Titel
Geßner
,
1) Salomon, Idyllendichter, Maler u. Radierer, geb. zu Zürich, [* 2] wo sein Vater Buchhändler und Mitglied des Hohen Rats war, kam 1749 als Lehrling in eine Buchhandlung zu Berlin, [* 3] verließ diese aber bald wieder und wandte sich der Landschaftsmalerei und Radierkunst zu, worin er es bald zu bedeutender Vollkommenheit brachte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg [* 4] kehrte in seine Vaterstadt zurück, wo er sich durch sein »Lied eines Schweizers an sein bewaffnetes Mädchen« (1751) und sein Gemälde: die Nacht (1753) einen Namen erwarb.
Die
Idee zu seinem größern Gedicht
»Daphnis« (1754) hat er aus Amiots Übersetzung des
Longos geschöpft. Der ersten Sammlung
seiner
»Idyllen«, die gleichzeitig mit seinem »Inkel und Yariko« 1756 erschien,
folgte 1758 sein
»Tod
Abels«, eine Art idyllischen
Heldengedichts in
Prosa, sein schwächstes
Produkt, und 1762 eine Sammlung
seiner »Gedichte« in 4
Bänden. Durch die
Malerei von der
Poesie abgezogen, ließ er erst 1772 ein zweites
Bändchen
»Idyllen« und die
»Briefe über die
Landschaftsmalerei« erscheinen. Er starb in Zürich.
Geßners
einst vielgepriesene
»Idyllen« feiern ein
goldenes Zeitalter ungestörter Eintracht, und obschon er sich auf Theokrit berief,
war er der arkadischen Schäferwelt der italienisch-französischen Hofpoeten des 17. Jahrh.
weit näher verwandt.
Eine süße, ja süßliche Traumseligkeit ohne gesunde
Empfindung und
Frische schmeichelte sich in das
Bedürfnis des
Zeitalters
nach friedseligem
Leben ein und täuschte über ihre Hohlheit. In der
Landschaftsmalerei hat sich Geßner
bleibende
Verdienste erworben;
seine
Radiernadel ist leicht und kräftig, seine
Prospekte sind ausgesucht und romantisch, besonders schön
aber seine
Bäume. Zu seinen besten Werken zählt man zwölf radierte
Landschaften, die er 1770 herausgab. Seine sämtlichen
Schriften erschienen Zürich
1777-78, 2 Bde. (in neuer Ausg.,
Leipz. 1841, 2 Bde.), und wurden auch
ins
Französische übersetzt (Par. 1786-93, 3 Bde.,
u. öfter).
Sein »Briefwechsel mit seinem Sohn« erschien Bern
[* 5] und Zürich
1801.
Sein
Leben beschrieben
Hottinger (Zürich
1796) und
Jördens in seinen
»Denkwürdigkeiten« (Leipz. 1812). Auf der
Promenade an der
Limmat wurde ihm ein Denkmal errichtet.
2)
Konrad,
Maler, Sohn des vorigen, geb. 1764 zu Zürich,
begann im elterlichen
Haus das
Studium der
Kunst, das er
später unter
Salomon
Landolt und
Heinrich Wuest
und seit 1784 auf der
Akademie zu
Dresden
[* 6] fortsetzte. Hier erregten schon im
folgenden Jahr seine Schlachtenstücke Aufsehen, besonders hinsichtlich der
Erfindung und
Anordnung. Im J. 1787 ging Geßner
nach
Italien,
[* 7] wo er sich ausschließlich der
Landschaftsmalerei widmete und mit besonderer Vorliebe eine
Reihe
Studien im
Geschmack des
Salvator Rosa ausführte. Im J. 1789 bereiste er
England und
Schottland und lieferte hier viele Gemälde
und
Zeichnungen. In
London
[* 8] versuchte er sich (1802) zuerst im
Radieren. Nach seiner Heimkehr (1804) lithographierte er auch
mehreres in für jene Zeit sehr gelungener
Weise. Er starb in Zürich.
3) Konrad von, s. Gesner 1).