Gewürze
(Aromata), im allgemeinen alle diejenigen
Substanzen, welche
man in geringer
Menge den
Speisen zusetzt, um deren
Geschmack zu erhöhen, sie genießbarer und verdaulicher zu machen. Im weitern
Sinn gehören demnach zu
den Gewürzen
auch
Zucker,
[* 2]
Säuren,
Öle
[* 3] und das
Kochsalz; doch stellt man diese auch als
Würzen den Gewürzen
im engern
Sinn
gegenüber und rechnet zu letztern nur solche
Stoffe, welche vor allem in eigentümlicher
Weise reizend auf den
Organismus wirken.
Bei weitem die meisten Gewürze
entstammen dem
Pflanzenreich, und bei uns sind die wenigen tierischen
Stoffe,
welche überhaupt als Gewürze
benutzt werden
(Moschus,
Ambra,
Zibet, in
Peru
[* 4] gewisse
Fische
[* 5] etc.) ohne Bedeutung (s.
Gewürzpflanzen).
[* 6] Die Gewürze
wirken meist durch ätherische
Öle und
Harze. Einen Wert als
Nahrungsstoff haben sie nicht, denn sie ersetzen
nicht direkt, wie unsre
Nahrungsmittel,
[* 7] die im
Organismus verbrauchten
Muskeln,
[* 8]
Nerven
[* 9] etc., sondern sie verdanken ihre Bedeutung
nur ihrem
Gehalt an ätherischen
Ölen und scharfen
Stoffen überhaupt, welche in eigentümlicher
Weise auf die Verdauungswerkzeuge
und das
Nervensystem einwirken und den
Stoffwechsel wesentlich beeinflussen.
Wallungen und
Herzklopfen verraten die
Beschleunigung des
Kreislaufs, welche die Gewürze
hervorbringen. Weil die
Gewürze
die Verdauungsdrüsen reizen, so können sie die
Auflösung der
Speisen bis zu einem gewissen
Grad befördern. Es wird dann
das
Blut nicht bloß mit erhitzendem
Öl, sondern auch mit reichlichen Ersatzmitteln versehen. Es steigern sich die Ernährungsprozesse.
Das
Gehirn
[* 10] wird gereizt und die geistige Thätigkeit erhöht. In welcher besondern Art dies geschieht,
läßt sich bis jetzt nicht mit Sicherheit angeben; aber man darf annehmen, daß die Gewürze
weniger auf die Thätigkeiten
des
Verstandes hinwirken, sondern vielmehr, indem ihre
Wirkung mehr dem Gefühlsleben zugewendet ist, den
Leidenschaften mehr
oder minder Vorschub leisten. Daß
sie den entschiedensten Einfluß auf das Geschlechtsleben ausüben,
ist zweifellos. Zu große Gewürzmengen bringen Entzündungszustände hervor und verhalten sich überhaupt wie reizende
Gifte.
-
Schon die Alten verbrauchten große
Mengen Gewürze
, die sie vornehmlich aus
Ostindien
[* 11] bezogen. Im
Mittelalter trieb man aber, wie
im
Morgenland noch heutigestags, einen großen
Mißbrauch mit Gewürzen
, wogegen einsichtsvolle
Männer
vergeblich eiferten. Erst nach und nach wurde ihr
Gebrauch auf das heutige
Maß reduziert, eine
¶
mehr
Erscheinung, deren Grund wohl mit in der immer größer werdenden Ausbreitung der sogen. narkotischen Genußmittel liegen mag.
Die Gewürze
kommen im Handel vielfach im gepulverten Zustand vor, aber sie unterliegen dann so sehr der Verfälschung, daß man
beim Ankauf derselben die größte Vorsicht beobachten muß. Überdies eignen sich gepulverte Gewürze
sehr
wenig zur Aufbewahrung. Die Verfälschungen erkennt man mit Hilfe des Mikroskops.