttg. 1838, 3 Bde.),
durch
Strauß'
[* 8]
»Leben Jesu« angeregt, suchte die
Erscheinung Jesu und seiner
Lehre
[* 9] historisch
zu begreifen und lieferte dafür wertvolle Materialien. In der »Allgemeinen
Kirchengeschichte« (Stuttg. 1841-46, 4 Bde.;
bis 1305), welche die Bedeutung der römischen
Kirche für die
Entwickelung des
Deutschen
Reichs ins
Licht
[* 10] stellt, spricht sich
eine unverhohlene Bewunderung der päpstlichen
Politik aus, und Gfrörer
wurde jetzt ein von den Ultramontanen
gefeierter Mann. Er folgte 1846 einem
Ruf als
Professor der Geschichte an die
Universität Freiburg.
[* 11] 1848 ins deutsche
Parlament gewählt,
zählte er hier zu den entschiedensten Anhängern der großdeutschen
Partei und den fanatischten Gegnern
Preußens.
[* 12] Nachdem
er in
Frankfurt,
[* 13] natürlich ohne Erfolg, eine Wiedervereinigung der Katholiken und
Protestanten beantragt
hatte, trat er 1853
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offen zum Katholizismus über und zeigte fortan die den Konvertiten eigne Intoleranz gegen Andersgläubige, obwohl er nie ein korrekt-gläubiger Katholik wurde. Er starb in Karlsbad. Von seinen spätern Werken sind durch die darin enthaltenen Ergebnisse geschichtlicher Forschung von einigem Wert: die »Geschichte der ost- und westfränkischen Karolinger« (Freiburg 1848, 2 Bde.),
die »Urgeschichte des menschlichen Geschlechts« (Schaffh. 1855, 2 Bde.) und »Papst Gregorius VII. und sein Zeitalter« (das. 1859-61, 7 Bde.; Register 1864). Nach seinem Tod wurden durch J. B. ^[Johann Baptist] Weiß seine Vorlesungen herausgegeben: »Geschichte des 18. Jahrhunderts« (Schaffh. 1862-73, Bd. 1-4, 1. Abt.);
»Zur Geschichte deutscher Volksrechte« (das. 1865-66, 2 Bde.) und »Byzantinische Geschichten« (das. 1872-74, 2 Bde.).
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stand ein umfassendes gelehrtes Material zu Gebote, das er mit der ihm eigentümlichen Energie zu kühnen Kombinationen und
tendenziöser Darstellung zu verwenden wußte; doch war seine Forschung nie gründlich und seine Werke daher wenig zuverlässig.