[* 1] römische Bezeichnung für Deutschland, in der Dichtkunst und den bildenden Künsten die
Per-
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^[Abb.: J. ^[Johannes] Schillings Germania, vom Niederwalddenkmal.]
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sonifikation des Begriffs der zu einer politischen Gesamtheit vereinigten deutschen Länder. Dieser Begriff bildete sich etwa
seit Mitte der 40er Jahre, als die französischen Rheingelüste wieder in den Vordergrund traten. Er wurde zunächst durch
die Poesie plastisch gestaltet, dann durch den Kampf um Schleswig-Holstein weiter ausgebildet und gewann schließlich auch
durch die in den Schützen-, Sänger- und Turnerfesten gipfelnden Einigungsbestrebungen der 50er und 60er Jahre eine malerische
und plastische Erscheinungsform.
Die erste populäre Gestalt einer hat der Düsseldorfer Maler Karl Clasen (s. d.) in seiner Germania auf der Wacht am Rhein geschaffen.
Diese Verkörperung des Begriffs gewann durch die Jahre 1870 und 1871 noch mehr an Verbreitung. Die zahlreichen
Sieges- und Kriegerdenkmäler haben dann neue Typen geschaffen, von denen Schillings Niederwalddenkmal am volkstümlichsten
geworden ist. Diese Germania ist eine Verbindung der alten Schlachtenjungfrau (Walküre) mit der das allumfassende Vaterland versinnlichenden
deutschen Mutter (s. die Abbildung, S. 179).
[* 1] (Germanien) hieß bei den Römern erstens das Land im Norden der Donau und im Osten des Rheins bis zur Weichsel,
welches die von ihnen nicht unterjochten Germanen bewohnten (Germania magna); zweitens das meist auch
von Germanen bewohnte, aber seit Augustus als eine militär. Grenzprovinz (Provincia Germania) organisierte linke Ufer
des Rheins. Dieses zerfiel in Germania superior mit Mainz und Germania inferior mit Köln als Hauptort. An der Donau wurden
die röm. Provinzen Rhätien, Noricum und Pannonien gebildet.
Das Land zwischen Rhein und Donau, das durch den «Pfahlgraben» abgegrenzt und durch eine Postenkette an und hinter demselben
bewacht wurde, hatte Domitian an Kolonisten gegeben: es waren die Agri decumates oder Decumatischen Äcker (s. d.). Soweit
nicht röm. Kultur eindrang, sahen die Römer Germania als ein rauhes und sumpfiges Waldland an, das indessen
reich an Vieh und zum Ackerbau nicht ungeeignet sei. Quer durch von Westen nach Osten strich nach ihrer Vorstellung der Hercynische
Wald
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(Hercynia silva), in dem die alten Geographen die Gabreta (Böhmerwald), das Asciburgische oder Vandalische Gebirge (Riesengebirge),
die Sudeta (Erz-, Fichtelgebirge und Thüringerwald), den Teutoburgerwald, die Bacenis (Harz), den Taunus, die Abnoba oder den
Marcianischen Wald (Schwarzwald) unterschieden. Von den Strömen kannten sie Rhein und Donau nebst den Nebenflüssen; aber auch
die Ems (Amisia), Weser (Visurgis) und Elbe (Albis) hatten die Kriege ihnen bekannt gemacht. Handelsbeziehungen brachten ihnen
die Kunde von Oder und Weichsel, von der Ostsee und Skandinavien. (Hierzu Karte: Germanien im 2. Jahrhundert nach Christus.)
Im Mittelalter nannte man Germania oft schlechthin das Land östlich vom Rhein, und bei Italienern (Germania),
Engländern, Amerikanern (Germany) ist es noch heute die Bezeichnung des Deutschen Reichs.
Eine Hauptquelle unserer Kenntnis von den Germanen bildet die gewöhnlich «Germania» genannte Schrift des Tacitus (s. d.),
deren
vollständiger Titel wahrscheinlich «De origine situ moribus ac populis Germanorum liber» war. Ihre Genauigkeit wird allerdings
durch den rhetorischen Ausdruck und die romantische Stimmung, die auf dem Ganzen ruht, getrübt. Die Ausgaben
sind zahlreich, ebenso die Erläuterungsschriften. Zusammenzufassen suchte sie Ant. Baumstark in «Urdeutsche Staatsaltertümer»
(Berl. 1874); ders., «Ausführliche Erläuterung des
allgemeinen Teiles der Germania» (Lpz. 1875); ders., «Ausführliche
Erläuterung des besondern völkerschaftlichen Teiles der Germania des Tacitus» (ebd. 1880). -
Vgl. Bergk, Zur
Geschichte und Topographie der Rheinlande (Lpz. 1882);
Riese, Das rhein. Germanien in der antiken Litteratur (ebd. 1892).
(S. Germanen, Germanisches Altertum, Germanische Sprachen und die dort angeführte Litteratur.)
[* 1] die Personifikation Deutschlands, ist durch die bildenden Künste mehrfach als eine edle Frauengestalt im
Waffenschmuck dargestellt worden. Unter den Gemälden sind Lorenz Clasens Germania auf der Wacht
am Rhein (im Rathaus zu Krefeld) sowie Phil. Veits Germania (Museum zu Leipzig) die bekanntesten. Die zur Erinnerung au die deutschen
Siege von 1870 und 1871 errichteten zahlreichen Sieges- und Kriegerdenkmäler zeigen meist ähnliche Typen; so die Germania auf dem
Altmarkt zu Dresden (1880; modelliert von Rob.
Henze, in Marmor ausgeführt von Cellai in Florenz), die bronzene Kolossalstatue der Germania von Joh. Schilling auf dem 1883 enthüllten
Nationaldenkmal auf dem Niederwald (s. d.), die Germania von Siemering (Bronze) auf dem 1888 enthüllten Siegesdenkmal zu Leipzig;
ferner die 1893 von R. Begas modellierte und von Heinr. Seitz in München in Kupfer getriebene Kolossalgruppe
der Germania (8,5 m; die Germania zu Roß, zur Rechten geführt von einem Krieger, zur Linken vom Genius des Ruhms), bestimmt für das neue
Reichstagsgebäude in Berlin.
[* 1] täglich zweimal in Berlin erscheinende ultramontane Zeitung, mit einem unterhaltenden «Sonntagsblatt».
Verlag:
Germania, Aktiengesellschaft für Verlag und Druckerei in Berlin;
Chefredacteur: Eduard Marcour.
Die Germania wurde begründet
und war in erster Linie für die Katholiken Berlins und der Diaspora bestimmt, wurde aber nach Bildung der
Centrumsfraktion des
preuß. Abgeordnetenhauses und des Reichstages Hauptorgan und, namentlich im Kulturkampf, Stimmführerin
dieser Partei.
Bis 1878 hatte Paul Majunke die Leitung des Blattes, dann bis 1881 Adolf Franz.