Gesichtslä
hmung,
mimische Gesichtslä
hmung,
schiefes Gesicht oder Facialislähmung (Prosopoplegia), auch zu Ehren des engl.
Arztes
Charles
Bell (s. d.)
Bellsche Lähmung genannt, eine häufig vorkommende
Lähmung des siebenten, die Gesichtsmuskulatur versorgenden
Gehirnnerven
(Gesichtsnerv,
Nervus facialis), durch die das
Gesicht
[* 2] in sehr auffallender
Weise entstellt wird.
Gewöhnlich betrifft die
Lähmung nur eine Seite des
Gesichts, seltener beide. Die Gesichtsmuskeln der gelähmten Seite sind
dabei völlig unbeweglich, schlaff und ausdruckslos, was besonders beim Lachen,
Weinen und ähnlichen
Bewegungen auffällt;
der
Kranke ist nicht im stande, die
Stirn zu runzeln, die
Augen zu schließen und die Lippen zu bewegen,
er kann weder pfeifen noch blasen, beim Lachen bleibt der gelähmte Mundwinkel unbeweglich, die
Sprache
[* 3] ist häufig undeutlich,
und der Mundwinkel der gelähmten Seite steht tiefer, sodaß
das ganze
Gesicht schief verzogen erscheint. Am häufigsten entsteht
die
Krankheit bei sonst gesunden
Menschen durch starke Erkältungen, insbesondere durch plötzliche
Abkühlung
des erhitzten
Gesichts sowie nach Verletzung des
Nerven
[* 4] bei
Operationen, Verwundungen, Quetschungen (Ohrfeigen) und infolge
von entzündlichen Vorgängen innerhalb des Gehörorgans und der Schädelhöhle.
Man unterscheidet hiernach, wenn die
Ursache der
Lähmung am Ursprung des
Gesichtsnerven im
Gehirn
[* 5] liegt, eine centrale Gesichtslä
hmung, wenn
sie im Verlauf des
Nerven liegt, eine peripherische Gesichtslä
hmung. Der Verlauf der Gesichtslähmung
ist nach dem Sitz und
nach der Art der veranlassenden
Ursachen sehr verschieden; während rheumatische
Lähmungen bei zweckmäßigem Verhalten gewöhnlich
nach einigen Wochen oder
Monaten von selbst verschwinden, bleiben die durch Verwundungen, durch chronische Ohreneiterungen
oder andere entzündliche Prozesse bedingten
Lähmungen in der Regel für das ganze Leben zurück. Die
Behandlung besteht in frischen rheumatischen Fällen in Dampfbädern, warmen
Umschlägen,
Watte-Einhüllungen und spirituösen
Einreibungen und
Hautreizen; im weitern Verlauf leistet häufig die Anwendung des galvanischen
Stroms sowie der Massage die
besten Dienste.
[* 6]