Geschirr
,
das gesamte zu einem Fuhrwerk gehörige Riemen- und Lederzeug, soweit es zur Anschirrung der Zugpferde gehört, ist entweder ein Kumt- oder Sielengeschirr, je nachdem die Pferde [* 2] mittels des um den Hals liegenden Kumtes oder bloß mittels eines um die Brust gelegten Riemens, des Brustblattes, ziehen. Das Kumt erhält seine Form durch die eisernen Kumtfedern, in manchen Gegenden (Süddeutschland) bei Last- und ländlichen Fuhrwerken statt deren durch das Kumtholz, das zu beiden Seiten oben in Hörnern endigt.
Die Kumtfedern endigen
oben in Riemenösen, unten die eine in eine Kettenöse, die andre in einen Kettenhaken (beim Militärgeschirr
,
beim Kutschgeschirr
auch in Riemenösen); hierdurch wird es möglich, die Weite des
Kumtes bis zu einer gewissen
Grenze
der
Brust des
Pferdes anzupassen. An den Kumtfedern ist innerhalb das Kumtkissen befestigt, ein mit
Leder bekleidetes
Polster,
zwei
Wülste bildend, deren größerer möglichst gleichmäßig an
Hals und
Brust des
Pferdes, um das
Durchziehen zu vermeiden,
anliegen muß, während der kleinere
Wulst nach vorn liegt.
Oben wird das
Kumt durch den Kumtfederriemen zusammengehalten und durch den Kumtdeckel bedeckt. Zu beiden
Seiten des
Kumtes sitzen an den Kumtfedern Blatthaken, Zugblätter oder Zugösen zum Einhaken oder Einschnallen der Zugtaue,
Zugstränge, Zugriemen oder Zugketten. Kutschgeschirre
haben meist aus mehrfachen
Lagen von loh- und weißgarem
Leder bestehende
Zugriemen, Lastfuhrwerke Zugketten oder Zugseile. In neuerer Zeit sind, namentlich beim
Militär, Drahttaue
versucht und günstig beurteilt, aber noch nicht definitiv eingeführt worden.
Der Kammdeckel, welcher hinter dem Widerrist liegt und dort mittels Gurte befestigt wird, ist der Träger [* 3] der Zugstränge; von dem Kammdeckel läuft ein Riemen mit einer Schlinge zum Schweif, der sogen. Schweifriemen; von ihm führen Kreuz-, Trage- oder Schweberiemen zum Tragen der Zugtaue seitlich herunter. Die Stangenpferde haben zum Aufhalten des Fuhrwerks in gebirgigen Gegenden, oder wenn sie in der Gabel gehen, einen Umgang, d. h. einen breiten, aus mehrfachen Lagen von Leder bestehenden Riemen, am Kumt befestigt, mit Trageriemen am Rückriemen hängend, in den sich das Pferd [* 4] mit den Hinterbacken beim Parieren hineinlegt. Zu diesem Zweck ist am untern Teil des Kumtes ein kurzer, starker Riemen (kurze Koppel) befestigt, in welchen die Steuerketten oder Steuerriemen eingehakt oder geschnallt sind, die an der Spitze der Deichsel sitzen.
Beim
Vier- und Sechsgespann sind die
Mittel- und Vordergeschirre
ähnlich
den Stangengeschirren
konstruiert;
nur fehlen die Teile zum
Parieren, also
Umgang und kurze
Koppel. Die Vorderpferde ziehen an den Zugtauen der Mittelpferde. Wird
das
Fuhrwerk nicht vom
Bock,
[* 5] sondern vom
Sattel aus gefahren, wie die Militärfuhrwerke, so ist nur zwischen Vorder- und Hinterzeug
der
Sattel eingefügt, an welchen jene durch Schnallriemen befestigt sind. Das Geschirr
ist in
seiner
Konstruktion bei der
Artillerie von wesentlichem Einfluß auf die leichte Beweglichkeit (Evolutionsfähigkeit) der
Geschütze
[* 6] und Munitionswagen und in neuerer Zeit vielfach verbessert worden.
Bei dem
Sielengeschirr führt statt des
Kumtes ein breiter
Riemen, das Brustblatt, um die
Brust des
Pferdes,
der nach hinten in die Zugriemen oder Zugstränge ausläuft und gegen das leicht bei ihm vorkommende
Durchziehen der
Pferde
häufig mit Rehfell gefüttert ist. Das Brustblatt wird durch den Halsriemen und durch den Kammdeckel in seiner
Lage erhalten.
Jedenfalls ist das
Kumt das für den Zug
zweckmäßigere Geschirr
, weil es die Schulterbewegung weniger beeinträchtigt
als das
Sielengeschirr; letzteres hat allerdings den Vorzug, daß es für verschiedenartige
Pferde leichter passend zu machen
ist als das erstere. Über das zur Bekleidung des
Kopfes der
Pferde dienende Zaumzeug s.
Zaum. - In der
Weberei
[* 7] versteht man
unter Geschirr
die
Schäfte am
Webstuhl
[* 8] nebst den
Schnuren und
Stäben, mittels welcher sie bewegt werden; daher
Geschirr
ordnung, die
Anordnung der
Schäfte zur Hervorbringung eines bestimmten
Musters. - Im Maschinenwesen begreift man unter
Geschirr
die Nebenteile einer
Maschine,
[* 9] wodurch die
Bewegung fortgepflanzt wird, z. B. die
Kammräder und
Getriebe
[* 10] bei
Mühlen
[* 11] etc.