[* 2] (frz. étage), in der
Baukunst
[* 3] soviel wie
Stockwerk. Man unterscheidet beim Wohnhausbau von unten nach oben
fortschreitend
Kellergeschoß
(Souterrain), Erdgeschoß
(rez-dechaussée), zwischen diesem und dem folgenden öfters ein Zwischen-
oder Halbgeschoß
(Entresol,
Mezzanin), dann das erste
Stockwerk (Hauptgeschoß,
bel-étage), das zweite,
dritte
Stockwerk u. s. w., endlich das Dachgeschoß
(Mansarde). Die Anzahl der Geschoß ist in den einzelnen
Ländern sehr verschieden,
am größten wohl in England und
Amerika.
[* 4] In
Deutschland
[* 5] ist die Zahl der Geschoß im städtischen Wohnhausbau meist abhängig von
der
Breite
[* 6] der betreffenden
Straße, da viele Bauordnungen verbieten, die Häuser höher zu führen, als
die
Straße breit ist, um den gegenüber liegenden
Gebäuden das Licht
[* 7] nicht zu sehr zu nehmen. Die Höhe des einzelnen Geschoß beträgt
für bessere städtische Häuser jetzt 3,5 bis 4,0 m lichte Höhe, sollte aber selbst in den bescheidensten Wohnhäusern
nicht unter 2,5 m. herabgehen.
[* 2] Wurfkörper, Projektil, auch
Kugel (frz. projectile), ein meist regelmäßig gestalteter, mit der
Hand
[* 8] oder
einer besondern Vorrichtung fortzuschleudernder Körper, der einen in größerm Abstand befindlichen Gegenstand treffen und
denselben gefährden oder vernichten soll. Geschoß, welche mit der
Hand entsendet werden, kommen jetzt noch bei Naturvölkern vor;
bei Kulturvölkern werden sie nur in
Verbindung mit Feuerwaffen als Kriegsmittel, zu Jagdzwecken, zur Selbstverteidigung u. s. w.
gebraucht.
Ein zufällig vorhandener oder mit Vorbedacht ausgewählter
Stein ist als das erste Geschoß zu denken. Ein zugespitzter
Stab,
[* 9] in
seiner Längenrichtung fortgeschleudert, kann bereits als ein Fortschritt gelten; er führte auf die Wurflanze,
den Wurfspieß/Speer oder Ger, die auch als
Stoßwaffen dienten. Hierher gehörte ferner das Wurfbeil und die Wurfkeule der
Kelten, sowie die noch heute im Gebrauch befindliche Wurfsichel der polynesischen
Stämme, der sog.
Bumerang (s.d.). Näheres
über
Speere, Wurfspeere und Wurflanzen s.
Speer.
Um den geworfenen Körper aus größerer Ferne oder mit erhöhter Wirkung und Genauigkeit auf
¶
forlaufend
903
den Gegner oder das zu erlegende Tier zu richten, als es mit der bloßen Hand oder in Verbindung mit der Schleuder
[* 11] möglich
war, benutzte man die Elasticität des Holzes, Horns, Stahls oder der Tiersehnen als bewegende Kraft.
[* 12] Die älteste Waffe der
Art ist der Bogen
[* 13] (s. d.), sein Geschoß der Pfeil (s. d.).
Im Mittelalter tritt zum Bogen die Armbrust
[* 14] (s. d.), mittels welcher der Bolzen (s. d.) geschossen wird, und der Valester (s. d.)
oder die Steinschleuder, welche Kugeln aus gebranntem Thon, Marmor oder Blei
[* 15] entsendet.
Zum Schlendern schwererer Geschoß dienten im Alter- tum und Mittclalter die Kriegsmaschinen (s. d.). So schössen die
Euthytonen der Griechen Pfeile von 0,75 bis 2 m Länge und einem Gewicht von 0,25 bis 2 kF, die Palintonen
warfen Steine von 4,5 bis 80 KZ Schwere. Bei denRömern findet sich zuerst der Feuerpfeil. (S. Falarika.) Die Byzantiner be- dienten
sich der Kriegsmaschinen, um Töpfe mit Griechischem Feuer (s. d.) auf den Feind zu schleu- dern. Im Mittelalter
warf man Steinkugeln und Steinmassen bis zu 30 Ctr.
Gewicht, auch Mengen kleiner Steine, die ähnlich wie der spätere Haael gleichzeitig entsendet werden, ferner mit Nägeln
be- schlagene Balken, Feuerpfeile, mit Brennstoffen ge- füllte Fässer, glühende Eisenstücke und selbst Leich- name von
Menschen und Vieb. Bei den Feuerwaffen scheint man anfänglich die Geschoß der mittelalterlichen Kriegsmaschinen bei- behalten und
namentlich große Pfeile und Stein- blöcke benutzt zu haben. Seit der Mitte des 14. Jahrh, trifft man hauptsächlich steinerne
Ku- geln, die je nach dem verfügbaren Material aus Marmor, Vafalt oder Ziegel bestanden, bisweilen auch
mit Blei überzogen waren.
Die Bearbeitung solcher Kugeln war häusig unvollkommen. Für kleinere Geschoß wird späterhin für leichtere Handfeuer- waffen
fast ausschließlich Blei benutzt, doch kommen im 15. und 16. Jahrh, auch bronzene Kugeln vor. Eiserne Vollkugeln, infolge der
noch seltenen An- wendung des Eisengusses anfänglich wenig ver- breitet, wurden unter Ludwig Xl. in Fra'.'.kvcich
zu- erst allgemein eingeführt. In Deutschland ist die EisenkMl erst gegen 1500 in größerer Menge an- gewandt worden.
Infolge des höhern specifischen Gewichts des Eisens gegenüber dem Stcin konnten die Kaliber herabgesetzt werden. GrößereHand feuerwaffen wenden gleichfalls eiferne Kugeln an. Glühende Eifcnstücke und -Kugeln hatte man fchon
aus den Gewerffen geschleudert, die Anwendung glühender Kugeln bei Geschützen beginnt mit etwa 1400. Andere Brandgeschossc
ls. d.) wurden noch lange Zeit aus Schleudermaschinen geworfen und konnten bei Geschützen erst dann Verwendung finden, nachdem
man dem Brandsatz eine ^toßplatte oder ein Gerippe von Eisen
[* 16] zum Schutz gegen die zertrüm- mernde Wirkuug
der Pulverladung gegeben hatte. So entstand die Brandkugel oder Karkasse ls. d.). Um 1450 kommen ähnlich eingerichtete Leuchtkugeln
vor.
Springende Kugeln sollen um 1430 von einem bürsten Malatesta von Nimini erfunden worden 1in; man nimmt an, daß sie aus zwei
zusammen- geschmiedeten Halbkugeln bestanden haben. Die im ganzen gegossenen eisernen Hohlkugeln sckeint
man zuerst als Handgranaten oder Handdombcn aus freier Hand oder aus kleinen Mörsern geworfen
m haben (1500). Bomben aus größern
Geschützen kommen um die Mitte des 16. Iabrh. vor. Die Anwendung cmcr größern Anzahl Geschoß zu cincm 6-nj.
l. ssig. 2. Schusse, der sog. Hagel- oder Igelschuß, scheint schon um 1450 bekannt gewesen zu sein. Aus
dem Hagel entwickeln sich die Kartätschen (s. d.); um 1590 wird die Veutelkartätsche erwähnt, ein mit
Handbüchsenkugeln gefüllter Sack, der mit Weiden- ruten korbartig umflochten ist. Eine andere Art, die Geschoßwirkung zu
verviel- fältigen, zeigen die Kettenkugeln
[* 10]
(Fig. 1) und die Stangenkugeln
[* 10]
(Fig. 2), bereits zu Anfang
des 16. Iabrh. .^^-^ erfunden.
Mit der weitern Ausbildung dcr Hohlkugeln ver- schwinden die Eteinkugeln, welche sich am längsten bei Mörsern erhalten
hatten. Steinhagel ans Mörsern behauptet sich bis in die neuere Zeit. Im 1.1609 (nach andern schon 1573) kommen
mit Bleikugeln gefüllte Hohlgeschosse ls. Hagel) vor, die indes erst 200 Jahre später als Shrapnels Bedeutung gewinnen.
Die zum Sprengen
[* 17] der Hohlkugeln bestimmte Pulverladung wird mit- tels eines Zünders, d. i. einer mit verdichtetem Pulversatz
gefüllten Holzröhre entzündet.
Dieser Brennzünder (oder Vrandröhre) sitzt in einer Öff- nung des Geschoß, dem Mundloch, und
wird anfänglich durch ein bcfonderes Zündloch im Geschützrohr beim Abfeilern des Gefchützcs entzündet. Man sprach infolgedessen
von Bomben mit zwei Feuern (ü. äeux t'6ux). Später überließ man es den Gasen der Ge- schützladung, welche durch den Spielraum
zum Zünder gelangen können, den letztern in Brand zu setzen. Schon Kasimir Simienowicz in seiner «^1-3
MÄZUK6 Artillerie» (1649) thut dessen Erwähnung; angenommen wird das Verfahren aber zuerst 1747 durch Valliöre in Frankreich.
Ein Regeln der Vrennzeit des Zünders nach der Flugzeit und Schußweite des Geschoß war schon um 1680 bekannt, indessen
kam es erst viel später zum allgemeinen Gebrauch. Schon um 1590 gab es Fallnindcr oder Perkussionszünder,
die sich beim Aufschlag des Geschoß entzünden', sie blieben indes bei der Mangelhaftigkeit ihrer Konstruktion noch lange ohne
Bedeutung. Kartätschen kamen namentlich durch Gustav Adolf (1620) beim Feldgeschütz zur Geltung und damit verschwanden Kettcnkugcln
u. s. w. bald.
Außer den Veutc-lkartätschcn wendete man Trauben- und Büchsenkartätschen an, bci jenen waren die Kugeln
aneinander gekittet und durch Netze verschnürt, bei diesen in cylindrischen Blech- büchsen enthalten. An Stelle der Bleikugeln
traten eiserne. Bei Mörsern kam der Wachtelwurf oder Granathagel (f. Granate) zur Anwendung, der sich ähnlich, wie die Kartätschen
aus Vollkugeln, aus kleinen Hohlkugeln zusammensetzt. Gegen Ende des^18. Jahrh, fanden sich als Geschoß der
Geschütze
[* 18] eiserne Vollkugeln, Hohlkugeln, bci Haubitzen Granaten,
[* 19] bei Mörsern Bomben'genannt, Kartätschen (namentlich in
Büchsen), Vrandkugcln, Brandgranaten
[* 10]
(Fig. 3) und Brandbomben ls. Brandgescbosse), Leuchtkugeln, bei schweren Mörsern auch
Steinhagel und ^ /^^ Wachtelwurf. DieV 0llkugeln (Fig. !) werden bei leichten Gefchützen in halb- kugelförmig
ausgehöhlten Spiegeln von Holz
[* 20] gelagert. Glühend gemacht dienen sie als Brand- geschosse. Die Hohlkugeln
[* 10]
(Fig. 5) sind konzcn-
trisch gcgosj'cn. Dic Einrichtung der V ü
¶
In: 1.1803 und zwar zunächst in England kommt das durch den engl. Obersten Shrapnel
[* 24] erfundene
schaft, daß der Schwerpunkt
[* 25] mit dem Mittelpunk! der Kugel zusammenfiel, und nahmen infolgedessen beim Schießen
[* 26] Drehungen
an, welche nicht vorher zu berechnen waren und einen ungünstigen Einfluß auf die Regelmäßigkeit der Flugbahn übten.
Durch eine absichtliche Verschiebung der innern Höhlung erreichte man bei den nunmehr excentrisch genann- ten Hohlkugeln,
deren Lage im Rohr entspre- chend geregelt wurde, eine regelmäßige Achsendre- dung, die auf die Tresffähigkeit günstig
wirkte und dem bisher wegen seiner Unregelmäßigkeiten in ge- ringem Ansehen stehenden Hohlgeschoßfeuer eine er-
[* 21]
Fig. 4. Geschoß gleichen
Namens auf, auch Grancttkartätsche ge- nannt.
Das Shrapnel ls. d. und ^. W7) ist ein mit kleinen Bleikugeln gefülltes Hohlgeschosi, mit Sprengladung und'Zünder (s. d.).
Letzterer mich der Schußweite entsprechend geregelt werden, sodaß das Shrapnel kurz vor dem Ziel zur
Zerteilung gelangt und seine Kugeln in einer Garbe auf den Feind schleudert. Nach 1815 fand das Chrapnel auch in andern ArtillerienAufnahme und wnrde allmählich vervollkommnet. Die Shrapnelhülle wurde in den Wänden möglichst schwach gestaltet und im
Innern des Geschoß eine Kammer für die Sprengladung ange- bracht.
Durch die Erfindungen von Bormann (s. d.) ^ig. 6.
[* 21]
Fig. 7.
[* 21]
Fig. 5. und
Breithaupt (s. d.) erlangte der Zünder eine be- liebige Tempierbarkeit.
Eine der vollkommensten Konstruktionen von Shrapnels glatter Geschoß zcigt das österr. Rundshrapnel
[* 21]
(Fig.
8, a Zünder, 6 Sprengladung, d Wandung, 8 Verstärkung,
[* 27] x Füll- lochschraube). Seit 1820
wurden auch
die gewöhnlichen Hohl- kugeln wesentlich verbessert durch Annahme der excentrischen Höhlung
[* 21]
(Fig. 9). Die bisher üblichen
konzentrischen Hohlkugeln hatten vermöge der Ungenauigleiten beim Gusse und der ungleich- mäßigen Dichtigkeit des Eisens
nur selten dic Eigcn- höhtc Bedeutung verlieh.
Infolge der Excentricität ward auch eine größere Schußweite der Granaten im flachen Bogen ermöglicht.
Die excentrischen Gra- naten und Bomben fanden besonders in Preußen
[* 28] eine hohe Ausbildung, wo es fpäter durch An- nahme der
Mpsen- statt der kugelförmigen Höhlung gelang, die Stetigkeit der Rotation noch zu steigern. Eine vervollkommnete Gestalt
der Leuchtkugel zeigt die engl. Fallschirmbombe. Die 1830 beginnende Vervollkommnung
der ge- zogenen Gewehre führte unter allmählicher Ver- drangnng der Kugel zu Geschoß von länglicher Gestalt.
Mittelpunkt und Schwerpunkt fielen nämlich bei der Kugel nie zusammen. Demzufolge ' nahm die letztere außer der fortschrei-
tenden auch eine drehende Bewegung an, deren Art und Richtung indessen nicht vorherznsehen und bei jedem
Schuß eine besondere war. Die Treff- genauigkeit der Kugel blieb stets eine äußerst geringe. Zur Abstellung dieses Übelstandes
führte man die Züge lf. d.) ein, welche die Kugel zu einer bestimm- ten, für alle Schüsse gleichbleibenden Drehung zwingen
sollten, dies aber we- gen der geringen Angriffsfläche, welche die Kugel den Zügen bot, nicht erreichen
konnten.
Die Einführung der Lang- gefchosfc war also eine wesentliche Ver- besserung, weil diese Geschoß die ihnen durch
die Züge gegebene Drehung um die Längcnachse im weitern Verlauf ihrer Flugbahn beibehielten. Da man diefen ein im Verhältnis
zum Querschnitt großes Gewicht geben kann, erleiden sie ferner eine verhältnismäßig geringere Verzögerung
durch den Luftwiderstand als die 'Rundgeschosse. Die Langgeschosse gelangten zuerst bei den Handfeuerwaffen zu allgemeiner
Verwendung. Eins der ersten Geschoß dieser Art, anfänglich iHpitz- ge schoß genannt, ist dasjenige des franz. Obersten Thouvenin
sl.844; s. Fig. 10). Später versah man die Lcmggeschosse im hintern
Teil mit einer
¶