Geschmack
(in psychologischer Hinsicht) scheint direkt aus dem
Tastsinn sich entwickelt zu haben; denn wenn bei vielen
niedern
Tieren bestimmte
Organe für die Geschmack
sempfindung nicht nachzuweisen sind, so dürfte der
Grund hierfür darin liegen,
daß gewisse empfindlichere
Tastwerkzeuge auch durch Geschmack
seindrücke in eigentümlicher
Weise erregt
werden. Bei den höhern
Tieren ist der Geschmack
aufs engste mit dem
Geruch verbunden: beide sind chemische
Sinne, welche durch Einführung
und
Zersetzung von
Stoffen in Thätigkeit geraten.
Ihre hohe Bedeutung für das
Leben des psychophysischen
Organismus verrät sich in ihrer Lokalisation am
Körper: der
Geruch hält
Wacht vor den
Atmungsorganen, der Geschmack
vor den Verdauungsorganen. Die
innere
Erfahrung unterscheidet sechs
Qualitäten:
bitter, salzig, süß, sauer, alkalisch, metallisch, von denen wahrscheinlich die ersten vier einfache
Qualitäten sind. Die
neuesten Untersuchungen von Öhrwall, Goldscheider,
Schmidt haben gezeigt, daß jede von diesen vier
Empfindungen an eine bestimmte
Art von
Nervenfasern, bez. Endorganen, gebunden ist, und daß die
Papillen mit solchen differenten
Fasern in verschiedenem
Verhältnis
ausgerüstet sind, wie sowohl die adäquate als auch die elektrische Reizung übereinstimmend lehren. Der Umstand, daß der
Geschmack
sehr stark mit Lust- und Unlustgefühlen versetzt ist, hat Veranlassung gegeben, den
Ausdruck auf das
ästhetische Gebiet zu
übertragen, was nach dem Vorgang der
Spanier,
Engländer,
Franzosen für die
deutsche Sprache zuerst 1727 durch
Bodmer und J. U.
^[Johann
Ulrich] König geschehen ist.